"Jackie": Natalie Portman als legendäre Präsidenten-Witwe
Natalie Portman ist für ihre Rolle in dem Biopic "Jackie" als "Beste Hauptdarstellerin" für den Oscar nominiert. So richtig sehenswert ist der Film dennoch nicht.
Weder bei den Golden Globes noch bei den Oscars ist das Biopic "Jackie" (Kinostart: 26. Januar) als "Bester Film" nominiert worden. Und tatsächlich hält die Geschichte über die einstige First Lady und Mode-Ikone Jacqueline "Jackie" Kennedy Onassis (1929-1994), gespielt von Natalie Portman (35, "Black Swan"), nicht, was sie verspricht - oder besser, was man sich erhofft.
Der chilenische Regisseur Pablo Larrain (40, "El Club") will in seinem Film zeigen, wie die weltweit verehrte US-Politiker-Witwe nach dem Attentat auf ihren Mann, US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963), sein Erbe verteidigt und den Mythos Kennedy zementiert. "Ein intelligentes Biopic, eine Charakterstudie, ein vielschichtiges Porträt" wird dem Kinobesucher versprochen.
Lebensaufgabe: Das Weiße Haus umstylen
De facto desillusioniert der Filmemacher die Fans von Jackie O., wie sie nach der Hochzeit 1968 mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis (1906-1975) genannt wurde. Denn in Erinnerung bleiben so absurde Szenen wie: Jackie streichelt einen roten Teppich im Weißen Haus, den sie eigenhändig ausgesucht hat. Zum Augenrollen verleitet auch ihr wehmütiger Blick, als sie das Styling des Amtssitzes nun ihrer Nachfolgerin, Lady Bird Johnson (1912-2007), überlassen muss.
In Erinnerung bleibt aber auch die Rahmenhandlung: Ein Journalist besucht Jackie Kennedy kurz nach dem Tod ihres Mannes. Sie erzählt ihm die Wahrheit, doch schreiben darf er die nicht. Stattdessen diktiert sie ihm einen Text... Das erinnert an Prinzessin Diana (1961-1997) und ihre Inszenierung für die Presse.
Natalie Portman als Jackie
Zugegeben, Natalie Portman macht ihre Sache vor allem in den beklemmenden Szenen gut und sie sieht Jackie auch recht ähnlich. Doch ob die Rolle wirklich eine so große Herausforderung an eine Schauspielerin ist, darf bezweifelt werden. Ihre Miene ist oft versteinert, eine wirkliche Wandlung macht ihr Charakter nicht durch. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, die historische Figur der beliebtesten First Ladys aller Zeiten ist für die Filmpreise nominiert und nicht der Hollywood-Star selbst.
Lohnt sich der Kinobesuch?
Er lohnt sich nicht für Fans der Stil-Ikone Jackie O., denn die Hauptdarstellerin ist vor allem in dem berühmten rosa Kostüm zu sehen, das sie am Tag des Attentats auf ihren Mann getragen hat. "Jackie" ist ein Streifen in Dunkel-Moll, dessen Theatralik durch die Filmmusik noch verstärkt wird. Wer auf schwermutige, langsam erzählte Kinokost mit viel US-Pathos steht, dem sei das Biopic empfohlen. Und Melania Trump könnte der Film vielleicht auch interessieren, weil sie ja jetzt das Weiße Haus umstylen darf...