5 gute Gründe für die Wachau

Ein Landstrich zum Schwärmen: die Wachau, das schmale Donautal zwischen Melk und Krems in Niederösterreich. Steile Reblagen und malerische Orte sowie Burgen und Schlösser prägen ihr Bild.
1. Die Wachau ist eine genussreiche Gegend
Bei Familie Holzapfel im barocken Prandtauerhof in Joching im Herzen der Wachau werden jedes Jahr im Juli die Marillen erntefrisch eingekocht; sie bilden die Grundlage für ein ganzjährig offeriertes Menü aus Marillen-Gerstl-Risotto und Fisch in Marillensenfkruste. Die dazu passenden Weine des Hauses untermauern den exzellenten Ruf, den Karl Holzapfel genießt: Er zählt zu Österreichs besten Winzern. Zuständig für die delikaten Speisen sind Ehefrau Barbara und ihr Team. www.holzapfel.at
Einen guten Namen hat sich auch Bernd Pulker erarbeitet, der in Rührsdorf am Donau-Südufer einen Kultheurigen betreibt; dort kommt zu Omas Schweinsbraten auf Haubenniveau manch edle Weinrarität zum Ausschank. Die Zutaten liefern ausgesuchte Manufakturen aus der Umgebung. Bei schönem Wetter sitzt man draußen zwischen Rebgärten mit Blick auf das bezaubernde Tal. www.pulkers.at
2. Die schönen Aussichten
Sonnenanbeter und Badegäste tummeln sich vergnügt auf der großen Donauwiese mit Naturstrand in Rossatz-Arnsdorf, direkt neben dem Campingplatz der Gemeinde. Das Ufer bietet einen prächtigen Ausblick hinüber auf die Silhouette von Dürnstein mit dem blau-weißen Glockenturm des Stifts – überragt von der berühmten Burgruine. In den Mauern dort wurde anno 1192 der englische König Richard Löwenherz bei der Heimkehr vom Dritten Kreuzzug aus Palästina für Monate gefangen gehalten.
Für erfahrene Wanderer empfiehlt sich der Aufstieg vom westlichen Ortsrand in Dürnstein über den Vogelbergsteig hinauf zur gleichnamigen Höhe (546 Meter). Diese etwas anstrengende Tour gilt als eine Top-Wanderung; sie führt durch ein Meer aus Felsen und eröffnet immer wieder überwältigende Talblicke. Den wohl spektakulärsten Wachaublick, gerade im bevorstehenden Herbst, genießen jene Besucher, die zur Ruine Aggstein hinaufsteigen.Die sagenumwobene ehemalige Raubritterburg wurde häufig zerstört; gut erhalten ist dennoch der große Wehrgang. Das Burggasthaus verwöhnt die Wanderer mit feinen hausgemachten Mehlspeisen.
Eine großartige Aussicht weit über die Donau bis zu den Alpen eröffnet sich an klarenTagen vom riesigen Vorplatz von Maria Taferl aus, Niederösterreichs beliebtester Wallfahrtskirche.
3. Die kleinen Kostbarkeiten
Hinter Melk erhebt sich auf einem Felsen das Schloss Schönbühel, ein häufig fotografiertes Wachau-Motiv. Der in privaten Händen befindliche Grafensitz kann nicht besichtigt werden, doch nur wenige Gehminuten dahinter wartet ein besonderer Kunstschatz auf die Spaziergänger: Im ehemaligen Kloster Schönbühel wurde eine Nachbildung der Geburtsgrotte Jesu in den Stein gehauen. Auftraggeber war vor genau 350 Jahren Graf Starhemberg. Eine Bank davor lädt dazu ein, ein Weilchen innezuhalten und auf die Donau zu blicken.
Schon aus der Ferne fasziniert das ungewöhnliche Aussehen von Schloss Artstetten. Etwa drei Kilometer nördlich des Flusses blinken zwischen dem Grün mächtiger Baumkronen fünf zwiebelbekrönte schneeweiße Türme hervor. Das mehrfach umgebaute Schloss geht auf das 13. Jahrhundert zurück; heute präsentiert es sich im Renaissancestil. Berühmtester Besitzer war Erzherzog Franz Ferdinand, der 1914 in Sarajevo ermordet wurde. Ein Museum im Haus dokumentiert die damaligen Ereignisse und deren dramatische Folgen.
4. Krems und die Kunst
Die Stadt Krems hat knapp 24.000 Einwohner, weshalb die Zahl von bis zu 140.000 Besuchern, welche die Kunstmeile vor Ort jährlich verzeichnet, als überragender Erfolg zu werten ist. Berühmtheiten wie Yoko Ono und Mordillo stellen in der Wachau aus. Die Gründe für das große Interesse auf beiden Seiten sind vielfältig: Zum einen gilt das, was dort zu sehen ist, als ungeheuer spannend und brandheiß, zum anderen kommt die neue, frische Art der Präsentation beim Publikum sehr gut an. Zum Beispiel darf man sich auf den ausgelegten Kissen und Polstern in der Kunsthalle auch mal langlegen, um das Gezeigte entspannt zu betrachten – beziehungsweise von einem anderen, ganz ungewohnten Blickwinkel aus.
