Kimmich rettet Deutschland beim Debütantenball Remis
Kimmich rettet Deutschland beim Debütantenball Remis
Kopenhagen (SID) - Joshua Kimmich krümmte sich vor Schmerzen. Nachdem der Münchner mit einem spektakulären Treffer der deutschen Mannschaft ein hochverdientes Unentschieden beim Debütantenball in Kopenhagen gerettet hatte, wurde der Torschütze von einem Krampf gequält, ehe er sich von den Kollegen für seinen zweiten Länderspieltreffer feiern lassen konnte. Aber nicht nur Kimmich, sondern das gesamte, für den anstehenden Confed Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) zwangsläufig neu formierte DFB-Team hatte sich nach einer über weite Strecken ordentlichen Vorstellung beim 1:1 (0:1) gegen Dänemark ein Lob verdient.
Kimmich hatte in der 88. Minute mit einem sehenswerten Fallrückzieher den verdienten Ausgleich erzielt. Christian Eriksen (18.) hatte nach einem Aussetzer des Italien-Legionärs Antonio Rüdiger die Gastgeber, die 25 Jahre zuvor im EM-Endspiel dem damaligen Favoriten Deutschland mit 2:0 sensationell das Nachsehen gegeben hatten, in Führung gebracht. Bundestrainer Joachim Löw konnte mit dem Kaltstart für die Generalprobe der WM-Endrunde 2018 durchaus zufrieden sein.
"Es war eine gute Standortbestimmung", resümierte ein zufriedener Löw nach nur einer Trainingseinheit: "Das Engagement von allen war sehr gut. Im taktischen Bereich haben wir noch ein bisschen Zeit, da können wir noch einiges einstudieren." Löw hatte in Torhüter Kevin Trapp, Sandro Wagner und Lars Stindl drei Neulinge in die Startformation beordert. Nach der Pause feierten in Amin Younes, Kerem Demirbay und Marvin Plattenhardt weitere Perspektivspieler ihre Premiere in der DFB-Auswahl.
"Ich denke, das war ganz ordentlich. Wir sind mehr oder weniger vom Strand hergekommen. Nach nur einer Trainingseinheit haben wir das ganz gut gemacht. Das 1:1 ist ein gerechtes Ergebnis", sagte Wagner nach seiner Premiere im ZDF und der starke Kapitän Julian Draxler fügte hinzu: "Wir haben es nicht schlecht gemacht und uns im Endeffekt das Unentschieden verdient."
Draxler, der das DFB-Team zum zweiten Mal als Spielführer aufs Feld führte, und Matthias Ginter waren die einzigen Weltmeister in der Anfangsformation. Frankreich-Legionär Draxler von Paris St. Germain, selbst erst 23 Jahre alt, ist mit seinem 29. Einsatz der erfahrenste Mann im aktuellen Kader.
Insgesamt brachte es die Startelf mit einem Durchschnittsalter von 24,7 Jahren auf 107 Länderspiele und sieben Tore. "Die Neuen sind heiß, die Zukunft des deutschen Fußballs. Sie haben sich etwas vorgenommen", sagte Teammanager Oliver Bierhoff vor dem Anpfiff im ZDF.
Im strömenden Regen war Draxler von Beginn an allgegenwärtiger Fixpunkt des deutschen 3-4-1-2-Systems, fast jeder Angriff führte über ihn. Unterstützt wurde Draxler vom engagierten Kimmich im rechten Mittelfeld. Die erste Chance hatte allerdings Dänemarks Jannik Vestergaard - einen Volleyschuss des Gladbacher Verteidigers aus kurzer Distanz parierte Trapp glänzend (15.).
Drei Minuten später brachte Ginter seinen Nebenmann Rüdiger in Not, der Eriksen den Ball vor die Füße köpfte und mit seinem kapitalen Fehler die Führung der Dänen ermöglichte. Trapp war beim folgenden Aufsetzer ohne Chance.
Den ersten deutschen Torschuss gab Leon Goretzka in der 24. Minute ab. Wagner wurde wenig später in guter Schussposition geblockt (31.), Goretzkas Fernschuss hielt Torhüter Frederik Rönnow (32.) stark.
Fünf Minuten nach Wiederanpfiff hatte Eriksen das 2:0 für die Dänen auf dem Fuß, der Edeltechniker schoss aber knapp über das Tor. 180 Sekunden später verhinderte Trapp mit einer Glanzparade gegen Yussuf Poulsen von Bundesliga-Vizemeister RB Leipzig einen höheren Rückstand seines Teams. Unterdessen bissen sich Wagner und Co. an der guten Defensive der Gastgeber weiterhin die Zähne aus.
Die zunächst beste Möglichkeit zum Ausgleich hatte Ginter, der in der 59. Minute am glänzend reagierenden Rönnow scheiterte. Kurz darauf feierte der Kölner Profi Frederik Sörensen aufseiten der Dänen sein Debüt, ehe Kimmich zuschlug.
Beste Akteure in der deutschen Mannschaft waren der emsige Draxler und Trapp, der sich in Abwesenheit von Stammtorwart Manuel Neuer für weitere Einsätze empfehlen konnte. Wagner war bis zu seiner Auswechslung in der 67. Minute bemüht, dem Hoffenheimer fehlte es aber vor nur 15.488 Zuschauern bei diesem Jubiläumsspiel an der nötigen Durchschlagskraft.
Dass sich vor allem die Offensive in den kommenden Tagen noch weiter finden muss, ist aber nachvollziehbar. Im WM-Qualifikationsspiel am Samstag in Nürnberg gegen San Marino hat Deutschlands Alternativ-Anzug eine weitere Gelegenheit dazu.