Catfishing: Worin besteht die Gefahr und wie kannst Du Dich schützen?

Was ist Catfishing genau?
Beim Catfishing erstellt und verwendet jemand eine falsche Online-Identität. Die Aktivität zielt dabei in der Regel auf eine Täuschung bzw. den Betrug anderer Menschen ab. Die Masche ist besonders in sozialen Netzwerken sowie auf Dating-Plattformen anzutreffen. Bekannt gemacht hat Catfishing der 2010 veröffentlichte Dokumentarfilm "Catfish" von Nev Schulman. Der Name soll auf eine angebliche Praxis im Fischereiwesen verweisen, bei der lebende Dorsche während des Transports zusammen mit Katzenwelsen - im Englischen Catfish genannt - gehalten wurden.
Wie läuft Catfishing ab?
Am Anfang des Prozesses steht die Erstellung einer möglichst glaubwürdigen Fake-Identität. Einige nutzen dafür frei erfundene Informationen - etwa durch Künstliche Intelligenz generierte Bilder. Andere Catfisher verwenden aber auch persönliche und teilweise gestohlene Daten realer Personen. Dazu zählen vor allem aus dem Internet heruntergeladene Fotos.
Der nächste Schritt besteht darin, diese falsche Identität - umgangssprachlich auch "Sockenpuppe" genannt - auf geeigneten Online-Plattformen zu präsentieren. Catfisher lassen sich entweder von potenziellen Opfern finden oder gehen selbst auf die Jagd nach ihnen. Dabei bemühen sie sich, zu Ihrem Gegenüber eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Den Anfang machen oft Komplimente sowie das Vortäuschen gleicher Interessen und Ansichten.
Ist ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut - was Wochen oder sogar Monate dauern kann - folgen perfide emotionale Manipulationen. Dabei täuschen Catfisher etwa im Rahmen von sogenannten "Romance Scams" vor, sich in das Gegenüber verliebt zu haben. Kriminelle bitten Opfer oft entweder direkt um Geld oder um persönliche Daten. Dazu nutzen sie immer wieder gezielt ermittelte psychische Schwachpunkte aus.
Welche berühmten Fälle von Catfishing gab es?
Der US-College-Footballer Manti Te'o geriet 2012 an einen Catfisher, der sich als Freundin ausgab und später sogar deren Tod vortäuschte. Dahinter steckte aber ein Mann namens Ronaiah Tuiasosopo, der sich gefälschter Fotos bediente. Das klingt spannend? Dann schaue doch in den Doku-Film "The Girlfriend Who Didn't Exist" von Tony Vainuku und Ryan Duffyhautnah herein, der diesen Fall aufarbeitet.
Ebenfalls als Frau gab sich ein Anhänger des Islamischen Staates (IS) aus. Er versuchte mit Fake-Profilen, neue Mitstreiter für die Terrororganisation zu gewinnen. Erfolg hatte er dabei unter anderem bei Mohamad Jamal Khwei. Dieser wurde im Jahr 2015 verhaftet, als er sich dem IS anschließen wollte.
Auf betrügerische "Romance Scams" setzte hingegen der US-Amerikaner John Edward Taylor. Zu seiner Masche gehörte es, sich als ehemaliges Mitglied des Geheimdienstes CIA oder der Elitetruppe Navy SEALs auszugeben, um Frauen zu beeindrucken. Nachdem er ihr Vertrauen gewonnen hatte, überwiesen Opfer ihm Tausende von US-Dollar. 2018 verurteilte ihn ein US-Gericht wegen Identitätsdiebstahls und Betrugs in mehreren Fällen zu einer Haftstrafe von 14 Jahren.
Warum überhaupt Catfishing?
Nicht alle Catfisher haben das gleiche Ziel. Tatsächlich existieren zahlreiche mögliche Gründe, die hinter der Täuschung stehen können. Allerdings gibt es einige Motive, die besonders verbreitet sind.
Oft geht es bei Catfishing um Betrug im engeren Sinne. Dabei wollen sich Catfisher auf Kosten beliebiger gutgläubiger Personen bereichern. Dazu schieben sie oft finanzielle Engpässe vor und bitten um Geldsummen. Einige Opfer fallen immer wieder auf die Tricks herein. So generieren professionelle Betrüger eine Art illegales Einkommen.
Daneben existieren Catfisher, die sich nicht irgendjemanden, sondern eine bestimmte Person als Opfer suchen. Viele wollen sich für ein vermeintliches Unrecht, das Ihnen angetan wurde, rächen. Hier geht es oft darum, einem bestimmten Menschen finanziellen oder emotionalen Schaden zuzufügen.
Catfishing kann auch das Ziel haben, Opfer von bestimmten Ansichten zu überzeugen. In diesem Kontext nutzen Gruppierungen und Einzelpersonen diese Masche vor allem in Bezug auf extreme politische oder religiöse Ansichten. So lassen sich Opfer im Erfolgsfall sogar rekrutieren oder in Täter verwandeln.
