Kann Madonnas neues Album "Madame X" ihren Ruf retten?
Nach ihrem ESC-Debakel meldet sich Pop-Queen Madonna mit ihrem neuen Album "Madame X" zurück. Wird sie damit ihren angeschlagenen Ruf retten können?
Madonna (60) kann zweifelsfrei auf eine phänomenale Karriere zurückblicken. 300 Millionen verkaufte Tonträger und sieben Grammys stehen bis heute auf der Haben-Seite. Doch spätestens mit ihrem stimmlich wie Show-technisch desaströsen Auftritt beim diesjährigen Eurovision Song Contest sägt die Sängerin selbst an ihrem Ruf als Queen of Pop. "Dieser ESC hat Madonnas Karriere ruiniert" titelte zum Beispiel die "Welt" - nicht ganz zu Unrecht. Ein weiteres Indiz dafür, dass Madonna ihren Zenit offenbar überschritten hat, sind die Ticket-Verkäufe ihrer ab September geplanten Tour durch Nordamerika. Diese laufen, trotz verhältnismäßig kleinen Veranstaltungsorten, ziemlich schleppend. Und nun legt die Pop-Queen ihr neues Album "Madame X" vor. Ob sie damit das Ruder noch mal herumreißen kann?
Sie versucht es zumindest. "Madame X" ist ein Album geworden, das sich fast schon übertrieben an den Zeitgeist anbiedert und versucht, es jedem recht zu machen. Da werden in "Medellín" angesagte Latino-Sounds aufgefahren, die neben Madonnas dünner Stimme von Raps des kolumbianischen Sängers Maluma (25) begleitet werden. Nicht mal für einen Sommerhit hat das gereicht. Der Song schaffte es in den USA in den iTunes-Charts gerade so in die Top Ten, stürzte dann ab und dümpelte auf Platz 36 im Niemandsland herum. In Deutschland musste sich die Pop-Queen mit Platz 13 zufriedengeben.
Die Zeiten als Trendsetterin sind längst vorbei
Im Niemandsland herumdümpeln, beschreibt auch den Rest von "Madame X" traurigerweise ganz gut. Beweisstück A: Das völlig ziellose und zerfahrene "Dark Ballet", das als Ballade beginnt, dann von einer seltsamen Spoken-Words-Passage unterbrochen wird, nur um sich dann zum Ende hin in beliebigem, durch Autotune aufgemotzten Pop zu verlieren. Und mit Zeilen wie "I can dress like a boy, I can dress like a girl" schockiert Madonna heutzutage wohl niemanden mehr. So wird sie von der einstig rebellischen Trendsetterin zur hinterherhinkenden Nachahmerin, die krampfhaft versucht, mit aktuell modischen Trends im Pop mitzuhalten.
Das beweisen auch die folgenden Stücke "God Control" und der Reggaeton-Song "Future". Bei Letzterem wird Madonna von Rapper Quavo (28) unterstützt und man muss dem Stück zu Gute halten, dass es mit dem locker-flockigen Karibik-Vibe und dem Off-Beat zumindest in die Beine geht. Ein kleiner Lichtblick ist auch das sparsam instrumentierte "Killers Who Are Partying". "Crave" hingegen ist wieder ein Pop-Song nach Schema F, der einem nicht mehr als ein gleichgültiges Schulterzucken entlockt.
Viele Filler, kaum Killer
Ohnehin hat sich in der zweiten Hälfte des Albums sehr viel Füllmaterial eingeschlichen, obwohl Madonna viel ausprobiert und im Grunde jeder Song eine andere musikalische Stoßrichtung aufweist. Dennoch wirkt es, als wäre die einstige Pop-Diva von der Konkurrenz abgehängt worden. "Madame X" wird in der heutigen Musiklandschaft zumindest nicht viel reißen. Dazu ist es viel zu egal.