Dortmund: Watzke dachte nach Achterbahn-Saison an Rücktritt
Dortmund: Watzke dachte nach Achterbahn-Saison an Rücktritt
Palma de Mallorca (SID) - Bei BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat die vergangene Achterbahn-Spielzeit von DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund deutliche Spuren hinterlassen. "Nach der letzten Saison war mein Akku erstmals in meinem Leben komplett leer. Hätten wir das Pokalfinale verloren, wäre ich definitiv zurückgetreten", sagte der 58 Jahre alte Geschäftsführer im Interview mit der Bild am Sonntag auf Mallorca.
Die Schwarz-Gelben erlebten unglaubliche psychische Belastungen durch den Sprengstoff-Anschlag auf die BVB-Profis, die Ausschreitungen von Hooligans gegen RB Leipzig, den Rauswurf von Trainer Thomas Tuchel, die langfristige Erkrankung von WM-Held Mario Götze und die zahlreichen Transfer-Spekulationen um Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang.
Auch in der gerade begonnenen neuen Saison kamen die Westfalen kaum zur Ruhe und veräußerten nach langem Transfer-Poker den französischen Jungstar Ousmane Dembélé für 105 Millionen Euro Ablöse und bis zu 42 Millionen Bonuszahlungen an den FC Barcelona.
Watzke äußerte sich im Interview auch zu den Vorwürfe der Arroganz, Überheblichkeit und Eitelkeit gegen seine Person: "Wenn ich wirklich über die Norm eitel wäre, hätte ich mir bei meinen Falten doch längst Botox spritzen lassen. Als ich den BVB 2005 übernommen habe, war der Klub quasi tot. Ich musste Aufmerksamkeit erzeugen, um Geld zu generieren." Seine verbalen Spitzen in Richtung Branchenprimus Bayern München gehörten dazu. "Mitläufer sein kann ich gar nicht. Das war schon in der Schule so", skizzierte er sich selbst.
Die schwierige wirtschaftliche Situation vor zwölf Jahren hat Watzke geprägt. Erst am 25. August hat der BVB-Chef einen Umsatzrekord von 405,7 Millionen Euro verkünden können, der Ex-Meister kann inzwischen finanziell wieder aus dem Vollen schöpfen. "Die anderen kaufen Weltstars, wir machen sie! Die Entwicklung der Ablösesummen ist geistesgestört, aber nicht unmoralisch. Der Markt gibt es einfach her", betonte der Sauerländer.
Sein nach wie vor ausgezeichnetes Verhältnis zu Ex-Trainer Jürgen Klopp (jetzt FC Liverpool) unterstrich der Dortmunder Klub-Boss mit der Aussage: "Für Jürgen würde ich sogar aus Uganda anreisen, wenn er Geburtstag feiert."