Das bieten aktuelle Musikstreaming-Dienste im Vergleich
Was für ein Boost: Das neue Album von Kanye West, das exklusiv bei Tidal erschienen ist, soll die Nutzerzahlen bei dem Musikstreaming-Dienst mehr als verdoppelt haben. Doch wie gut ist Tidal eigentlich im Vergleich zu anderen Anbietern wie Spotify oder Apple Music?
Mit dem Release von "The Life of Pablo", dem siebten Studioalbum von Kanye West (38), ist dem Rapper und seinem Kollegen Jay Z (46, "The Black Album") ein echter Coup gelungen. Das exklusiv auf Jay Zs Musikstreaming-Plattform Tidal erschienene Album soll nicht nur millionenfach in weniger als zwei Wochen abgerufen worden sein, es soll die Zahl der Nutzer des Dienstes auch mehr als verdoppelt haben - von gut einer Million auf rund 2,5 Millionen, wie das US-Celebrity-Portal "TMZ" Insider zitiert. Doch wie gut ist Tidal im Vergleich mit anderen aktuellen Anbietern?
Was ist Musikstreaming?
Streaming ist "Musik auf die moderne Art", wie der derzeit inaktive - weil aufgekaufte - Dienst Rdio noch kürzlich beschrieb. Gegen eine monatliche Gebühr erstehen Nutzer das Recht, Musik online anzuhören und teils sogar herunterzuladen. Das ist vollkommen legal und ermöglicht es gerade Vielhörern, nonstop Musik zu lauschen, ohne sich ein Album kaufen zu müssen - eine Musik-Flatrate sozusagen. Alle aufgeführten Anbieter stellen zudem eine App zur Verfügung, mit der man seine Lieblingsbands auch unterwegs immer dabei hat.
Musik auf dem Smartphone
Die passenden Smartphone-Apps von Spotify, Tidal, Amazon Prime Music und Apple Music unterscheiden sich bis auf wenige Merkmale eigentlich nur kosmetisch voneinander. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sind sowohl die normalen Webauftritte als auch die Apps flüssig und ohne großen Aufwand navigierbar. Wer nicht gerade Smartphone-Anfänger ist, der findet sich bei allen Anbietern schnell zurecht.
Von Rap bis Schlager
Es gibt fast nichts, was es auf den meisten modernen Musik-Streaming-Plattformen in Sachen Titelauswahl nicht gibt - egal ob man nun amerikanischen Underground-Rap oder deutschen Schlager von Helene Fischer (31, "Atemlos durch die Nacht") sucht. Spotify bietet laut eigenen Angaben über 30 Millionen unterschiedliche Songs an, genauso wie Apple Music. Bei Tidal sollen es sogar über 40 Millionen sein.
Und auch bei der vergleichsweise geringen Auswahl von Amazon Prime Music hat sich in den vergangenen Wochen einiges getan. Die gut eine Million Songs umfassende Bibliothek wurde Ende Januar zum Beispiel um zahlreiche Künstler des Labels Warner Music Group erweitert - darunter Coldplay, Bruno Mars, Madonna und Ed Sheeran ("X").
Wie angesagt Musikstreaming ist, das zeigt auch, dass sich selbst ausgesprochene Streaming-Gegner wie zum Beispiel Thom Yorke (47) von Radiohead, AC/DC und Metallica offenbar nicht mehr wirklich dagegen wehren können. Im Sommer 2015 überdachten sie alle ihre Haltung und sind seither zum Beispiel bei Apple Music zu hören. Auch die Songs der Beatles sind seit Ende 2015 endlich bei allen großen Anbietern abrufbar. Exklusive Künstler oder Alben haben praktisch alle Dienste zu bieten. Wer auf der Suche nach bestimmten Artists oder LPs ist, der sollte die jeweiligen Testphasen der Anbieter nutzen, um seinen bevorzugten Service zu finden.
Zehn Euro im Monat
Auch die Geschäftsmodelle der Streaming-Dienste ähneln sich. Spotify bietet einen "Free"-Service an, der es ermöglicht, kostenlos Musik zu hören. Dafür muss der User mit Einschränkungen beim Funktionsumfang und mit Werbeeinblendungen leben. Lieder oder ganze Alben herunterladen und offline anhören können zum Beispiel nur Kunden mit sogenanntem "Premium"-Account, der mit 9,99 Euro pro Monat zu Buche schlägt. Die Werbung fällt dann natürlich weg. Wer sich neu anmeldet, der kann "Premium" 30 Tage lang kostenlos testen.
Apple Music bietet zwar keine kostenlose Mitgliedschaft an, dafür können Neukunden das Angebot sogar drei Monate lang unentgeltlich testen. Danach kostet ein reguläres Abo 9,99 Euro im Monat, eine Familienmitgliedschaft gibt es für 14,99 Euro. Amazon Prime Music bietet zwar eine sehr viel kleinere Songauswahl als die Konkurrenz, dafür ist der Preis auch sehr viel geringer. Der Service ist nämlich kostenlos bei jeder Prime-Mitgliedschaft enthalten, die unter anderem auch den Videostreaming-Service Amazon Prime Video beinhaltet. Das Paket kommt auf 49 Euro pro Jahr, also umgerechnet auf knapp vier Euro im Monat.
Und Tidal setzt auf ein ähnliches aber leicht abgewandeltes Modell wie Apple Music und Spotify. Der "Premium"-Service ist für 9,99 Euro pro Monat zu haben und kann gegen Aufpreis mit einer Familienoption aufgestockt werden. Je nachdem wie viele Menschen den Dienst mitnutzen wollen - bis zu vier zusätzliche User - steigt auch der Preis bis maximal 29,95 Euro im Monat. Zusätzlich bietet Tidal eine "HiFi"-Variante, in der im Gegensatz zu allen anderen Anbietern die Musik auch "Lossless" (Flac statt MP3/AAC) also mit einem verlustfreien Codec ausgespielt wird. Hier betragen die Kosten zwischen 19,99 Euro und 59,95 Euro.
Die Sache mit der Sound-Qualität
Audiophile Menschen dürften beim Gedanken an Streaming-Dienste die Nase rümpfen, doch für herkömmliche User ist das vollkommen unangebracht. Von gewohnter CD-Qualität können Durchschnittsnutzer die gestreamten Lieder mit Sicherheit nicht unterscheiden - bei keinem der Dienste. Wie bereits erwähnt ist Tidal allerdings der einzige Anbieter, der für anspruchsvolle Hörer in Frage kommen dürfte, da nur hier der Flac-Codec zum Einsatz kommt.
Spotify nutzt das Ogg-Vorbis-Format mit bis zu 320 kbps, bei Apple Music beträgt die AAC-Bitrate 256 kbps. Amazon streamt mit variabler Bitrate und ebenfalls bis zu 256 kbps. Otto Normalhörer wird hier aber keine großen Unterschiede feststellen können. Lade- und Wartezeiten gibt es bei einer entsprechenden High-Speed-Internetverbindung so gut wie nicht - egal bei welchem der Dienste.
Fazit
Da alle der hier erwähnten Anbieter kostenlose Probe-Mitgliedschaften anbieten, ist es natürlich sinnvoll, selbst den Praxistest zu machen. Am glücklichsten dürften die meisten User allerdings bei Apple Music, Spotify und Tidal werden, da hier das Angebot an Liedern ganz einfach sehr viel größer ausfällt als bei Amazon Prime Music. Dafür gibt es letzteres quasi kostenlos und werbefrei zu jeder Prime-Mitgliedschaft hinzu.