Bei McLaren-Festspielen: "Schwarzer Tag" für Red Bull und Verstappen in Österreich

Das Lager des Weltmeisters schreibt die Titelverteidigung praktisch ab.
Max Verstappen und Red Bull haben beim Großen Preis von Österreich ein Debakel erlebt - mit verheerenden Folgen für die Mission Titelverteidigung.
Spielberg (SID) Max Verstappen zuckte mit Blick auf den Titelkampf bloß noch mit den Schultern, und Helmut Marko sprach nach Red Bulls Heimspiel-Debakel die Wahrheit schonungslos aus. "Das war ein schwarzer Tag", sagte der Motorsportberater: "Wenn nicht etwas ganz Außergewöhnliches passiert, müssen wir davon ausgehen, dass die WM dahin ist."
Das McLaren-Duo Lando Norris und Oscar Piastri war vor den vielen Verstappen-Fans in Spielberg mal wieder auf die Plätze eins und zwei gerast, und Verstappen war dann gedanklich sogar schon viel weiter als Marko. "Wir kämpfen sowieso nicht um die Meisterschaft", sagte der Weltmeister mit gleichgültiger Miene bei Sky.
Schon nach wenigen Sekunden des Großen Preises von Österreich war das Debakel perfekt gewesen: Verstappen wurde von Mercedes-Pilot Kimi Antonelli im Silberpfeil in Kurve drei abgeschossen und schied aus. Ganze 61 Punkte fehlen ihm nun nach elf Saisonrennen auf Spitzenreiter Piastri, der hinter Stallgefährte Norris am Sonntag Zweiter wurde. "Der Rückstand auf McLaren ist jetzt fast nicht mehr aufholbar", sagte Marko.
Norris legte derweil ein großes Comeback im Titelkampf hin. Zwei Wochen nach seinem teaminternen Auffahrunfall in Kanada war der Brite in der Steiermark wieder in Topform, er hielt dem hohen Druck von Piastri mit Bravour stand. Nach dem Rennen entstieg er verschwitzt seinem Boliden, "das war hart, es war sehr heiß", sagte Norris, "aber es war ein großartiger Kampf mit Oscar, für mich war es Stress und Spaß gleichzeitig."
Er durfte zum dritten Mal in dieser Saison die Champagnerdusche auf der obersten Stufe des Treppchens genießen und machte mit dem Sieg wichtigen Boden auf Piastri gut, 15 statt 22 Punkte fehlen ihm nun nur noch auf den Spitzenreiter. Schon am ganzen Wochenende war der Brite schneller als sein Stallgefährte gewesen.
Ferraris Charles Leclerc komplettierte das Podium als Dritter, Nico Hülkenberg (Emmerich) konnte unterdessen den Punktehattrick perfekt machen - trotzt Starts von ganz hinten im Grid. Im Sauber fuhr der 37-Jährige auf Platz neun, Teamkollege Gabriel Bortoleto feierte als Achter seine Premierenpunkte in der Formel 1. Zum ersten Mal in dieser Saison fuhr der schweizerische Rennstall mit beiden Autos in die Top 10.
Am Start war Norris hellwach gewesen und fuhr vorneweg, Piastri zog an Leclerc vorbei - nach nur wenigen Kurven wurde das Feld aber schon wieder eingebremst. Antonelli verschätzte sich im Anbremsen enorm und kegelte Verstappen raus. Das Safety Car kam auf die Strecke, sowohl der RB21 als auch der Silberpfeil waren zu stark beschädigt, um weiterzufahren. Eine herbe Enttäuschung für die vielen niederländischen Fans.
Wesentliche Positionsänderungen blieben beim Restart aus und Piastri blies zum Angriff für ein sehenswertes Duell der McLaren-Piloten. Zunächst konnte er Norris in Kurve drei überholen, der setzte aber prompt einen Konter. Trotz ihres Zweikampfes wuchs ihr Abstand auf die Konkurrenz stetig, Leclerc konnte nicht folgen. Vor allem der Sonnenschein in der Steiermark, der in hohen Luft- und Asphalttemperaturen resultiere, spielte dem Papaya-Team in die Karten.
In Runde 20 kam es dann zum Beinahe-Crash: Piastri verbremste sich und verfehlte das Heck seines Teamkollegen um Haaresbreite. Folglich brach am McLaren-Kommandostand Nervosität aus. "Das Manöver war zu grenzwertig, das können wir so nicht machen", funkten die Verantwortlichen an Piastri. Norris blieb derweil cool und baute seinen Vorsprung auf einige Sekunden aus.
SID sn wt cl