Gesichter Olympias: Ryan Crouser (Leichtathletik) - Eine letzte Botschaft an den Opa
Gesichter Olympias: Ryan Crouser (Leichtathletik) - Eine letzte Botschaft an den Opa
Nachdem Ryan Crouser die Kugel noch einmal weiter gewuchtet hatte, als jemals jeder andere Mensch, musste er eine wichtige Mission erfüllen.
Tokio (SID) - Nachdem Ryan Crouser am Ende dieses epischen Wettkampfes die Kugel noch einmal weiter gewuchtet hatte, als jemals jeder andere Mensch, musste er eine wichtige Mission erfüllen. Crouser packte ein Blatt Papier aus und hielt es in die Kamera. "Grandpa, wir haben es geschafft. Olympiasieger 2020!", stand da zu lesen.
"Mein Großvater ist am Tag vor meinem Abflug gestorben. Er hat eine so große Rolle in meinem Leben gespielt", sagte der wilde Ring-Gigant, der seine rote Mähne unter einem großen Cowboy-Hut versteckte, ganz sanft: "Meinen Weltrekord hat er sich Abertausende Male auf dem iPad angeschaut. Und ich glaube fest, dass er den Wettkampf heute da oben auch gesehen hat."
Und was er sah, dürfte dem Opa, in dessen Garten der heutige 2,05 m große und 150 kg schwere Riese einst als Knirps das Kugelstoßen lernte, sehr gefallen haben. Mit 23,30 m - nur sieben Zentimeter weniger als sein Weltrekord Ende Juni - holte Crouser wie schon 2016 in Rio Gold. Mit einer unglaublichen Serie.
Mit jedem seiner sechs Stöße übertraf er den bisherigen olympischen Rekord, den er selbst vor fünf Jahren mit 22,52 m aufgestellt hatte: 22,83 - 22,93 - 22,86 - 22,74 - 22,54 - und dann eben 23,30, als sein Olympiasieg schon feststand.
Dass Crouser, bei dem das Außergewöhnliche längst Gewohnheit geworden ist, den in Gesamtheit gesehen besten Kugelstoß-Wettkampf der Geschichte ablieferte, hatte sehr viel mit eben jener letzten Botschaft an den Opa zu tun, die er mit sich trug.
"Ich saß vor einigen Tagen auf meinem Bett, hatte ein gutes Training gehabt, fühlte mich aber leer und gestresst. Und ich habe meinen Großvater vermisst", erzählte Crouser, "da wusste ich: Du musst etwas tun. Ich wollte Grandpa noch etwas sagen, und da habe ich das aufgeschrieben. Und als ich es geschrieben hatte, war es unglaublich befreiend."