Schräg: Gratis übernachten im "Performance-Hotel"
In Stuttgart eröffnete im vergangenen Jahr ein neues Hotel. Wer möchte, bezahlt die Übernachtung hier mit einer Kunstperformance.
Es ist schon ein merkwürdiges Häuschen, das man da in der Gablenburger Hauptstraße im Osten Stuttgarts entdeckt. Zwischen den eher tristen Fassaden taucht irgendwann ein kleines quietsch-buntes Häuschen auf. Es ist mit Kunstwerken übersät: Fotos, Plakate, gemalte Bilder und Aufkleber verwandeln das Haus in eine Kunstlitfasssäule.
Bildershow: Das Performance-Hotel
Der südkoreanische Künstler Byung Chul Kim hat hier im Rahmen des Stuttgarter Stadtteilprojekts "Diskret_Ost" im Juli 2009 das Performance-Hotel eröffnet. Die Besonderheit: Gäste dürfen kostenlos übernachten, wenn sie eine Performance darbieten. Was die Gäste machen möchten, bleibt ihnen selbst überlassen. Malerei, Skulptur, Performance, Tanz, Musik, Gesang, Theater oder Lesung – alles ist erlaubt. Etliche Künstler und Künstlerinnen haben sich schon am, im und um das Haus ausgetobt. Auch Kochen, Grillen oder die Vorbereitung des Frühstücks gehen bei dem Hotelbesitzer als Performance durch – wenn es denn gut gemacht ist.
Wer nicht künstlerisch tätig werden will, darf natürlich auch bezahlen. Vor dem Haus prangen auf einem Pappkarton in goldenem Barockrahmen die Preise: Wer Isomatte und Schlafsack mitbringt, zahlt lediglich drei Euro, auf einem Feldbett kann man für zehn Euro nächtigen und für 13 Euro schläft man auf einer richtigen Matratze. Natürlich sieht es Kim aber am liebsten, wenn die Hotelgäste mit künstlerischen Darbietungen zahlen.
Bildershow: Die besten Billighotels
Das Hotel ist in einem ehemaligen Winzerhaus aus dem 19. Jahrhundert untergebracht. Eine Villa Kunterbunt mit besonderen Fünf-Sterne-Luxus. Es gibt eine gemeinsame Küche mit Esstisch, zwei Schlafräume und zwei Performance-Räume. Den Wellnessbereich finden die Gäste im Garten hinter dem Haus. Hier steht eine Badewanne unter freiem (Sternen-) Himmel. Das altrosa gekachelte Bad mit grünem Kunstrasenteppich fungiert als Kino. Allerdings ist das Programm eher einseitig. Der Fernseher spielt eine Videoperformance von Kestutis Svirnelis. Zum Fernsehen kommt man hierher aber sowieso nicht. Dank der Kunstaktionen wird es nie langweilig und es ist immer etwas los.
Auch wenn er nichts einnimmt, Angst vor dem Monatsende muss Hoteldirektor Kim nicht haben. Sein Hotel ist ein Projekt der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, die für alle Kosten aufkommt. Mit von der Partie sind auch Kunststudenten der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken. Die Stadt hatte den Studierenden das Haus im vergangenen Juli für zunächst ein Jahr übergeben. Diese renovierten das Haus und statteten es mit Möbeln aus. Eigentlich sollten hier Ateliers entstehen, doch dann kam Kim auf die Idee mit dem Performance-Hotel. Er selbst musste hier ein paar Nächte verbringen, weil er keine Wohnung hatte und dachte sich, dass hier eigentlich jeder Künstler umsonst übernachten sollte. Nun wird jeder Gast zum Künstler.
Weitere Informationen und Buchungen: performancehotel.wordpress.com/