Alexander, der Große: Zverev gewinnt Rom und erobert die Top Ten
Alexander, der Große: Zverev gewinnt Rom und erobert die Top Ten
Rom (SID) - Mit dem bislang größten Coup in seiner rasanten Karriere hat Alexander Zverev das Masters-Turnier in Rom gewonnen und damit als erster Deutscher seit Tommy Haas im September 2007 die Top Ten der Tennis-Weltrangliste erobert. Im Finale des fünften Saison-Masters fertigte Zverev den Weltranglistenzweiten Novak Djokovic (Serbien) in 81 Minuten mit 6:4, 6:3 ab und ließ den langjährigen Branchenprimus phasenweise wie einen Lehrling aussehen. Aus den Händen des großen Rod Laver nahm Zverev bei der Siegerehrung die Trophäe entgegen.
"Ich werde mich immer an diesen ganz speziellen Sieg erinnern", sagte Zverev ehrfürchtig. Fast schien es so, als habe der Erfolg dem sonst so wortgewandten Hamburger die Sprache verschlagen. "Ich weiß selber nicht so recht, was ich sagen soll", meinte er am Sky-Mikrofon: "Es war eines der besten Matches, die ich jemals gespielt habe, und das ausgerechnet im Finale eines Masters-Turniers. Hoffentlich kann ich in Paris genauso gut weitermachen." Allerdings habe er sich von Anfang an eine Chance ausgerechnet: "Denn wenn man nicht an sich selbst glaubt, kann man so ein Match nicht gewinnen."
Zverev ist der jüngste Masters-Sieger seit Novak Djokovic 2007, der als damals 19-Jähriger das Turnier in Miami gewann. Letzter Deutscher in einen Masters-Endspiel war Nicolas Kiefer, der 2008 in Toronto gegen Rafael Nadal (Spanien) verloren hatte.
Die beiden Protagonisten zollten sich gegenseitig den allergrößten Respekt. "Wenn ich irgendwann mal auch nur ansatzweise auf eine Karriere wie die von Novak Djokovic zurückblicken kann, wäre ich sehr, sehr glücklich", sagte Zverev und wünschte dem Unterlegenen viel Glück für die anstehenden French Open: "Er ist für mich nach wie vor einer der großen Favoriten in Paris."
Djokovic seinerseits wollte sich nicht mit eigenen Schwächen oder Probleme rausreden: "So ist der Sport, er hat gewonnen, ich habe verloren." Den Paukenschlag hob sich der "Djoker" für die anschließende Medienrunde auf: Bei den French Open wird der frühere Weltranglistenerste Andre Agassi das Coaching des Serben übernehmen. "Wir haben in den vergangenen beiden Wochen mehrmals telefoniert und uns dann darauf geeinigt, in Paris zusammenzuarbeiten", sagte Djokovic: "Dann werden wir sehen, wohin uns das führt."
Im Finale von Rom hätte Djokovic die Ratschläge von Agassi vermutlich gut gebrauchen können, denn Zverev erwischte mit dem Break zum 1:0 einen Traumstart und spielte das Match fortan von oben herunter. Nie ließ er Djokovic in die Nähe eines Breaks kommen, er entnervte und entzauberte den "Robotovic a.D." unter anderem mit seinem effektiven zweiten Aufschlag.
Zudem war der neun Jahre jüngere Zverev seinem prominenten Gegenüber läuferisch überlegen, er stand fast immer perfekt zum Ball und offenbarte nicht den Hauch einer Schwäche. Die Körpersprache von Djokovic sagte mit fortlaufender Matchdauer alles, kaum jemals hat man den sonst so kühlen Serben so viel mit sich selbst hadern sehen. Im ersten Satz reichte Zverev das Break zum 1:0, im zweiten Durchgang nahm er Djokovic zum 2:1 und 6:3 gleich zweimal den Aufschlag ab.
"Ich schaue nicht auf Statistiken wie die, wer als jüngster Spieler einen Masters-Titel geholt hat oder solche Sachen. Ich versuche, Match für Match zu spielen und mich zu entwickeln", sagte Zverev. Er hatte im Halbfinale beim 6:4, 6:7, 6:1 gegen den Amerikaner John Isner zwischenzeitlich erheblich mehr Mühe als gegen Djokovic, der am Samstag den Österreicher Dominic Thiem in nur knapp einer Stunde mit 6:1, 6:0 überrollt hatte.