SPD-Politiker Lauterbach kritisiert "schizophrene" Verhaltensregeln für Fußballprofis
Lauterbach kritisiert "schizophrene" Verhaltensregeln für Fußballprofis - Völler widerspricht deutlich
Berlin (SID) - SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat scharfe Kritik am Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) geübt - und sich damit Ärger mit Rudi Völler eingehandelt. "Spieler werden doch nicht begreifen, dass sie auf dem Platz alles dürfen, derweil sie in der Kabine nichts dürfen", sagte Lauterbach dem SID am Mittwoch.
"Zu Hause müssen sie die Wäsche selbst waschen, auf dem Platz können sie dann in den Vollkontakt gehen und möglicherweise sich oder andere infizieren", sagte Lauterbach weiter: "Das kriegt keiner getrennt, das ist eine schizophrene Position."
Bayer Leverkusens Geschäftsführer Völler stießen die Aussagen von Lauterbach, der das DFL-Konzept auch als "löchrig" und "nicht wasserdicht" bezeichnete, sauer auf. "Bei Herrn Lauterbach, der ja selbst Mediziner ist und auf dieser Tatsache seinen Expertenstatus begründet, waren und sind einige Behauptungen einfach nicht wahr", sagte Völler dem Kölner Stadt-Anzeiger (Donnerstagsausgabe).
Völler wirft dem Fachmann Lauterbach vor, die an der Ausarbeitung des Konzepts beteiligten Kollegen zu "brüskieren" und sich auf deren Kosten "profilieren" zu wollen. Wenn es Zwischenfälle gebe, werde die Bundesliga "blamiert sein", hatte Lauterbach gesagt. Schon jetzt sei der Schaden erheblich, weil der Eindruck entstehen konnte, dass es in der Bundesliga nur noch ums Geld und weniger um den Sport gehe.
Die Spieler sieht der 57-Jährige einem unnötigen Risiko ausgesetzt. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Profis mit Viruslast spielten oder trainierten. Die Folge könnten bleibende Schäden am Herzen oder den Nieren sein. "Die Gesundheit der Spieler hat so gut wie keine Rolle gespielt, sie ist nur ein Nebenaspekt", sagte Lauterbach.
Völler betonte unterdessen, der Restart der Bundesliga sei beispielgebend. "Wenn wir das hinkriegen, die Saison mit diesem wirklich guten Konzept zu Ende zu spielen, macht das dem Fußball in anderen Ländern viel Hoffnung", sagte der Weltmeister von 1990. Auch der sportliche Wert sei uneingeschränkt vorhanden. "Der Meister wird zurecht Meister, genau so wird es mit der Champions-League-Qualifikation sein, mit der Europa-League-Qualifikation, mit dem Klassenerhalt und dem Abstieg", sagte Völler: "Alles wird korrekt entschieden, vielleicht noch sauberer als sonst."
Für das DFL-Konzept hatte es neben weiterer Kritik zuletzt auch mehrfach Lob gegeben, unter anderem aus der Sportwelt. Handball-Boss Frank Bohmann bezeichnete es im SID-Gespräch etwa als "das derzeit maximal Machbare" für den Sport, es sei vorbildlich für den europäischen Markt und selbst für US-amerikanische Profiligen.