Junge Unternehmer wollen gute Hartz-IV-Schüler mit 100 Euro belohnen

Brauchen Eltern Anreize für die Förderung ihrer Kinder? Junge Unternehmer fordern 100 Euro pro Schuljahr.
Nach den Vorstellungen der „Wirschaftsjunioren“ kämpfen Eltern und Schüler bald um Extra-Boni von immerhin 100 Euro pro Schuljahr. Den knapp 1,4 Millionen Schülern aus Hartz-IV-Familien solle ein Anreiz geschaffen werden, jedes Jahr einen Noten-Durchschnitt von 2,5 zu erreichen. Die Eltern, die wirklich in die Bildung ihrer Kinder investieren, würden so besser gestellt und belohnt.
Das Zeugnis des Kindes als neuer Arbeitsnachweis im Job-Center? Die Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Eva Fischer, die knapp 10.000 junge Unternehmer aus Deutschland vertritt, begründet ihre Initiative ganz nüchtern mit dem demographischen Wandel: „Wer soll unsere sozialen Sicherungssysteme finanzieren, wenn wir es nicht schaffen, junge Menschen zu guten Leistungen anzuspornen?“
Die Diskussionen um „Hartz-IV-Dynastien“ und Jugendliche, die als Berufsperspektive nur noch „Hartzen“ kennen, scheinen ihrer Idee von Bildungs-Anreizen zunächst Recht zu geben. Ob Eltern dafür bezahlt werden müssen, sich um ihre Kinder zu kümmern, und ob die Benotung durch Lehrer Extra-Geld bedeuten sollte, bleibt jedoch fraglich.
Nicht auszudenken wäre es, wenn dieser Vorstoß tatsächlich in ein Gesetz gegossen würden. Die Umsetzung würde zu Recht einige Fragen aufwerfen, die der Dauer-Diskussion um Hartz IV neues Leben einhauchen:
Soll der Steuerzahler wirklich die guten Noten von Hartz-IV-Empfängern finanzieren?
Gilt diese Regel auch für Eltern, deren Einkommen nur knapp über dem Existenzminimum liegen?
Werden Hartz-IV-Eltern ihren Kindern wirklich mehr helfen oder sie einfach „zum Arbeiten“ in die Schule schicken?
Was würden Sie mit dem Geld machen, welches Ihre Kinder in der Schule erarbeitet haben?
Muss diese Auszahlung nicht auch von der Begabung der jeweiligen Schüler abhängig gemacht werden? Werden Elternabende in Zukunft wegen der 100-Euro-Boni eskalieren?
Und ganz allgemein: Muss ein Anreiz, sich oder die eigenen Kinder zu fördern, nicht von innen kommen?
Wahrscheinlicher ist deshalb, dass dieser Vorschlag eine bewusste Provokation eines kleineren Wirtschaftsverbandes bleibt. Er steht damit in einer Reihe mit Sarrazin & Co.. Auch wenn sich deren Bekanntheitsgrad mit jedem populistischen Vorschlag erhöht: die deutsche Hartz-IV-Problematik bleibt ungelöst.