Das SID-Kalenderblatt am 2. Oktober: Holmes besiegt Ali in Las Vegas
Das SID-Kalenderblatt am 2. Oktober: Holmes besiegt Ali in Las Vegas
Der Kampf, der nie hätte stattfinden dürfen, endet nach der zehnten Runde.
Köln (SID) - Muhammad Alis Trainer Angelo Dundee schreitet ein, nachdem der "Größte" von seinem Kontrahenten Larry Holmes Runde für Runde gedemütigt wurde. "Das Spiel ist zu Ende", brüllt er dem Schiedsrichter entgegen.
Für dieses "Spiel", den WM-Kampf in einer provisorischen Arena vor dem Caesars Palace in Las Vegas, war Ali im Alter von 38 Jahren nach zweijähriger Pause aus dem Box-Ruhestand zurückgekehrt. Im Ring trat die lebende Legende am 2. Oktober 1980 unter dem Titel "Das letzte Hurra" gegen seinen acht Jahre jüngeren ehemaligen Sparringspartner Holmes an.
Doch dieser passive, behäbige Ali ist nur noch ein Schatten seiner selbst, ein menschlicher Boxsack für den dominierenden Holmes, der seinem Gegenüber aber offenbar den K.o. ersparen will. In der neunten Runde schreit Ali bei einem Schlag in die Nierengegend sogar vor Schmerzen laut auf. "Das werde ich nie vergessen, solange ich lebe", erinnerte sich Lloyd Wells aus Alis Entourage, "Ali schrie."
Was erst nach der traurigen Episode bekannt wird: Der Schwergewichtler schluckte zu dieser Zeit Medikamente gegen eine vermutete Schilddrüsenerkrankung. Eine neurologische Untersuchung vor dem Kampf hatte jedoch bereits besorgniserregende Auffälligkeiten belegt. Dennoch erteilte ihm die Nevada State Athletic Commission die Lizenz zum Boxen.
"Alle an diesem Kampf beteiligten Personen hätten verhaftet werden müssen", wurde Alis früherer Ringarzt Ferdie Pachecho später zitiert: "Dieser Kampf war eine Abscheulichkeit, ein Verbrechen." Schauspieler Sylvester Stallone formulierte es ebenfalls drastisch: "Es war, wie eine Autopsie eines Mannes zu sehen, der noch lebt."
Umso unverständlicher, dass Ali im Dezember des folgenden Jahres zu einem letzten Kampf in den Ring steigt, dem "Drama auf den Bahamas", den er klar nach Punkten verliert. Weniger als drei Jahre später wird bei Muhammad Ali die Parkinsonerkrankung diagnostiziert.