Özil tritt aus Nationalmannschaft zurück
Özil tritt aus Nationalmannschaft zurück
Köln (SID) - Mesut Özil ist nach 92 Länderspielen aus der Fußball-Nationalmannschaft zurückgetreten. Dies teilte der Weltmeister von 2014 am Sonntag auf seinen Profilen in den sozialen Netzwerken mit. "Schweren Herzens und nach gründlicher Überlegung werde ich wegen der zurückliegenden Vorkommnisse nicht länger für die deutsche Nationalmannschaft spielen", teilte Özil mit. Er kritisierte "Rassismus und fehlenden Respekt".
Arsenal-Profi Özil (29) hatte sein Debüt in der Nationalmannschaft am 12. August 2009 in Aserbaidschan gegeben, er erzielte 23 Tore für die Elf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Sein letztes Spiel war das 0:2 gegen Südkorea im letzten Gruppenspiel der WM in Russland, durch das die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw erstmals in einer WM-Vorrunde ausgeschieden war.
Özil war wegen seines Fotos im Mai mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan scharf kritisiert worden. Zwei Monate hatte er zu diesem Thema geschwiegen, am Sonntag bekannte er sich zu dem Bild. Zugleich griff er den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen dessen Umgangs mit ihm in der Sache an.
Er hätte unabhängig von Wahlen in der Türkei "das Bild trotzdem gemacht", schrieb Özil. Er habe sich zu dem Foto mit Erdogan aus Respekt vor dessen Präsidenten-Amt bereit erklärt - unabhängig von der Person. Eine politische Intention wies er zurück.
Stattdessen verwies Özil auf seine Wurzeln. "Ich habe zwei Herzen, das eine ist deutsch, das andere türkisch", schrieb er. Hätte er sich geweigert, Erdogan zu treffen, hätte er diese Wurzeln verleugnet.
In einem zweiten Beitrag attackierte Özil den DFB und die Medien. Der Verband habe nichts dagegen unternommen, dass einer seiner Sponsoren (Mercedes-Benz) ihn im Zuge der Erdogan-Affäre aus seiner WM-Kampagne genommen habe. Während DFB-Präsident Reinhard Grindel, den Özil namentlich nicht nannte, von ihm eine öffentliche Erklärung für das Foto gefordert habe, habe sich der Sponsor für Verfehlungen in der Abgas-Affäre nicht entschuldigen müssen.
"Warum?", fragte Özil, "was hat der DFB zu all dem zu sagen?" Außerdem kritisierte er den Verband dafür, auf öffentliche Kritik an Rekordnationalspieler Lothar Matthäus verzichtet zu haben, als dieser sich am Rande der WM mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hat fotografieren lassen. Den deutschen Medien wirft Özil Rassismus vor. Er werde allein aufgrund seiner Herkunft kritisiert.
Im dritten Beitrag griff Özil Grindel scharf an. "Ich äußere mich jetzt nicht wegen Grindel, sondern weil ich es will. Ich werde nicht länger der Sündenbock für seine Inkompetenz sein", teilte Özil mit: "Ich weiß, dass er mich nach dem Bild aus dem Team haben wollte. Reinhard Grindel, ich bin sehr enttäuscht, aber nicht überrascht von ihrem Handeln."