Das steckt hinter der Hasstirade von Snoop Dogg auf Schwarzenegger

Snoop Dogg beschimpft Arnold Schwarzenegger - und das hat einen ernsten Hintergrund. Zu seiner Zeit als Gouverneur Kaliforniens hatte er dafür gesorgt, dass der Sohn eines Freundes frühzeitig aus der Haft kam. Er war an einer tödlichen Messerattacke beteiligt.
Schimpfworte der übelsten Art durfte sich Arnold Schwarzenegger (68, "Terminator") gerade von Snoop Dogg (44) anhören. Unter anderem als "Rassisten" bezeichnete der Rapper den Hollywood-Star in einem Video, das auf seiner Instagram-Seite zu sehen ist. Aber was bringt den Musiker so auf?
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Umstrittene Entscheidung
Es geht um den Fall von Esteban Nunez (27), er ist der Sohn von Fabian Nunez - einem politischen Verbündeten aus der Zeit, in der Schwarzenegger Gouverneur von Kalifornien war (2003 bis 2011). Esteban Nunez wurde am Sonntag aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er weniger als sechs von verhängten 16 Jahren abgesessen hatte. Im Juni 2010 kam er hinter Gitter, weil er einen 22-jährigen Studenten in San Diego erstochen haben soll. Als eine seiner letzten Amtshandlungen hatte Gouverneur Schwarzenegger 2011 das Strafmaß auf sieben Jahre herabgesetzt.
Dass er die Strafe für den "Sohn seines Freundes" reduziert, das Gnadengesuch für Stanley "Tookie" Williams aber abgelehnt hatte, macht Snoop Dogg so wütend: "Wie zum Teufel konntest du diesen Typen aus dem Gefängnis lassen, aber Tookie Williams töten?"
Der Fall Tookie Williams
Tookie Williams (1953-2005) gründete 1969 die Jugendband Crips in Los Angeles. 1981 wurde er wegen vier Morden aus dem Jahr 1979 zum Tode verurteilt. Ab 1993 verfasste er im Gefängnis Bücher gegen Gangs, Gewalt, Drogen und Rassismus. Er schrieb auch Kinderbücher, in denen er vor Bandenkriminalität warnt. Dafür war er mehrfach für den Friedens- und Literaturnobelpreis vorgeschlagen worden.
Die Morde bestritt Williams bis zu seinem Tod. Seine Anwälte hatten bei Gouverneur Schwarzenegger ein Gnadengesuch eingereicht. Für die Umwandlung der Todes- in eine lebenslange Haftstrafe setzten sich neben Snoop Dogg unter anderem auch Jesse Jackson, Desmond Tutu, Laurence Fishburne, Danny Glover, Susan Sarandon oder Jamie Foxx ein. Schwarzenegger lehnte das Gnadengesuch ab, der Oberste Gerichtshof der USA sprach sich kurz danach ebenfalls gegen eine Begnadigung aus. Williams wurde am 13. Dezember 2005 mit der Giftspritze hingerichtet.
Auch Opferfamilie geht auf Schwarzenegger los
Snoop Dogg will seinem Ärger weiterhin Luft machen, seine Videobotschaft werde er nicht löschen, gab er Schwarzenegger, der zu dem Thema bislang schweigt, zu verstehen. Nunez ist nach seiner Haftentlassung drei Jahre auf Bewährung. Die Familie des Opfers macht Schwarzenegger ebenfalls Vorwürfe, weil dieser wieder auf freiem Fuß ist. "Meinem Sohn wurde ein Messer ins Herz gerammt, als er noch lebte", sagte sein Vater zu "CNN". "Schwarzenegger stach ihm in den Rücken, nachdem mein Sohn getötet wurde." Im vergangenen Jahr hatte ein Berufungsgericht geurteilt, dass Schwarzeneggers Entscheidung, Nunez früher zu entlassen, als "grob ungerecht" angesehen werden könne. Allerdings sei es kein illegaler Vorgang gewesen und die Richter hatten keine Möglichkeit, etwas zu ändern. Allerdings gab es auch aus Justizkreisen Stimmen, die Schwarzeneggers Entscheidung rechtfertigten.
Die Familie von Nunez sagte in einem Statement: "Unser Sohn hat für seine Schuld bezahlt." Laut Staatsanwaltschaft ging der tödliche Angriff 2008 von Nunez und dem Mitangeklagten Ryan Jett, die beide mit Messer bewaffnet waren, zusammen aus, wie die "LA Times" berichtete. Schwarzenegger argumentierte demnach, dass Nunez eine mildere Strafe bekommen sollte als der Mitangeklagte, weil Jett offenbar vorbestraft war, Nunez aber nicht. Wer für die tödliche Verletzung verantwortlich war, konnte nie geklärt werden. Laut Fabian Nunez war der Richter zu hart zu seinem Sohn. In der "LA Times" sagte er, er habe seine Beziehung zum Gouverneur genutzt, um seinen Sohn zu helfen.