Wohnmobil-Tour an die Costa de la Luz

Küste des Lichts werden Andalusiens Atlantik-Gestade genannt – die Costa de la Luz reicht von der Surfer-Hochburg Tarifa bis zur portugiesischen Grenze. Rund ums Jahr gibt’s hier viel Wind, aber auch Sonne, weite Strände und mehr.
Ortschaften mit besonderem Flair in den Bergen Andalusiens: Das sind die Pueblos Blancos, die „Weißen Dörfer“. Wegen ihrer in leuchtendem Weiß gekalkten Häuser an verschachtelten Gassen erinnern sie an die maurische Zeit von Al-Andalus (etwa achtes bis 15. Jahrhundert). Zu den schönsten der Pueblos Blancos zählt Vejer de la Frontera, auf einer Anhöhe unweit der Strände der Costa de la Luz gelegen. Es duftet nach Pinien, in engen Sträßchen rattern Autos über altes Kopfsteinpflaster, die Türen der liebevoll verputzten Häuser stehen oft offen und geben den Blick frei in verwinkelte Innenhöfe mit verwunschenen Gärten und Springbrunnen. In kleinen Bars und Bistros wird mittags der erste Wein getrunken. Von den Dächern des komplett denkmalgeschützten Städtchens geht der Blick weit über die Costa und das Meer bis Nordafrika. Nach einem kurzen Fußmarsch vom gemütlichen Hauptplatz Plaza de España bergauf ist das Castillo erreicht, eine Burg aus maurischer Zeit auf dem höchsten Punkt der Gemeinde. Auch ein Teil der alten Stadtmauern ist noch erhalten. Von der E 5/N 340 aus sollte man unbedingt die westliche, breitere Serpentinenstraße hinauf nach Vejer benutzen – sie führt direkt zu einem großen Parkplatz vor der Touristeninformation am Ortseingang, wo man mit dem Reisemobil auch gut stehen kann. Von dort aus sind es nur wenige Gehminuten bis ins Zentrum.
Älteste Stadt Westeuropas: Cádiz
Der Geruch nach Hafen und Meer liegt über Cádiz, zieht durch schmale Gassen der ältesten Stadt Westeuropas, mischt sich mit dem verlockenden Duft leckerer Tapas aus Bars und Restaurants. An der Uferstraße Campo del Sur erhebt sich die mächtige Catedral Nueva aus dem 18. Jahrhundert mit ihrer großen Kuppel und dem Mauerwerk aus Sandstein, das im Abendlicht leuchtet. Im Gassengewirr der Altstadt, auf einer Halbinsel gelegen und an drei Seiten von rauen Atlantikwellen umspült, kann man leicht die Orientierung verlieren (und dann einfach in einer von 1001 Bodegas oder Cerveceriás pausieren). Außerhalb des wuchtigen Stadttors Puerta de Tierra beginnt die endlos lange, schnurgerade Avenida Andalucía, die die Altstadt über einen schmalen Isthmus mit dem Festland verbindet und an der sich links und rechts große Wohnblocks am Strand aufreihen – die Bausünden der Moderne lassen schon mal vergessen, dass bereits vor 3000 Jahren erste Menschen hier siedelten. Die Atmosphäre im Zentrum ist maritim und bis heute auch ein wenig martialisch. Wegen der strategisch wichtigen Lage wurde Cádiz über Jahrtausende immer wieder Opfer von Angriffen und Zerstörung, die Altstadt ist von Mauern und wehrhaften Kastellen umgeben, und mehr als 120 Miradores, im 18. Jahrhundert erbaute Aussichtstürme, ragen aus dem Meer weißer Flachdachbauten und opulenter Paläste empor. Es gibt zudem sehenswerte Sammlungen und Museen. Wer den Mix aus bröckelndem Charme und maurischem Flair mag, kann sich rettungslos in diese eigenwillige 125.000-Einwohner-Hafenmetropole verlieben.
Natur pur: Coto de Doñana
Millionen Vögel vom afrikanischen und vom europäischen Kontinent kreisen über der grünen Weite des Nationalparks Coto de Doñana. Graureiher, Ochsenpfeifer, Störche & Co legen hier auf ihrem Weg zwischen Europa und Afrika eine Rast ein, andere finden Schutz zum Nisten und Brüten. Neben der Vogelwelt haben weitere Tierarten im Park ihren Platz, etwa der Elch oder der vom Aussterben bedrohte iberische Luchs. Mit seinen heute insgesamt 770 Quadratkilometern ist das mehrfach von Umweltkatastrophen heimgesuchte Naturgebiet das Größte seiner Art in Spanien und wurde von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Für eine Besichtigung hat man diverse Möglichkeiten: In der Region zwischen dem Seebadeort Matalascañas und dem berühmten Wallfahrtsort El Rocío gibt es Besucherzentren, Naturlehrpfade und geführte Touren. Vom nahe bei Cádiz gelegenen Ort Sanlúcar de Barrameda aus führt eine Bootstour auf dem Fluss Guadalquivir (großer Stellplatz direkt am Ufer) bequem in die Randbereiche des Parks.
Voller Genuss: Tapas und Sherry
So viel ist sicher: Hier an der Küste im Südwesten Andalusiens kann man sehr anständig essen – und vor allem auch trinken. Jerez de la Frontera, ein paar Kilometer von Cádiz entfernt im Landesinneren gelegen, ist berühmt für seine Bodegas, wo hervorragender Sherry ausgeschenkt wird. Wie fast überall in Spanien nascht man dazu leckere Tapas, herzhafte kalte und warme Kleinigkeiten, die oft in Schüsseln am Tresen aufgereiht sind – die Palette reicht von den guten heimischen Oliven, Schinken und Fleischbällchen über Schnecken und Sardellen bis hin zu Muscheln und Meeresfrüchtesalat (in größeren Portionen auch als Raciones serviert). Wer im Restaurant am eingedeckten Tisch speisen will, kann nach Spezialitäten der Region Ausschau halten: Seehecht-Eintopf zum Beispiel mit Zwiebeln und ganz viel Knoblauch oder leckere Muscheln auf Nudeln, Garnelen-Fladen aus Kichererbsenmehl mit reichlich Zwiebeln, dann ein süßer Nachtisch wie Poleá mit Zimt und Honig oder Pan de Cádiz, eine Leckerei mit Marzipan und kandierten Früchten. Achtung: Tapas in den Bodegas und Cerveceriás gehen formlos beinah rund um die Uhr über den Tresen, im Restaurant dagegen wird stets relativ spät gegessen (abends ab etwa 21 Uhr) – außerdem wartet man dort, bis der Kellner einen Tisch zuweist.
Paradies nicht nur für Surfer: Tarifa
Von den Zinnen des Castillo de Guzmán, im 13. Jahrhundert Burg des Stadtkommandanten von Tarifa, wirkt die afrikanische Küste zum Greifen nah. Am Kastell liegt der Hafen, von wo aus Fähren in weniger als einer Stunde das marokkanische Tanger erreichen. Hier, an der Straße von Gibraltar am südlichsten Zipfel des europäischen Festlands, treffen Mittelmeer und Atlantischer Ozean zusammen. In der von einer mittelalterlichen Wehrmauer umschlossenen Altstadt reihen sich Cafés, Surfershops und Hippieläden aneinander. Der Wind pfeift vor allem in den Wintermonaten beträchtlich, aber das ist den (meist jungen) Urlaubern nur recht: Tarifa zählt zu Europas Hotspots für Surfer und Kiter, die oft in ihrem Reisemobil am Strand übernachten – ein Ort mit lässigem Charme und einer ganz eigenen Magie.