Dann gibt es auch noch Catfisher, die durch ein Fake-Profil nach emotionaler Befriedigung suchen. Oft erscheint ihnen ihr Alltag trist und langweilig. Deswegen schlüpfen sie eine neue Rolle und geben oft vor, ein aufregendes oder glamouröses Leben zu führen. Ihr Lohn ist dann die Anerkennung ihres Gegenübers. Einige möchten auch als Trolle Aufmerksamkeit erregen und betrachten den ganzen Prozess als Spiel.
Wie lässt sich Catfishing erkennen?
Einen 100-prozentigen Schutz vor Catfishing gibt es nicht. Es existieren jedoch einige Anzeichen, bei denen Du stutzig werden solltest.
Vielen Catfishern geht es um das Geld ihrer Opfer. Deswegen solltest Du bei finanziellen Forderungen generell stutzig sein. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Personen, die Du gerade erst online kennengelernt hast, um Geld bitten. Auch bei angeblichen finanziellen Notlagen solltest Du zunächst eine Prüfung vornehmen, statt direkt Geldbeträge zu überweisen.
Beim Catfishing gibt es mehr Schein als Sein. Da das Online-Profil gefälscht ist, möchten Täter in der Regel nicht nur persönliche Treffen, sondern auch die Video-Kommunikation vermeiden. Ist das auch bei Deinem Gegenüber der Fall, sollten Deine Alarmglocken anspringen. Führen Ausreden oder kurzfristige Absagen immer wieder dazu, dass es nicht zum persönlichen Kontakt kommt, ist Vorsicht geboten.
Reich, gutaussehend und charmant? Wenn etwas zu schön scheint, um wahr zu sein, dann ist es wahrscheinlich auch unwahr. Das gilt besonders für Profile voller Superlative und Fotos, die eher an ein Modell als einen realen Menschen erinnern.
Nachrichten, die vor Fehlern wimmeln und immer wieder zu nachtschlafender Zeit eintreffen, sind ein weiteres Warnsignal. Denn dann könnte hinter dem vermeintlichen Traumpartner aus der Region auch eine Person aus einer völlig anderen Zeitzone stecken, die die deutsche Sprache nur mangelhaft beherrscht.
Eine beliebte Masche bei Catfishern ist die Verlagerung der Kommunikation. Oft erfolgt der Wechsel von seriösen Plattformen dabei gezielt auf andere Portale. Beliebt sind dabei Kanäle, bei denen es keinen effektiven Schutz vor Betrügereien gibt.
Was droht Opfern von Catfishing?
Catfishing kann für Betroffene eine ganze Reihe von negativen Konsequenzen haben. Diese können das Leben direkt oder indirekt beeinträchtigen. In manchen Fällen droht sogar eine Gefährdung der Existenz.
Da Betrug zu den klassischen Motiven beim Catfishing gehört, müssen Betroffene besonders häufig finanzielle Einbußen erleiden. Laut Angaben der Federal Trade Commission (FTC) sollen allein durch "Romance Scames" im Jahr 2022 in den USA 70.000 Betroffene rund 1,3 Milliarden US-Dollar verloren haben. Da viele Opfer sich schämen, die Betrugsfälle zur Anzeige zu bringen, dürfte die Dunkelziffer noch deutlich höher sein.
Viele Catfishing-Betroffene leiden zudem unter psychischen Belastungen. Einige benötigen wegen Angstzuständen oder Depressionen sogar eine professionelle Therapie. Ertappte Catfisher verschlimmern dabei häufig noch die Situation der Betroffenen, indem sie diese unter Druck setzen und einschüchtern, um so eine Anzeige zu verhindern. Viele Opfer verlieren zudem zumindest zeitweise ihr Grundvertrauen in fremde Menschen, sodass es ihnen schwerfällt, neue Beziehungen zu knüpfen.
Durch Catfishing drohen Betroffenen ferner Reputationseinbußen. Das ist etwa der Fall, wenn Verbrecher intime Details öffentlich preisgeben. Bedroht sind hier besonders, aber nicht ausschließlich, bekannte Personen des öffentlichen Lebens. Teilweise nutzen Catfisher die persönlichen Informationen auch im Rahmen eines Identitätsdiebstahls zum Aufbau eines weiteren Fake-Auftritts.
Wie kann ich mich vor Catfishing schützen?
Mit einigen einfachen Tipps kannst Du das Risiko, Opfer von Catfishing zu werden, deutlich reduzieren. Sei in sozialen Medien und auf Dating-Plattformen generell vorsichtig. Gib persönliche und sensible Informationen nur an vertrauenswürdige Menschen weiter, die Du persönlich kennst. Überprüfe die Identität bei neuen Bekanntschaften und klopfe Geschichten auf Ungereimtheiten ab. Schlage ein Treffen an einem öffentlichen Ort und Video-Chats vor. Lehnt Dein Gegenüber immer wieder ohne gute Gründe ab und hat dabei stets neue Ausreden parat, ist wahrscheinlich etwas faul.