Private Krankenversicherung - für wen lohnt sie sich?

Teure, monatliche Beiträge für eine gesetzliche Krankenkasse und ein sinkendes Leistungsspektrum, bei dem für viele Behandlungen und Medikamente eine Zuzahlung erfolgen muss – das sind die wichtigsten Argumente, die Bundesbürger heutzutage an einen Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) denken lassen. Auch wenn dieser Wechsel nicht allen Bürgern hierzulande offensteht und von Berufsgruppe oder Einkommenshöhe abhängt, wünschen sich immer mehr einen privaten Schutz mit einem ansprechenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Ob der Wechsel in die PKV dabei überhaupt mit Ersparnissen verbunden ist oder der Verbleib in einer gesetzlichen Krankenkasse sinnvoller sein kann, ist individuell zu überprüfen und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab.
Der Wechsel in die PKV für Angestellte - in den meisten Fällen lohnenswert
Zu den Berufsgruppen, die am ehesten von einem Wechsel in die PKV finanziell profitieren können, sind klassische Angestellte zu zählen. Dies liegt an den strengen Voraussetzungen für den potenziellen Wechsel, da sie für den Wechsel in einen Volltarif die Versicherungspflichtgrenze mit ihrem Bruttojahreseinkommen überschreiten müssen. Dieses liegt für das Jahr 2012 bei gut 50.000 Euro, nur wenige Tausend Euro niedriger setzt die Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Krankenversicherung an. Da die Beiträge hier prozentual vom Einkommen abgezogen werden, entsteht bei entsprechend hohen Jahreseinnahmen eine bemerkenswerte, finanzielle Belastung, die sich durch den Wechsel in die PKV spürbar reduzieren lässt. Natürlich gilt dies umso stärker, je jünger und gesünder ein Versicherungsnehmer ist, gerade Akademiker in den ersten Jahren ihres Berufslebens profitieren somit.
Selbstständige und Freiberufler - finanzielle Möglichkeiten stets individuell abwägen
Da für Erwerbstätige in freien Berufen keine gesetzliche Krankenversicherungspflicht gilt, besteht hier die freie Wahl zwischen dem gesetzlichen und privaten Schutz. Für Selbstständige ist der private Schutz obligatorisch, da dieser die erzielten Jahreseinnahmen ebenfalls in einem nur gemäßigten Rahmen reduziert. Vor allem in den ersten Jahren einer selbstständigen Tätigkeit, in denen nicht mit großen Gewinnspannen gerechnet werden kann, gestaltet sich die Entscheidung für die PKV in Regelfall als lukrativer.
Selbiges gilt auch für Freiberufler, wobei hier künstlerisch oder journalistisch aktive Versicherungsnehmer eine genauere Analyse vornehmen sollten. Da ihnen die Möglichkeit einer Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse offensteht, die wie ein Arbeitgeber einen Anteil der Krankenversicherungskosten übernimmt, kann sich die Mitgliedschaft bei einer gesetzlichen Krankenkasse weiterhin lohnen. Neben dem finanziellen Aspekt sollte hierbei auch überdacht werden, welche Leistungen individuell benötigt werden und ob dieses Spektrum aktuell durch eine Krankenkasse in Deutschland erfüllt werden kann.
Private Krankenversicherung für Familien - oft ein teures Unterfangen
Zu den gesellschaftlichen Gruppen, die nur selten vom Wechsel in einen Volltarif der PKV profitieren können, zählen größere Familien. Grund ist die fehlende Familienversicherung, die eine wesentliche Größe in der gesetzlichen Krankenversicherung darstellt und die kostenfreie Mitversicherung des Ehepartners und leiblicher Kinder beim Hauptversicherungsnehmer ermöglicht. Genau diese Option ist bei Volltarifen der PKV nicht vorgesehen, für jedes einzelne Familienmitglied ist damit ein eigenständiger Vertrag abzuschließen.
