Härtel kritisiert DOSB-Vize Mayer: "Ihm fehlt das Fingerspitzengefühl"
Härtel kritisiert DOSB-Vize Mayer: "Ihm fehlt das Fingerspitzengefühl"
Der viel beschworene Neustart im DOSB ist nicht einmal zwei Wochen alt, schon überlagert ihn eine Personaldiskussion.
Berlin (SID) - Im Zentrum: Stephan Mayer, neu gewählter Vize-Präsident des Sport-Dachverbandes, Bundestagsabgeordneter für die CSU und seit Dienstag Sportpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion. Für Thomas Härtel, Präsident des Landessportbundes Berlin, etwas zu viel der Ämter.
"Ich sehe hinsichtlich der Compliance-Regeln und der Transparenz, die wir uns im DOSB für den Neustart vorgenommen haben, ein Problem", sagte Härtel dem SID und kritisierte Mayer: "Ihm fehlt das Fingerspitzengefühl, das war schon bei seiner Kandidatur als Präsident so und auch bei der Wahl zum Vize-Präsidenten. Ihm fehlt anscheinend jegliches Verständnis dafür, dass er in eine innere Zerreißprobe kommen kann."
Mayer war bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes ins Präsidium gewählt worden - allerdings unter Vorbehalt. Als ehemaliges Mitglied der Bundesregierung, Mayer war als Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium auch für den Sport zuständig, muss er eigentlich eine 18-monatige Karenzzeit einhalten oder auf eine Freigabe der neuen Regierung hoffen. Die Entscheidung darüber soll im Januar fallen.
Für Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes NRW, ist dagegen an der Ämterhäufung "demokratisch nichts anstößig", Mayer tue "ja nichts Verbotenes". Als "ausgewiesener Sportfachmann" sei seine Rolle als Sportpolitischer Sprecher der Union "gerechtfertigt". Dennoch sei "es eine schwierige Situation, die zu Befangenheit führen kann", sagte Klett dem SID.
Härtel (70) hatte bereits nach der Wahl in Weimar seine Bedenken geäußert, am Mittwoch sagte er: "Stephan Mayers Rolle als Sportpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion vereinfacht die Lage auf keinen Fall, ich hatte befürchtet, dass solch eine Situation eintritt."
Härtel betonte, dass seine Einschätzung nicht parteipolitisch geprägt sei. Der frühere SPD-Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung lobte Mayers Engagement für den Sport "bei der Spitzensportreform oder der Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen". Jeder Parlamentarier, "der sich ehrenamtlich engagieren will, ist bei uns willkommen", sagte Härtel, "doch wir müssen diese Situation schnell klären, und er muss das auch für sich tun".
Generell ist es "sehr bedauerlich", so Härtel, "dass wir uns mit solchen Fragen beschäftigen müssen. Wir wollten nach vorne schauen, es ist schade, dass der Neuanfang mit diesen Diskussionen überlagert ist." Der DOSB wollte sich am Mittwoch auf SID-Anfrage noch nicht äußern.