Miami und die Keys: Hop on - hop off
Miami und die Florida Keys in sieben Tagen erobern zu wollen - das ist mindestens so ambitioniert wie der Versuch amerikanischer Touristen, ganz Deutschland in einer Woche zu entdecken. Da ist freiwillige Selbstbeschränkung angesagt.
Nie war Miami attraktiver als heute - auch nicht zu seligen Miami Vice-Zeiten in den bunten Achtzigern. Und dann locken in Florida ja auch noch die benachbarten Keys. Das ist viel Urlaubsstoff auf einmal - zuviel für einen Kurztrip.
The Biltmore - Hotel in ehrwürdigen Gemäuern
Das kleine Einschussloch in einer Wand der Everglade Suite des Biltmore Hotel ist nie beseitigt worden. Die Kugel galt einem Leibwächter von Al Capone - Capone war in den 30er-Jahren Stammgast. Ebenso wie damalige Hollywood-Größen wie Ginger Rogers, Judy Garland oder Bing Crosby und der eine oder andere US-Präsident. Die Gemäuer des ehrwürdigen Grandhotels, in deren Mitte eine Nachbildung der Giralda, des Turms der Kathedrale von Sevilla, in den Himmel ragt, haben viele Geschichten zu erzählen. Sie handeln von rauschenden Festen und von Aquashows vor 3.000 Zuschauern im riesigen Hotelpool. Dazu passt, dass ein gewisser Johnny Weissmüller dort Bademeister und Schwimmlehrer war, bevor er sich als Tarzan von Liane zu Liane direkt in die Herzen der Filmfans schwang.
Neunzig Jahre alt wird The Biltmore, das von 1942 bis 1968 als Militärhospital lange zweckentfremdet war, am 15. Januar. Längst erstrahlt es wieder in altem Glanz und verleiht Coral Gables ein Stück jenen Glamours, das dem Ort das Prädikat "Beverly Hills von Miami" eingebracht hat. Als Wahrzeichen, das es geworden ist, steht die Fünf Sterne-Legende natürlich an der Route einer Sighseeing-Tour. Und wer mit Hop on - hop off unterwegs ist, sollte dringend den Bus verlassen, um ihr einmaliges Flair zu schnuppern. Besser noch, man mietet sich für ein paar Tage ein. Für Golfspieler ein zusätzliches Highlight: Der angrenzende 18 Loch-Platz ist ein gepflegter Traum, an dem alles stimmt - bis auf das Greenfee. Stolze 232 Dollar kostet eine Runde für Besucher, dafür gibt es mit etwas Glück nebenan das halbe Doppelzimmer für eine Nacht.
Boomendes Miami: Zwischen Kunst und Kommerz
Aber wer sparen will und noch immer dem günstigen Dollar nachweint, sollte auf bessere Zeiten hoffen und bis dahin Miami besser meiden. Unter den 375 Hotels mit rund 48.000 Zimmern ein Schnäppchen zu finden ist ähnlich schwierig, wie in der amerikanischen Green Card Lottery zu gewinnen. Vor allem, wenn es South Beach sein soll, wo die aneinandergereihten Luxusherbergen wie ein riesiger Damm zwischen Strand und Atlantik stehen. Mit um die 300 bis 400 Dollar pro Nacht ist etwa das Grand Beach Hotel in der Collins Avenue noch einer der günstigeren Vermieter, und zu den Gästen dort dürften künftig auch etliche Papparazzi gehören: Am gegenüberliegenden Ufer des Indian Creek werden gerade die letzten Dachziegel auf die neue Luxushütte von Schmalzpop-Star Enrique Iglesias gesetzt.
Dass Miami boomt, hat viel mit Kunst zu tun. Die Stadt, die lange vom verruchten Image als Drogenumschlagplatz und Sammelbecken für Finanzhaie lebte, ist schick geworden. Seit sich im Dezember 2002 mit der Art Basel Miami Beach die inzwischen bedeutendste Kunstmesse der USA etablierte, mischen sich jede Menge Künstler unters Volk. Miami Downtown verzeichnet monatlich im Schnitt 550 neue Einwohner, aus Wynwood wurde der neue Arts District mit unzähligen Galerien und den berühmten Wynwood Walls. Midtown mit seinen zahlreichen Inneneinrichtern gilt als erste Adresse für Interior Design und Luxuslabels. Man braucht nur einmal durch diese hippen Viertel zu fahren und zwischendurch ein paar Schritte zu gehen (hop on - hop off!), um eine Ahnung vom neuen Spirit zu erhaschen, der Miami beseelt.
