Darum ist John Lennons Vermächtnis bis heute unvergessen
Am 9. Oktober wäre Beatles-Legende John Lennon 80 Jahre alt geworden. 40 Jahre nach seinem Tod ist sein Vermächtnis noch immer unvergessen - aus vielerlei Gründen.
"Stell dir vor, es gäbe keine Länder. (...) Nichts, wofür es sich zu töten oder sterben lohnt und auch keine Religion. (...) Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz mehr. (...) Keinen Grund für Gier oder Hunger." Die Zeilen von John Lennons (1940-1980) Jahrhundert-Hit "Imagine", der 1971 erschien, wirken 2020 keineswegs verstaubt. In Zeiten anhaltender politischer, religiöser und ökonomischer Konflikte erscheinen die Wunschvorstellungen des 1980 ermordeten Musikers, der am 9. Oktober 80 Jahre alt geworden wäre, aktueller denn je - einer von vielen Gründen, warum sein Vermächtnis bis heute unvergessen ist.
In Gedenken an Lennon veröffentlicht Universal Music an seinem Geburtstag das Jubiläumsalbum "Gimme Some Truth.". Mit dem Titelsong, der im selben Jahr wie "Imagine" erschien, erteilte der in Liverpool geborene Musiker heuchlerischen Politikern, Scheinheiligen und der Kriegsmaschinerie zu Zeiten des Vietnamkrieges eine klare Absage. Erneut dürften Lennons Zeilen angesichts des aktuellen politischen Diskurses einiges an Zustimmung erfahren. "Ich habe genug davon, Dinge zu lesen, von neurotischen, psychotischen Politikern mit Schweinsköpfen", singt er. "Alles, was ich will, ist ein wenig Wahrheit."
Yoko Ono setzt den Aktivismus fort
Die 36 Songs auf "Gimme Some Truth." wurden allesamt von Lennons Witwe Yoko Ono Lennon (87) und dem gemeinsamen Sohn Sean (44, "Dead Meat") ausgewählt. Die japanisch-amerikanische Künstlerin sorgt regelmäßig dafür, dass das Schaffen ihres Mannes nicht in Vergessenheit gerät. 2018 öffnete Ono Lennon beispielsweise für den Bildband "Imagine John Yoko", der die Entstehungsgeschichte und Hintergründe von Lennons erfolgreichstem Soloalbum "Imagine" zeigt, ihr privates Fotoarchiv. Außerdem setzt sie das gemeinsame Vermächtnis auch 40 Jahre nach Lennons Tod durch ihren ungebrochenen Aktivismus fort.
Die 87-Jährige, die Lennon 1969 heiratete und die gemeinsamen Flitterwochen in Form eines "Bed-In for Peace" in Amsterdam verbrachte, setzt sich unaufhörlich für den Frieden und die Menschenrechte ein. 2002 stiftete sie den Friedenspreis LennonOno Grant for Peace, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin verlas sie eine Friedensbotschaft. Ein Jahr zuvor hatte Ono Lennon der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Nutzungsrechte aller Solotitel ihres Mannes für das Projekt "Make Some Noise" zur Verfügung gestellt. Der Geist des Aktivisten Lennon lebt durch seine Frau unaufhörlich weiter.
Paul McCartney und Ringo Starr erinnern an ihren Beatles-Kollegen
Und dann wären da noch Paul McCartney (78, "Say Say Say") und Ringo Starr (80), die beiden noch lebenden Ex-Mitglieder der Beatles. Durch ihren gemeinsamen Erfolg untrennbar miteinander verbunden, erinnern die Musiker immer wieder auf die eine oder andere Weise an ihren viel zu früh verstorbenen Wegbegleiter.
Eine Freude machten die beiden den Fans der "Fab Four" vor gut einem Jahr, als auf Starrs 20. Soloalbum "What's My Name" eine Coverversion des von Lennon unveröffentlichten Songs "Grow Old With Me" erschien. Das Besondere: McCartney sang im Hintergrund und spielte Bass. Lennon hatte das Lied im letzten Jahr vor seinem Tod für das Album "Double Fantasy" aufgenommen.
Um die Beziehung zwischen McCartney und Lennon, den beiden Hauptautoren der großen Beatles-Hits, ranken sich bis heute Gerüchte. Konnten sie sich wirklich nicht ausstehen? War McCartney gar schuld am Aus der Beatles 1970? Der Oscar- und Grammy-Preisträger spricht immer wieder über das heikle Thema, zuletzt auf einem Event zu Lennons 80. Geburtstag Ende September. Im Gespräch mit dessen Sohn Sean Ono Lennon erklärte er der "Daily Mail" zufolge, "sehr glücklich" darüber zu sein, sich mit Lennon vor dessen Tod versöhnt zu haben. Das Wissen darüber gebe ihm bis heute Kraft.
Fans feiern John Lennon und die "Fab Four"
Zu guter Letzt sorgen die Beatles-Fans weltweit regelmäßig dafür, dass die Hinterlassenschaften der erfolgreichsten Band der Welt und ihres Gründungsmitglieds John Lennon nicht in Vergessenheit geraten. Im Sommer des vergangenen Jahres feierte die Community ihre Idole im großen Rahmen. Anlässlich des 50. Jubiläums der Veröffentlichung des legendären Albums "Abbey Road" versammelten sich hunderte Anhänger an genau dem Londoner Zebrastreifen, auf dem die "Fab Four" sich für das Plattencover ablichten ließen. In Beatles-Verkleidung stellten sie das berühmte Foto nach, das als Kultmotiv in die Musikgeschichte einging.
Von Lennons künstlerischer Unsterblichkeit zeugt auch die ungebrochene Nachfrage nach seinem musikalischen Gesamtwerk. Vor gut einem Jahr ermittelte das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin "Forbes" die Topverdiener unter den toten Stars. Lennons Einkünfte beliefen sich dem Bericht zufolge 2018 auf 14 Millionen US-Dollar (rund 12,5 Millionen Euro). Ein maßgeblicher Grund für das große Interesse dürfte das "Abbey Road"-Jubiläum gewesen sein - aber auch die Nachfrage nach Lennons Solo-Musik war um 52 Prozent gestiegen.