Wohnmobil-Tour Luxemburg

Luxemburg ist mehr als nur Finanzplatz und Sitz etlicher europäischer Institutionen. Das Éislek, die Ardennen-Region, wartet mit Hochflächen und tiefen Tälern auf – und mit mancher Überraschung.
Zimperliche Fahrer großer Reisemobile, das sei gleich vorausgeschickt, werden in Luxemburgs Norden ein wenig leiden. Da rollt man oftmals über schmale Sträßchen, und, weil das Hochland von tiefen Flusstälern durchschnitten ist, hier und da auch über ebenso schmale Serpentinen mit engen Kehren.
Wir leiden nicht bei unserer Erkundungstour, im Gegenteil. Nach jeder Kehre präsentiert sich die vielgestaltige Landschaft neu – am liebsten würden wir alle paar Minuten anhalten, um den Ausblick zu genießen. Außerdem müssen wir ja gar nicht viel fahren in diesem kleinen Land, und wir parken sowieso gerne in einiger Entfernung zu einer Sehenswürdigkeit, um noch ein paar Schritte zu spazieren.
Kupferminen und Klangwanderwege
Zum Beispiel bei der Kupfermine in Stolzembourg. Wir treffen Hubert Schaul, den erfahrenen Minenführer, im kleinen Minenmuseum in der Rue Principale mitten im Ort. Anhand einiger Exponate und eines kurzen Films lassen wir uns in die Geologie der Region und die wechselvolle Historie des örtlichen Kupferbergbaus einweihen. Dann wandern wir entlang einem geologischen Lehrpfad eineinhalb Kilometer bergauf bis zum Mineneingang. Bewehrt mit Helm, Regencape und Gummistiefeln geht es da in die Unterwelt. Zwei bis drei Stunden dauern die Führungen alles in allem, es gibt sie von Ostern bis Ende Oktober, alle weiteren Infos dazu finden sich unter www.stolzembourg.lu
Natürlich kommen wir unter Tage nicht flott voran und bewegen uns immer wieder nur tief gebückt. Da wollen wir am nächsten Tag mal so richtig ausschreiten. Wir haben die große Auswahl zwischen prämierten Wanderwegen wie den „Escapardenne“ und den „Nat’Our Routen“, Themenwegen, lokalen Rundwanderungen und länderübergreifenden Trails ( www.escapardenne.eu, www.naturwanderpark.eu).
Den Klangwanderweg Hoscheid, nur 6,5 Kilometer lang, nehmen wir uns für den Anfang vor. Der Clou dabei: An 17 Stationen können wir unterwegs Halt machen und allerlei fantasievoll überwiegend aus Naturmaterialien gestalteten „Musikinstrumenten“ Töne entlocken. „ Nicht für Kinderwagen geeignet“ heißt es in der Beschreibung – und das trifft zu. Die Route verläuft streckenweise sehr steil und verlangt trotz ihrer Kürze gesunde Beine. Beim Startpunkt am Gemeindehaus in Hoscheid findet sich ein Parkplatz fürs Mobil, am Restaurant nebenan ein Stellplatz.
Was man im Éislek erleben muss
Radeln, unsere zweite Leidenschaft, nehmen wir uns für den nächsten Tag vor. Wir mieten uns am Bahnhof in Troisvierges bei Marco van Miltenburg zwei Pedelecs, um ein Stück des Vennbahnradwegs zu erkunden. Auf der ehemaligen Eisenbahntrasse könnten wir von hier via Belgien bis nach Aachen strampeln – 125 Kilometer durch entzückende Landschaften auf einem bestens ausgebauten und beschilderten, bequemen Fahrweg. Mehrere Bahnhöfe, ein Bus-Shuttle, zahllose Fahrrad- und Akkuladestationen, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten lassen viel Raum für die individuelle Gestaltung einer Radtour. Info: www.vennenbahn.lu, www.visittroisvierges.lu
„Beobachten, hören, tasten, riechen und schmecken: Entdecken Sie Ihre fünf Sinne auf spielerische Art!“ – die Werbebotschaft macht uns neugierig und lockt uns nach Lullange in den Park Sënnesräich. Jung und Alt haben hier Spaß und machen verblüffende Erfahrungen mit Zerrspiegeln und Mikroskopen, Klangröhren und Tasthöhlen, beim Balancieren, Riechen oder Antreiben von Wasserfontänen. Und ein hübsches Restaurant ist auch noch dabei. Info: www.sennesraich.lu
Etwas Besonderes möchten wir gerne von unserem kurzen Luxemburg-Trip mit nach Hause nehmen. Das finden wir in Kalborn, wo Norbert Eilenbecker seinen Hof hat. BEO, die „Bauereninitiativ fir d’Éislek an den Naturpark Our“, ist sein Werk, und er zählt zu den Vorreitern beim Anbau und der Verarbeitung von Hanf, Buchweizen und manchem mehr. Zwar versäumen wir das „Ourdaller Bléien an Beiefest“, das Blüten- und Bienenfest, das an jedem letzten Juni-Sonntag stattfindet, dürfen aber an einer Hofführung teilnehmen und uns mit Hanf-, Lein-, Mohn-, Rapsöl, Honig, Hanftee, glutenfreien Nudeln und Buchweizenmehl eindecken. Info: www.beo.lu
400 bis 500 Meter hoch gelegen ist das Éislek – mit robustem Klima und geprägt von Wald und Landwirtschaft. Damit die Menschen hier bei Kräften blieben, entwickelten sie eine deftige regionale Küche. Bei Spanferkel in Aspik, geräuchertem Schweinefleisch mit Bratkartoffeln, Sauerkraut oder dicken Bohnen, Würstchen mit Kartoffelbrei und Senfsoße, Königinpastetchen mit Pommes Frites oder Ardennenschinken mit Bauernbrot bleibt man nicht hungrig. Stäerzelen sind Buchweizenklöße, die zum Beispiel mit Speck angebraten werden können. Top-Adresse für Deftiges wie auch Feines: Koeppe Jemp Café & Restaurant in Hoscheid-Dickt, www.koeppejemp.lu. Unbedingt reservieren! Großer Parkplatz.