Warnsignale und Geheimcodes in Stellenanzeigen

Viele Floskeln in Stellenanzeigen sorgen bei Arbeitssuchenden für Verwirrung.
Der Stellenmarkt gleicht oft einem undurchschaubaren Dschungel großtönender Phrasen. Hochtrabende Berufsbezeichnungen und missverständliche Hinweise prägen das Wirrwarr der Stellenausschreibungen. Wir räumen mit dem Chaos auf und erklären die gängigsten Phrasen in Stellenanzeigen.
Ein Blick in die Jobbörsen dieser Welt verrät: Flexible, belastbare und eigenverantwortlich arbeitende Mitarbeiter werden zu Tausenden gesucht. Das Problem: Viele Arbeitssuchende werden aus diesen Angaben nicht schlau.
Das verbirgt sich hinter den gängigsten Floskeln in Stellenanzeigen:
- Individuelle Work-Life-Balance
Diese Formulierung schreit nach Überstunden am laufenden Band. Vorsicht! - Multitasking
Diese Anforderung gehört mittlerweile zu den meisten Jobs. Allerdings sollte man vorsichtig sein, dass einem nicht mehrere Jobs auf einmal aufgehalst werden. es droht Überarbeitung! - Multiprofessionelles Team
Klingt gut, kann aber bedeuten, dass viele Quereinsteiger, Aushilfen und ungelernte Kräfte künftig zu den eigenen Kollegen zählen. - Junges, dynamisches Team/ Unternehmen
Dieser Ausdruck impliziert, dass die zukünftigen Kollegen auch noch nicht lange im Unternehmen arbeiten und Arbeitsprozesse und Zuständigkeiten eventuell noch nicht klar geregelt sind. Wahrscheinlich wird es auch keinen Verantwortlichen geben, der die Einarbeitung übernimmt. - Flache Hierarchien
Hier kann der Arbeitnehmer selbst tätig werden und Entscheidungen treffen, muss aber auch für die Konsequenzen geradestehen. Außerdem gibt es wohl nur wenige Aufstiegschancen. - Familiäres Unternehmen
Seiner "Familie" kann man keinen Gefallen (wie z.B. Mehrarbeit) abschlagen, oder? - 24-Stunden Zugang zum Büro
Bei dieser Formulierung sollten die Alarmglocken läuten. Dies impliziert eine übersteigerte Erwartungshaltung der Anwesenheit im Büro. - Attraktives Gehalt
Dies sagt eigentlich nichts aus, denn ein attraktives Gehalt liegt im Auge des Betrachters. Zielführender sind Formulierungen wie: "überdurchschnittliches" oder "übertarifliches" Gehalt. - Innovatives Unternehmen
Dies kann bedeuten, dass der Arbeitnehmer mit einem hohen Tempo mithalten muss, oder totales Chaos vor Ort herrscht. - Hohes Maß an Eigenverantwortung
Dies bedeutet, es gibt so gut wie keine Führung oder Personalverantwortliche. Man muss sich seine Aufgaben suchen und dafür geradestehen. - Traditionsunternehmen
Hier sind die Strukturen und Hierarchien mit hoher Wahrscheinlichkeit festgefahren. - Flexibilität
Dies schreit nach Chaos vor Ort und das mit Garantie jeder Arbeitstag zahlreiche Überraschungen bereithält. - Belastbarkeit
Hier gab es wohl schon Fälle die mit der Arbeitsbelastung nicht klar gekommen sind. Besser die Finger von diesem Job lassen! - Organisationstalent
Bei dieser Beschreibung wird man voraussichtlich auf ein Unternehmen mit Strukturmangel treffen. Wer gerne Verantwortung übernimmt, sollte sich nicht abschrecken lassen. - Leistungsbezogene Vergütung
Hier wird wahrscheinlich nur ein geringes Fix-Gehalt gezahlt. Unbedingt klären, ob die Ziele realistisch zu erreichen sind. Nur für Freunde von Prämien und Boni.
Das Bewerbungsschreiben der Unternehmen
Bewerbungsschreiben sind eine leidige Angelegenheit. Möglichst prägnant und einprägsam sollen die eigenen Vorzüge angepriesen werden, ohne dabei vom Boden der Tatsachen abzuheben. Wer glaubt, dass nur Jobsuchende diese Hürde meistern müssen, liegt falsch.
Das Verfassen von Stellenanzeigen konfrontiert Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen. Die Firma muss sich in ein gutes Licht rücken, um möglichst viele Bewerber anzulocken. Gegenüber der "Welt“ erklärte Katharina Herrmann vom Bundesverband der Personalmanager: "Eine perfekte Stellenanzeige zu verfassen, ist eine hohe Kunst.“
Die meisten Stellenanzeigen sind nach dem gleichen Muster aufgebaut. Eine kurze Firmendarstellung macht den Anfang, das konkrete Stellenangebot folgt. Anschließend ist es gang und gäbe die Anforderungen an die Bewerber darzustellen und weitere Hinweise zu Bezahlung und Eintrittstermin zu geben.
Allround-Talente gesucht?
Viele Stellenanzeigen schüchtern potenzielle Bewerber ein. Schuld daran sind die breit gefächerten Anforderungen und missverständliche Floskeln. Wichtig ist es, dass Jobsuchende einen kühlen Kopf bewahren und die wichtigsten Kernpunkte erkennen.
Qualifikationen
Für alle Stellenanzeigen gilt: Das Wichtigste kommt zuerst. In der Regel werden die gewünschten Qualifikationen ihrer Priorität nach absteigend aufgelistet. An erster Stelle stehen somit die wichtigsten Anforderungen an den Bewerber. In Stellenausschreibungen gilt es außerdem "Muss-“ von "Kann-Kriterien“ zu unterscheiden.
Muss-Kriterien
"Muss-Kriterien“ sollte der Bewerber unbedingt erfüllen, um realistische Chancen auf den Arbeitsplatz zu haben. Phrasen wie "Erforderlich sind…“, "Voraussetzung ist…“ und "Erwartet wird…“ kennzeichnen die Pflichtkenntnisse.
Kann-Kriterien
Anders sieht es bei den sogenannten "Kann-Kriterien“ aus. Auch wenn man diesen Kriterien nicht in vollem Umfang gerecht wird, besteht die Möglichkeit, die Stelle zu bekommen.
Die Anforderungen sind häufig im Konjunktiv formuliert und gehen mit Floskeln wie "Hilfreich wäre…“, "Idealerweise…“ und "Ausbaufähige Kenntnisse in…“ einher.