Fragen und Antworten zum Ende des chinesischen Transferbooms

Fragen und Antworten zum Ende des chinesischen Transferbooms
Peking (SID) - Worum geht es?
Am Freitag schloss in der Super League, der höchsten chinesischen Fußball-Spielklasse, das Sommer-Transferfenster. Zahlreiche über Wochen heiß diskutierte Wechsel internationaler Topstars wie Wayne Rooney oder Pierre-Emerick Aubameyang kamen - anders als zuletzt - nicht zustande.
Woran scheiterten die Transfers?
Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke machte am Beispiel des auf den letzten Drücker gewechselten Stürmers Anthony Modeste ein Wirrwarr aus Steuer-, Verbands- und Arbeitsrecht sowie FIFA-Regularien für die Schwierigkeiten verantwortlich.
Gibt es weitere Gründe?
Ja. Seit Juni ist bei Spieler-Importen eine Steuer von 100 Prozent der Ablösesumme fällig, sofern der betroffene Kicker mehr als 45 Millionen Yuan kostet (5,8 Millionen Euro). Die chinesische Regierung will damit "irrationale Ausgaben" eindämmen. Die Steuer kommt der Entwicklung des Nachwuchsfußballs zugute.
Welches Ziel verfolgt China damit?
Langfristig die Stärkung der eigenen Nationalmannschaft, die sich nur 2002 (Aus in der Vorrunde) für eine WM qualifizieren konnte. Deshalb wurde die Anzahl nichtasiatischer Spieler pro Klub auf vier reduziert, von denen nur drei gleichzeitig eingesetzt werden dürfen. Für jeden von ihnen muss zudem ein chinesischer U23-Spieler mit auf dem Platz stehen, mindestens drei Akteure unter 23 Jahren müssen dem 18er-Kader angehören.
Wie hoch waren die Transferausgaben?
In diesem Sommer wurden gerade einmal 28,5 Millionen Euro investiert, teuerster Spieler war Dortmunds Adrian Ramos (zu Chongqing Lifan) mit zwölf Millionen Euro. Sein Transfer lag als einziger über der Obergrenze. Die Maßnahmen von Verband und Regierung hätten den Markt "gekillt", sagt Simon Chadwick, Professor für Sportgeschäfte in Manchester. Zum Vergleich: Im vergangenen Winter gab die Liga noch 402,5 Millionen Euro aus, im Sommer davor 139,5 - insgesamt also 542 Millionen. Das bedeutete Platz 6 in der Welt, direkt hinter den fünf großen europäischen Ligen.
Wie geht es weiter?
Mancher Klub hofft, dass die Regularien bald wieder entschärft werden. Manager Alexander Rosen von Bundesligist 1899 Hoffenheim fühlt sich jedoch an den russischen Markt erinnert, "das war auch bald vorbei". Laut Weltmeister Lukas Podolski, der sich selbst gegen China und für Japan entschied, ist das Reich der Mitte ohnehin nicht besonders attraktiv für Profis. Die Verhandlungsmethoden der wichtigsten Agenten "kommen schon fast denen von Verbrechern nah", sagte er der Sport Bild.