Cher: Die schüchterne Diva

Am Anfang ihrer Karriere traute sich Cher kaum alleine auf die Bühne. An ihrem 70. Geburtstag kann sie nun auf eine jahrzehntelange Ausnahmekarriere zurückblicken.
Eine der Pop-Divas schlechthin feiert Geburtstag: Cher ("Closer To The Truth") wird 70. Der Mega-Star wurde am 20. Mai 1946 unter dem Namen Cherilyn Sarkisian im kalifornischen El Centro geboren. Das Mädchen wusste schon an der Schule, dass es ein Star werden wollte, war sich allerdings nicht sicher, wie es dieses Ziel erreichen sollte - zumal Cher sich selbst als Kind unattraktiv und untalentiert vorkam: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich eine Sängerin oder Tänzerin werden konnte", erzählte sie später. "Ich dachte mir nur, okay, ich werde berühmt. Das war mein Ziel."
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Karrierestart dank Sonny Bono
Nachdem sie, Selbsteinschätzung hin oder her, mit ihrer markanten tiefen Stimme und ihrem umwerfenden Aussehen bereits in ihren Schulaufführungen begeisterte, zog Cher Anfang der 60er mit 16 Jahren nach Los Angeles, um einen Weg ins Showbusiness zu finden. Ihr Türöffner wurde ihr späterer Mann Sonny Bono (1935-1998). Dabei blieb ihre Beziehung zunächst rein professionell: Cher verdiente sich bei Bono ihre Miete als Haushälterin, er beschaffte ihr erste Jobs als Backgroundsängerin im Studio von Starproduzent Phil Spector. Doch die beiden kamen sich schnell näher und "heirateten" 1964 in einer inoffiziellen Zeremonie.
Bono wollte Cher von Anfang an als Solokünstlerin aufbauen. Doch die wagte sich zunächst vor Lampenfieber kaum allein auf die Bühne. Bono leistete ihr zur moralischen Unterstützung Gesellschaft, und eines der erfolgreichsten Pop-Duos aller Zeiten war geboren: Als Sonny & Cher verkauften sie 80 Millionen Platten, traten in Film und Fernsehen auf und machten nebenbei den Hippie-Look und bauchnabelfreie Tops modern. Daneben feierte Cher auch erste Solo-Erfolge, etwa mit ihrem ersten Millionen-Seller "Bang Bang (My Baby Shot Me Down)", der später unter anderem von Nancy Sinatra und Stevie Wonder gecovert wurde.
Zwei Scheidungen in den 70ern
Nach der Geburt ihrer Tochter Chastity Bono (die später ihr Geschlecht ändern ließ und heute Chaz heißt) heirateten Cher und Bono 1969 auch offiziell. 1974 war die Ehe jedoch schon wieder am Ende. Vier Tage nach der Finalisierung der Scheidung heiratete Cher im Juni 1975 den Country-Rocker Gregg Allman - und reichte neun Tage später erstmals die Scheidung ein. Später versöhnten sich die beiden wieder, 1976 kam der gemeinsame Sohn Elijah Blue auf die Welt. 1979 war jedoch auch diese Ehe Geschichte. Das Duo Sonny & Cher wurde übrigens trotz eines erbitterten Scheidungskampfes erst 1977 endgültig zu Grabe getragen.
Bono wechselte später in die Politik und starb 1998 an den Folgen eines Skiunfalls. Cher stieg unterdessen immer weiter im Pop-Olymp auf. Ihre Stärke war dabei ihre Wandlungsfähigkeit: Egal ob es nun um den Arena-Rock der 80er oder Dancefloor-Sounds der späten 90er ging, Pop-Chamäleon Cher ritt souverän auf jeder Welle und wurde so zum einzigen Musikstar, der in jeder Dekade seit den 60ern mindestens einen Nummer-eins-Hit in den US-Charts platzieren konnte. Mit Filmen wie "Silkwood" und "Die Maske" startete sie zudem in den 80ern eine erfolgreiche Hollywood-Karriere, die 1988 mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin für "Mondsüchtig" gekrönt wurde.
Auch nach ihren beiden turbulenten Ehen lieferte Cher mit ihrem Liebesleben feinsten Stoff für die Klatschpresse. Die Liste ihrer Verflossenen liest sich wie ein Who Is Who des Showbusiness: Nach der Ehe mit Allman war sie unter anderem mit Gene Simmons, Val Kilmer, Tom Cruise, Tommy Lee und Richie Sambora liiert. Seit 2010 ist sie mit dem Comedian und Drehbuchautoren Ron Zimmerman zusammen. Das Thema Ehe hat Cher nach den Erfahrungen mit Bono und Allman offenbar abgehakt, auch blieben Chaz und Elijah ihre einzigen Kinder.
Keine Angst vor dem Alter
Für Diskussionen sorgte Cher vor allem mit ihren sichtbar häufigen Besuchen beim Schönheitschirurgen. Das Altern nimmt sie trotz allem gelassen: "Ich habe keine Angst vor dem Alter", sagte sie im vergangenen Jahr dem britischen "Express". "Der einzige Geburtstag, an den ich mich erinnere, ist der Abend, an dem ich 40 wurde. Da hatte ich tatsächlich Tränen in den Augen, als sie die Torte brachten, und dachte: 'Meine Jugend ist vorbei'", berichtete Cher. "Aber am nächsten Tag bekam ich die Rolle in 'Die Hexen von Eastwick' mit Jack Nicholson und mir wurde klar, dass die Dinge nicht so schlecht stehen. Danach habe ich aufgehört, darüber nachzudenken."