Das SID-Kalenderblatt am 23. September: Coetzee wird erster Schwergewichts-Champion Afrikas

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Berlin (SID) - In dem Moment, als Gerrie Coetzee Geschichte schreibt, bricht einmal mehr seine Hand. Wie ein Hammerschlag trifft die Rechte Michael Dokes an diesem 23. September 1983 im Gesicht. Der taumelt kurz, greift nach dem Ringseil - und aus. Coetzee, ein weißer Südafrikaner aus Boksburg, ist der erste Schwergewichts-Weltmeister des schwarzen Kontinents. Dafür hätte er die gesplitterten Knochen in seiner Faust wohl jederzeit wieder geopfert.
Denn sein historischer Triumph dort in Dokes Heimat Richfield im US-Bundesstaat Ohio hatte eine erhebliche politische Tragweite. Die Machthaber in Südafrika schmückten sich zu Zeiten der Apartheid liebend gerne mit Coetzee, den sie als "weiße Hoffnung" priesen. Dem heute 65-Jährigen passte dies ganz und gar nicht, er kämpfte aktiv gegen die Rassentrennung. "Ich will ein Champion aus dem Volk sein, ich will Jedermanns Champions sein", sagte er noch im Ring nach dem K.o.-Erfolg in der zehnten Runde: "Ich will nicht der Champion einer bestimmten Gruppe sein."
Coetzee, dessen Leben nun mit Tribute-von-Panem-Star Liam Hemsworth in der Hauptrolle verfilmt werden soll, hatte lange auf diesen Moment gewartet. 32 Profikämpfe um genau zu sein. Zwei WM-Chancen vergab er vorher und auch gegen den amtierenden WBA-Champion Dokes standen die Chancen schlecht - doch das alles war egal, denn auf seine brutale Schlagkraft konnte er sich verlassen. Diese Nacht damals vor 37 Jahren war aber auch der Anfang vom Ende.
Träumte er danach von einem Titel-Vereinigungskampf gegen IBF-Weltmeister Larry Holmes, sollte ihn seine Verletzung ausbremsen. Ein Jahr und zwei Monate lang dauerte es, bis er in den Ring zurückkehrte, weil die Rechte im Training für ein Duell mit Holmes erneut nachgab. Im Laufe seiner Karriere hatten ihm die Probleme mit seiner Hand den Spitznamen "The Bionic Hand" eingehandelt, weil jene mehrfach chirurgisch korrigiert werden musste.
Bei seinem Comeback-Fight am 1. Dezember 1984 verlor Coetzee seinen Gürtel sofort wieder an den Amerikaner Greg Page. Zurückerobern konnte er ihn nie wieder. Aber er hatte ohnehin genug gewonnen.