"Die Menschen in der Wachau, diesem uralten Kulturland, haben den Mut zur Kunst", sagt Gottfried Gusenbauer, Direktor des Karikaturmuseums in Krems. Besonders am Herzen liegt ihm das Deix-Haus im Obergeschoss. Manfred Deix, im Sommer dieses Jahres 67-jährig verstorben, war ein begnadeter Zeichner, Grafiker und Cartoonist, der sich auch als Musiker und Autor betätigte. Seinen Werken sagt man nach, sie seien genial, böse, gar bitterböse, schrullig, oft gnadenlos – in jedem Fall einzigartig. Deix selbst sprach vom "liebevollen Blick auf die Österreicher". Ein weiteres wichtiges Museumsthema ist die satirische ORF-Krimireihe "Kottan ermittelt"(1976–1983), die später auch in Deutschland viele Fans fand.
Und weil es mit der Kunst in Krems so gut läuft, ist auch schon bald das nächste große Projekt zu bestaunen. Im kommenden Jahr soll die "Galerie Niederösterreich" eröffnet werden: mit Kunstschätzen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
5. Die beliebten Radrouten
Sowohl das Süd- als auch das Nordufer sind in den Donauradweg eingebunden. Die rund 35 Kilometer lange nördliche Route führt von Emmersdorf nach Krems. Stationensind Aggsbach Markt, Spitz, Weißenkirchen und Dürnstein. Aus steilen Waldhängen ragen Felsen; Weinberge, Ruinen, alte Dörfer und gastfreundliche Heurige säumen den Weg. Der Ort Willendorf verdankt seinen Ruhm einem archäologischer Fund: Die "Venus", eine kleine Frauenskulptur (heute im Naturhistorischen Museum Wien), zeugt davon, dass die Gegend vor 50 000 Jahren besiedelt war. Die Südetappe von Melk nach Mautern ist gut 33 Kilometer lang. Sie verläuft am Fuß des Dunkelsteiner Waldes, eines der größten Waldgebiete in Mitteleuropa.
6. Lesertour
Der Campingbus ist schnell mit dem Nötigsten bepackt, und mein vierbeiniger Begleiter ist schon ganz aufgeregt. Frühmorgens geht es über Passau und Linz nach Weißenkirchen. Meine erste Raststation ist immer das Weingut & Heuriger Hermenegild Mang, da man hier bereits ab Mittag geöffnet hat. Ein Heuriger oder Buschenschank hat meist nur Brotzeiten und Kuchen, keine warmen Speisen, und die meisten von ihnen öffnen erst am Nachmittag.
Nach der ersten Stärkung machen wir einen Spaziergang an der Schiffsanlegestelle der Donau entlang. Hier legt auch die Donaufähre an, um das Ufer zu wechseln, sehr angenehm für Radfahrer und Wanderer. Weiter geht es nach Rossatz zum Campingplatz in Rossatzbach. Hier verzichtet man auf eine Umzäunung. Man kann schön in den Donauauen mit dem Hund laufen. In ein paar Minuten ist der Ort erreicht, ein kleines Restaurant ist auch am Platz. Die nächtliche Ruhe können höchstens Schleppkähne auf der Donau stören, wenn sie einen uralten und deshalb lauten Dieselmotor haben.
Am Vormittag geht es nach ausgedehntem Frühstück auf den Panoramaweg rund um Rossatzbach und Arnsdorf durch die Marillengärten und Weinberge. Immer wieder eröffnen sich Ausblicke auf den Ort oder das gegenüberliegende Dürnstein. Nachmittags fahre ich zusammen mit meinem vierbeinigen Begleiter mit der Motorfähre dorthin und wir durchstreifen Dürnstein. Es folgt ein schweißtreibender Aufstieg zur Burgruine, in der Richard Löwenherz 1192 gefangen gehalten wurde.
Am nächsten Tag verlasse ich den Campingplatz und fahre über Langenlois nach Retz im Weinviertel. Dort machen wir einen ausgedehnten Spaziergang durch die Weingärten. Auf der Rückfahrt suche ich mir einen Stellplatz in Langenlois beim Hotel Schloss Haindorf. WC und Waschgelegenheit befinden sich im Schloss. Der Platz liegt schön ruhig am Rand des Orts, den man zu Fuß in etwa 20 Minuten erreichen kann. Danach setze ich mit der Rollfähre über und fahre auf der anderen Donauseite bis zur Burgruine Aggstein. Den Aufstieg belohnt ein herrlicher Blick über die Donau. Nächste Station ist Camping Stumpfer, ebenfalls direkt an der Donau gelegen. Hier verbringen wir unsere letzte Nacht, und ich bin sicher: Im nächsten Frühjahr kommen wir wieder.
Wachau: Alle Infos für eine Wohnmobil-Tour
Anreise: Autobahn 1 Richtung Wien Ausfahrt Melk oder mautfrei via Schärding und Linz über die Bundesstraßen 129 und 3.
Auskunft: Donau Niederösterreich Tourismus GmbH, Schlossgasse 3, 3620 Spitz/Donau, Österreich, Telefon 00 43/2 71 33 00 60 60, E-Mail urlaub@donau.com, www.donau.com, www.austria.info
Sehenswürdigkeiten in Wachau
Schallaburg: Ursprünglich unter den Herren von Schallach im 13. Jahrhundert als gotische Burg erbaut und später zum Renaissanceschloss ausgebaut. Einzigartig: der prunkvolle zweigeschossige Große Arkadenhof, gesäumt von Götterfiguren und mythologischen Gestalten aus Terrakotta. www.schallaburg.at
Stift Melk: Mächtige Klosteranlage, die sich 57 Meter hoch über der Donau am Westeingang der Wachau erhebt. Zu den Hauptattraktionen zählen die reich geschmückte Stiftskirche und die barocke Bibliothek mit 100.000 Bänden, darunter viele kostbare mittelalterliche Handschriften. www.stiftmelk.at