Olympische Spiele für Hamburger OSP-Chefin "nicht mehr vorstellbar"
Olympische Spiele für Hamburger OSP-Chefin "nicht mehr vorstellbar"
Hamburg (SID) - Ingrid Unkelbach, Leiterin des Olympiastützpunktes (OSP) Hamburg/Schleswig-Holstein, hält eine planmäßige Durchführung der Sommerspiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) angesichts der Corona-Pandemie für nicht mehr möglich. "Tatsächlich ist für mich aktuell nicht mehr vorstellbar, dass Olympia wie geplant stattfindet", sagte Unkelbach im Interview mit dem Hamburger Abendblatt.
Die Qualifikationswettbewerbe seien in vielen Sportarten ausgesetzt und nach Ende des Banns "schlicht nicht mehr gerecht durchzuführen", sagte Unkelbach. Außerdem müsse der Aufbau der Logistik in Tokio spätestens Anfang Mai beginnen. "Das wichtigste Argument aber ist, dass ich es schlicht verantwortungslos fände, im Sommer mehr als 10.000 Athleten, deren Betreuerteams und Millionen Fans an einem Ort zu versammeln und danach wieder in alle Welt zu schicken", sagte die 60-Jährige: "Solange das Virus nicht durch eine Impfung beherrschbar ist, halte ich jegliche weltumspannende Veranstaltung für nicht durchführbar."
Unkelbach könne verstehen, dass das IOC so lange wie möglich mit einer Absage oder einer Verschiebung wartet, "denn was diese an Konsequenzen mit sich bringt, davon machen wir uns alle noch kein Bild. Tatsächlich glaube ich aber, dass eine schnelle Absage für die Betroffenen besser wäre als ein langes Warten, denn die quälende Ungewissheit ist für viele Athleten sehr anstrengend und mental fordernd."
Unkelbach, die den Hamburger OSP seit 2001 leitet, versucht, die absehbaren Folgen der Corona-Krise noch nicht an sich herankommen zu lassen. "Da hängen so viele Einzelschicksale dran, dass ich nur heulen müsste, wenn ich mich damit jetzt belasten würde", sagte sie.