SID-Aufwärmrunde: Vier Kernpunkte für das Rennen in Montréal

Kracht es wieder zwischen Russell und Verstappen? Schnappt die Wall of Champions zu? Der Ausblick auf das Rennen in Kanada.
Max Verstappen muss gegen George Russell höllisch aufpassen, sonst droht ihm ein Debakel. McLaren muss wieder zurückschlagen, Ferrari braucht ein Erfolgserlebnis - und eine Mauer sorgt für Gefahr. Der SID schaut auf die Themen beim Großen Preis von Kanada am Sonntag (20.00 Uhr MESZ/RTL und Sky).
DIE STREITHÄHNE
Russell und Verstappen in Reihe eins - besser hätte es im Sinne der Spannung und Brisanz nach ihrem Eklat zuletzt in Spanien wohl kaum werden können. Während der Pole-Sitter im Hinblick auf das Strafpunktekonto zu Scherzen aufgelegt war, reagierte Verstappen ungehalten. "Es pisst mich an, es ist Zeitverschwendung und kindisch - seit Donnerstag sprecht ihr mich darauf an. Es ist echt nervig", sagte der Niederländer. Kein Wunder: Nach seinem Rammstoß gegen den Silberpfeil-Piloten in Barcelona ist seine Fahrerlizenz mit elf Strafpunkten belastet - einer mehr, und der Weltmeister würde für ein Rennen gesperrt. Doch das Potenzial für mindestens eine Berührung zwischen den beiden ist am Start äußerst hoch. Russell jagt nach seiner zweiten Montréal-Pole in Folge seinem ersten Sieg in der kanadischen Metropole hinterher, Verstappen winkt ein Rekord. Noch nie konnte ein Formel-1-Fahrer vier Mal in Folge auf der Traditionsstrecke gewinnen.
DIE GESCHLAGENEN FAVORITEN
Die McLaren waren als Favoriten in das Rennwochenende gegangen, im Qualifying lief es dann aber nicht wirklich nach Plan. Oscar Piastri fuhr in seinem Papaya-Boliden nur auf Platz drei, rechnet sich dennoch Chancen auf den Rennsieg aus. "Es wird mit den beiden - die ebenfalls schnell sind - vor mir nicht einfach. Aber ich denke, wir können darum kämpfen", sagte der Australier. Derweil muss sein Teamkollege eine Aufholjagd hinlegen. Lando Norris zerbrach einmal mehr unter Druck, auf seiner entscheidenden Runde touchierte er die Mauer und startet in der Folge nur von Platz sieben. Sein Rückstand auf Piastri beträgt aktuell zehn Punkte - Tendenz steigend.
DAS WARTEN
Rekordweltmeister Lewis Hamilton ist immer noch ohne Grand-Prix-Podium für Ferrari. Das muss sich langsam ändern, denn die italienische Presse und die Tifosi sind hochemotional. Teamchef Fred Vasseur steht schon unter großem Druck, der Brite könnte seinen Förderer von vor zwei Dekaden aus GP2 (heute Formel 2)-Tagen mit einer Trophäe in Kanada ziemlich entlasten. Hamilton geht immerhin als Fünfter ins Rennen. Teamkollege Charles Leclerc, in dieser Saison schon drei Mal auf dem Treppchen, muss sich hingegen nach vorne kämpfen. Der Monegasse trauerte nach Platz acht der Pole hinterher. Isack Hadjar sei auf seiner schnellen Runde "zur falschen Zeit, am falschen Ort" gewesen und habe ihn behindert, sagte er. Der Speed scheint also da zu sein.
DIE MAUER DER ANGST
An der Wall of Champions, der Betonmauer nach der letzten Schikane vor dem Ziel, ist schon so mancher Weltmeister zerschellt. 1999 waren es sogar gleich drei in einem Rennen: Michael Schumacher, Damon Hill und Jacques Villeneuve. Auch 26 Jahre später ist die unter anderem dadurch berühmte Mauer stets eine Gefahr für die Fahrer. Unter anderem im letzten Training touchierten sie Piastri, Nico Hülkenberg und Oliver Bearman. Im Grand Prix müssen die 22 Piloten theoretisch 70 Mal absolute Millimeterarbeit leisten, ansonsten droht das Aus. Verschont bleiben sie nur bei einem Boxenstopp. Ein Safety Car nach einem Crash an dieser besonderen Stelle könnte dem Rennen eine neue Wendung geben.