SID-Aufwärmrunde: Vier Kernpunkte für das Rennen in Ungarn

Der Grand Prix am Hungaroring gilt als Langeweiler. In diesem Jahr deutet aber einiges auf Action hin.
Nicht die hochgehandelten McLaren-Piloten starten von ganz vorne ins letzte Formel-1-Rennen vor der Sommerpause. Weltmeister Max Verstappen verließ den Hungaroring nach dem Qualifying am Samstag ratlos - und war dennoch nicht der verzweifeltste Fahrer. Allein wegen dieser Punkte verspricht der Große Preis von Ungarn am Nachmittag (15.00 Uhr/Sky) Spannung.
ÜBERRASCHTER POLESETTER: Charles Leclerc war selbst am meisten verblüfft, als ihm sein Renningenieur "P1" ins Ohr funkte. "Heute verstehe ich gar nichts von der Formel 1. Diese Pole Position habe ich ganz klar nicht erwartet", bekannte der Monegasse nach seiner Fahrt auf Startplatz eins. Und Leclerc darf durchaus als Spezialist für das Qualifying gelten: 27-mal schon stellte er seinen Rennwagen in der Formel 1 auf Pole, "nur" acht Mal konnte er aber bislang gewinnen. Wenn er letztere Zahl um eins erhöhen kann, wäre dies nicht minder überraschend.
MOTIVIERTE VERFOLGER: WM-Spitzenreiter Oscar Piastri und sein McLaren-Teamkollege Lando Norris wollen die Verhältnisse am liebsten in Kurve eins des Rennens schon wieder geraderücken. Und wenn das nicht klappt? "Ich erwarte, dass wir morgen mehr Pace haben. Und das ist der entscheidende Punkt", führte der WM-Zweite Norris an. Auf anderen Strecken mag dies zutreffen, doch der Hungaroring mit seinem vielen Kurven und nur wenigen kurzen Geraden trägt nicht umsonst den Beinamen "Monaco ohne Leitplanken" - Überholen ist unter normalen Bedingungen eben schwierig. Nicht von ungefähr antwortete Piastri trocken auf die Frage, an welcher Stelle man am besten am Vordermann vorbeikommen könne: "In der Boxengasse."
FRUSTRIERTE SUPERSTARS: Der amtierende Weltmeister auf Rang acht und ratlos, der Rekordchampion auf Platz zwölf und allem Anschein nach ohne jeden Glauben an sich selbst: Max Verstappen und Lewis Hamilton sind die Sorgenkinder vor dem Rennen. Verstappen, der am Donnerstag erst mit den Wechselgerüchten für 2026 aufgeräumt hatte, wirkte in seinem Red Bull ratlos. Keine Änderung am Setup mache "einen Unterschied", das Team drehe sich "im Kreis", haderte der Niederländer: "Wir kämpfen nicht mehr um die Meisterschaft." Nicht mal mehr an einen weiteren Sieg in dieser Saison glaube er. Hamilton zählte sich an seinem erst 14. Rennwochenende als Ferrari-Fahrer gar selbst an: "Immer liegt es an mir. Ich bin nutzlos. Das Team ist nicht das Problem, das andere Auto steht ja auf Pole. Das Team muss wahrscheinlich den Fahrer wechseln." Beide brauchen für bessere Laune im Rennen ein kleines Motorsport-Wunder, doch woher soll das kommen?
UNVORHERSEHBARES WETTER: Die größte Chance auf einen turbulenten Rennverlauf bietet das Wetter. Ein paar Tropfen im zweiten Qualifying-Abschnitt, eine plötzlich geschlossene Wolkendecke und zunehmender Wind sorgten für eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse - zumindest auf einer Runde. Für das Rennen besteht eine gewisse Regenwahrscheinlichkeit, damit scheint selbst in Ungarn einiges möglich. So feierte dank unvorhersehbarer Bedingungen etwa Esteban Ocon vor vier Jahren am Hungaroring seinen bislang einzigen Formel-1-Sieg.