Wenn sich ein Familienoberhaupt dennoch für die private Krankenversicherung entscheidet, kann dies aus anderen Gründen motiviert sein. Um sich und den eigenen Kindern eine optimale, gesundheitliche Versorgung zuzusichern, sind die leistungsstärkeren Volltarife der PKV die bessere Wahl. Mit einem hohen Einkommen, das eine finanzielle Zusatzbelastung für weitere PKV-Verträge zulässt, kann der Schwerpunkt eher im Leistungssegment gesetzt werden, wodurch der Wechsel in den privaten Gesundheitsschutz weiterhin sinnvoll erscheint. Über den Wechsel in die PKV nachzudenken, lohnt sich auch bei Familien mit zwei geregelten Einkommen in einem höheren Bereich, wo beide Erwerbstätige ohnehin für sich selbst einen Krankenversicherungsschutz abschließen müssen. Übrigens: Ist ein Elternteil in der PKV versichert und wird ein Kind geboren, kann dieses auch direkt in den privaten Schutz wechseln, der noch nicht einmal bei der gleichen Versicherung wie das Elternteil abgeschlossen werden muss. Günstige Tarife für Kinder von verschiedenen Anbietern des Versicherungsmarktes sind daher eine Überlegung wert.
Grundlegende Überlegungen vor dem Wechsel in die PKV
Unabhängig vom aktuellen Jahreseinkommen oder der Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe hängt der Vorteil eines Wechsels in die private Krankenversicherung von persönlichen Wünschen und Vorlieben ab. Wie angedeutet, ist es nicht alleine der finanzielle Faktor, der einen Ausschlag über den Wechsel geben sollte, selbst wenn dieser bei den meisten Wechselwilligen eine Rolle spielt und z.B. durch Vergleichsrechner im Internet mühelos analysiert werden kann. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, welche Leistungen überhaupt für den monatlich einzuzahlenden Beitrag erwartet werden können und ob hier ein Spektrum geboten wird, das den eigenen Vorstellungen entspricht.
Der medizinische und technische Fortschritt hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Erkenntnisse und wirksame Behandlungsmethoden hervorgebracht, die sich auch in der Beitragshöhe von Krankenversicherern widerspiegelt. Sowohl gesetzliche Krankenkassen wie auch private Anbieter sind daher nicht davor gefeit, ihre Beitragshöhen anzupassen, so dass im Laufe von Jahren und Jahrzehnten ohnehin mit individuell steigenden Kosten für die gesundheitliche Absicherung gerechnet werden sollte. Derartige Zusatzkosten werden von verschiedenen Versicherungsnehmern auch akzeptiert – solange sie hierfür eine gesundheitliche Absicherung nach Maß erhalten.
Natürlich kann niemand heute schon abschätzen, welche Erkrankungen in einigen Jahrzehnten auftreten und zu Behandlungskosten führen werden. Neben der mehr oder weniger hohen Beitragshöhe für den Schutz einer privaten Krankenversicherung sollten jedoch die Kosten bedacht werden, die bei Mitgliedschaft in einer Krankenkasse durch Zuzahlungen aus eigener Tasche nötig werden. In den letzten beiden Jahrzehnten sind bekanntlich verschiedene Leistungen aus dem gesetzlichen Leistungskatalog gestrichen worden. Steigende Kosten dürfen auch in den nächsten Jahren zu weiteren Streichungen führen, für viele Behandlungen und Medikamente sind daher die Behandlungskosten ohnehin privat zu tragen. Mit einer einfachen Analyse dürfte sich schnell feststellen lassen, dass hier individuell besser in eine leistungsstarke Absicherung durch eine private Krankenversicherung investiert werden sollte, was unter dem Strich zu geringen Gesundheitskosten über Jahrzehnte hinweg führen kann.
Zusatzversicherungen als sinnvoller Kompromiss
Vielen Bundesbürgern ist der Wechsel in einen Volltarif der PKV aus Gründen eines zu niedrigen Einkommens gar nicht möglich, dennoch möchten diese von umfassenden Leistungen der Privatpatienten profitieren. Wer sich in dieser Situation befindet, sollte über Zusatztarife nachdenken, die monatlich meist nur wenige Euro kosten und dabei einen umfassenden Schutz echter Privatpatienten in verschiedenen Gesundheitsbereichen zusichern. Gerade wer individuelle Schwächen und Probleme kennt, dürfte z.B. von einer Zahnzusatzversicherung oder einer privaten Pflegeversicherung profitieren. Zwar ist dies nicht mit dem kompletten Wechsel in die private Krankenversicherung gleichzusetzen, sorgt jedoch für geringe Mehrkosten für eine optimale, gesundheitliche Absicherung in vielen Bereichen.
Redaktionelle Beratung: www.impuls24.de