Dazu kommen Ocean Drive und Art Deco District, Coconut Grove und Port Miami, Key Biscaine und Little Havanna - wandelnde oder stille Reiseführer wissen mehr. Unendlich viel mehr, als sich in ein paar Tagen entdecken lässt. Erschwerend kommt hinzu, dass Miami ohne Pause das ganze Jahr über unterhaltsam ist. Jeder Monat steht unter einem anderen Motto: Der Januar ist der "Miami Cruise Month", Juni steht für den "Miami Film Month", der November für den "Live Month". So ein Novembertag bietet schon einmal den sensationellen Auftritt einer kubanischen Band, unfassbar gute Hamburger bei "164th Burgers and Beers" in North Miami Beach und einen Drink auf der Dachterrasse des Hotel Croydon, das funkelnde Lichtermeer des nächtlichen Miami als kitschig-schöne Kulisse.
Auf dem Overseas Highway in die Keys. itemprop="name" />Florida Keys./span>./h2>
Raus aus Miami und rauf auf die "1", den Overseas Highway. Am besten mit offenem Cabrioverdeck und coolem Sound - standesgemäße Begleiter auf der einmaligen Route in die Keys. itemprop="name" />Florida Keys./span>. Über rund 290 Kilometer und 42 Brücken teilt diese Traumstraße der Welt das Meer. Und macht vor lauter Schönheit dort sprachlos, wo man zwischen den Inseln über dem Wasser gleitet. Allein die Fahrt ist den Trip wert. Von der romantischen Sehnsucht nach Key West, wie sie Ernest Hemingway beschwor, ist allerdings nur wenig übriggeblieben. Auch Key Largo, durch den gleichnamigen Film mit Humphrey Bogart weltberühmt geworden, ist nicht mehr, was es einmal war. So ist das nunmal, wenn Paradiese Ziele touristischer Begierde werden. Aber man täte den Keys auch Unrecht, sie auf ihre namhaftesten Vertreter zu reduzieren. Schließlich gibt es an der Südspitze Floridas über 200 Koralleninseln - viele namenlos aber von betörender Schönheit, die entdeckt werden wollen. Für Taucher, Angler, Boots- oder Kajakfahrer gibt es nichts Besseres.
"Sportfishing capital of the world" nennt sich Islamodora ganz unbescheiden. Petrijünger freuen sich übers Hochseefischen im Atlantik oder das Angeln in der Florida Bay. Aber auch Touristen, die mehr Ruhe suchen, als sie es in Key Largo oder Key West finden, beißen an. Außerdem liegt Islamodora nur eineinhalb Fahrstunden von Miami entfernt und ist deshalb ein ideales Ziel für einen Tagesausflug. Eine gute, weil neue Adresse dort ist das Amara Cay Resort. Überschaubar in der Größe und ausgetattet mit außergewöhnlichem Interior Design, dem italienischen Gourmetrestaurant "Oltremare" und einem mit Palmen gesäumten Privatstrand liefert das Resort gute Gründe, es bei einem Kurztrip gar nicht erst zu verlassen. Anderseits: Wer nicht wenigstens einmal in Key West gewesen ist, hat die Keys. itemprop="name" />Florida Keys./span> nicht gesehen. Deshalb für alle, die zum hop on - hop off dorthin fahren, ein paar Triptipps:
Schnorcheln: Der schönste Spot auf den Keys ist der John Pennekamp Coral Reef State Park. Einfach den Kopf reinstecken und die farbenprächtige Unterwasserwelt bewundern.
Delfine: Kein Zirkus, sondern ein Forschungsinstitut für das Verhalten der Menschenlieblinge ist das Dolphin Research Center. Schwimmen mit Flipper geht auch, aber nur nach Voranmeldung.
Strand: Der Strandabschnitt des Bahia Honda State Park ist traumhaft schön - auch wegen seiner Aussicht auf die neue und alte Seven Mile Bridge.
Sie sehen aus wie Hemingway? Dann auf nach Key West!
Hemingway: Jedes Jahr treffen sich die Verehrer des Pulitzer-Preisträgers beim Hemingway Days Festival in Key West (21.-24. Juli 2016). Highlight ist der "Hemingway-look-alike-Contest" im "Sloppy Joe's" auf der Duval Street, der einstigen Stammkneipe des Schriftstellers. Bevorzugtes Outfit der rund 150 Teilnehmer: Weißer Bart und Strickpulli. Ganz wie Ernest eben. Und natürlich ist ein Besuch im Gebäude des Hemingway-Museums, in dem der Mann acht Jahre lebte, trank und schrieb, oberste Touristenpflicht.
Romantik: Fünf Bootsminuten vor Key West liegt Sunset Key mit dem Top-Restaurant Latitudes. Tolles Essen, Romantik pur. Und der beste Platz für den Heiratsantrag.
Weitere Informationen, Miami: www.miamiandbeaches.com. The Biltmore Hotel: www.biltmorehotel.com. Grand Beach Hotel: www.miamihotelgrandbeach.com/de. Keys. itemprop="name" />Florida Keys./span>. www.fla-keys.com. Amara Cay Resort: www.amaracayresort.com. Dolphin Research Center: www.dolphins.org.