Turnpräsident Hölzl: "Müssen unser gesamtes System hinterfragen"
Der Präsident des DTB, Alfons Hölzl, will nach den Fällen von Misshandlungen in deutschen Leistungszentren einen Kulturwandel einleiten.
Köln (SID) - Der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), Alfons Hölzl, will nach den bekannt gewordenen Fällen von Misshandlungen in deutschen Leistungszentren einen Kulturwandel im deutschen Kunstturnen einleiten. "Die Vorfälle haben uns gezeigt, dass wir unser gesamtes System hinterfragen müssen. Es darf nicht sein, dass wir Kinder Situationen aussetzen, die eine Stufe der Gewalt erreichen", sagt Hölzl dem Spiegel.
Der Verbandschef fordert ein generelles Umdenken, um den Leistungsdruck für Trainer/in und Sportler/in zu mindern. Es müsse "in die Köpfe rein, dass eine Turnerin nicht mit zwölf Jahren fertig ausgebildet sein muss". Die zurückliegenden Jahre hätten gezeigt, dass auch Frauen weit über 18 international erfolgreich sein könnten. Der DTB wolle sich deshalb dafür einsetzen, "dass beim Weltverband FIG das Mindestalter im Seniorenbereich von 16 auf 18 Jahre hochgesetzt wird".
Im Spiegel hatten Ende vergangenen Jahres mehr als ein Dutzend Athletinnen berichtet, am Bundesstützpunkt in Chemnitz zum Teil über Jahre von ihrer Trainerin Gabriele Frehse mental misshandelt worden zu sein. Frehse bestreitet die Vorwürfe. Im Auftrag des DTB hatte eine Kanzlei die Anschuldigungen untersucht, mit dem Ergebnis, dass unter anderem "in 17 Fällen hinreichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Anwendung psychischer Gewalt durch die Trainerin vorliegen". Der DTB prüfe derzeit den Entzug der Trainerlizenz von Frehse, so Hölzl.