Krebsmythen unter der Lupe
Elektrosmog, Lebensmittelzusätze, Stress - viele Substanzen oder psychische Belastungen werden mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht. Aber was ist dran an den Mythen um die Begünstigung von bösartigen Tumoren?
Lange Zeit wurde Büstenhaltern nachgesagt, dass sie durch das Abklemmen von Lymphbahnen das Entschlacken der Brust verhindern und somit die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken erhöhen würden. Demnach sollten vor allem Frauen mit großem Busen anfällig für ein Mammakarzinom sein, da diese schon früh auf einen BH zurückgreifen müssten. Wissenschaftlich lässt sich dieser Zusammenhang nicht nachweisen - weil es keinen gibt.
Amalgam: Kritiker warnen aufgrund des im Amalgam enthaltenen Quecksilbers, das giftig ist, vor Gesundheitsschäden und führen Krankheiten wie beispielsweise Autismus, ADHS, Alzheimer oder auch Krebs, auf eine chronische Quecksilbervergiftung zurück. Wissenschaftliche Studien konnten diese Annahme bislang allerdings nicht bestätigen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stellte fest, dass ordnungsgemäß eingesetzte Amalgamfüllungen keine Gefährdung für die Gesundheit eines Patienten darstellen. Ausnahmen bilden nur seltene lokale Reaktionen im Mund und in sehr seltenen Fällen allergische Reaktionen.
Krebspatienten wird von verschiedenen Seiten ans Herz gelegt stark auf ihre Ernährung zu achten, denn durch falsche Nahrungsaufnahme würden Tumore im Körper gefüttert und dadurch noch größer. Sinnvoll sei es dagegen den Krebs konsequent auszuhungern. Nach Angaben des Krebsinformationsdienstes lassen sich diese Warnungen nicht nachvollziehbar begründen. Allerdings kann eine ballaststoffreiche Ernährung dabei helfen, die Verdauung anzuregen und dadurch krebsfördernde Stoffe besser abzutransportieren.
Aspartam, Mononatriumcarbonat oder Carotin - die Herkunft vieler Inhaltsstoffe auf Fertigprodukten ist für die meisten Verbraucher nicht nachvollziehbar. Aus Misstrauen gegenüber unbekannten Zusatzstoffen wird Angst und so verbreiten sich Schreckensmeldungen über vermeintlich gefährliche oder sogar krebserregende Zusatzstoffe rasend schnell. Dabei geht nach heutigem Erkenntnisstand keine Gefahr von ihnen aus. Denn bevor ein Inhaltsstoff den Weg in ein Produkt findet, muss dieser erst zugelassen und somit als unbedenklich eingestuft werden. Dementsprechend ist die Sorge unbegründet - auch wenn keine endgültige Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt werden kann, da die Forschung nie abgeschlossen ist.
Seit den 80er-Jahren, als in einer großen Studie die Häufung von Leukämiefällen bei Kindern, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen wohnten, festgestellt wurde, gilt sogenannter "Elektrosmog" als krebserregend. Wissenschaftliche Studien, die sich seitdem mit dem Thema Elektrosmog und Krebs befasst haben, konnten bislang allerdings keinen Zusammenhang nachweisen. So sah es auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer Risikobewertung von 2007. Inwieweit das Leukämierisiko bei Kindern durch Elektrosmog steigt, konnte bislang allerdings nicht abschließend beantwortet werden.
Wer mit einem Handy telefoniert ist einem größeren Risiko für Hirntumore ausgesetzt. So zumindest lautet das Vorurteil gegen Mobiltelefone. Diese Annahme konnte bislang allerdings auch in großangelegten Untersuchungen nicht bestärkt werden. In der europaweit durchgeführten Interphone-Studie wurde herausgefunden, dass auch Personen, die mit dem Handy telefonieren, nicht öfter an Hirntumoren erkrankten als Handygegner. Anders verhält es sich bei Vieltelefonierern: Befragte, die in ihrem Leben mehr als 1640 Stunden mit dem Handy telefoniert hatten und die Geräte bereits in den 90ern nutzten, als die elektromagnetische Strahlung der Geräte noch stärker war, erkrankten tatsächlich häufiger an Hirntumoren. Doch auch hier ist die Forschung nicht abgeschlossen - ebenso wenig wie bei der Untersuchung der Auswirkungen von Handystrahlung auf Kinder und Jugendliche.
Es gibt Spekulationen darüber, dass bestimmte Persönlichkeitstypen eher zu einer Krebserkrankung neigen als andere. So sollten depressive, selbstaufopfernde und angepasste Menschen häufiger an Krebs erkranken als solche, die diese Persönlichkeitsmerkmale nicht aufweisen. Inwieweit die Psyche tatsächlich einen Einfluss auf die Gesundheit hat, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. Es existieren Hinweise, dass seelischer Stress das Immunsystem beeinflusst - ob dadurch allerdings ein Krebsleiden hervorgerufen werden kann, ist unklar. Weitgehend wird die Vorstellung, dass eine bestimmte Persönlichkeit Krebs verursachen kann in Wissenschaftlerkreisen abgelehnt.
In stressigen Situationen oder Phasen beschleunigt sich der Puls und Blutdruck und Blutzuckerspiegel schießen in die Höhe. Dadurch ist der Mensch in Gefahrensituationen oder auch im Arbeitsalltag leistungsfähiger und im Stande schneller zu reagieren. Mit ausreichenden Ruhephasen zwischen Stressperioden ist Stress also durchaus als positiv zu bewerten. Sobald Stress aber den Dauerzustand darstellt, bleibt der anregende Effekt aber aus, da Körper und Psyche durch die große Anspannung zu Erschöpfungserscheinungen neigen. Dabei kann die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt werden, ein Zusammenhang mit Krebs besteht nach aktuellem Erkenntnisstand allerdings nicht. Wobei zu beachten ist, dass gestresste Menschen zu ungesundem Verhalten wie Rauchen und übermäßigem Konsum von Alkohol neigen - was nachweislich das Krebsrisiko erhöht.