Nach Interview mit Erdogan-Anwalt: Das Netz feiert Claus Kleber
Kann aus dem Fall Böhmermann überhaupt noch jemand als Gewinner hervorgehen? ZDF-Nachrichtensprecher Claus Kleber wird seit seinem Interview mit Erdogans deutschem Anwalt im Netz gefeiert.
Dass der Anwalt Michael-Hubertus von Sprenger nur unproblematische Fälle annehme, diesen Vorwurf muss sich der Experte für Medienrecht nicht gefallen lassen. Er vertrat bereits den Chefredakteur des umstrittenen "Compact"-Magazins und gab auch einem britischen Holocaust-Leugner juristischen Beistand. Nun also ist Sprenger der deutsche Anwalt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und sei - wie er es schon oft zuvor war - auch im Fall Jan Böhmermann bereit, "bis zu letzten Instanz" zu gehen. Im "ZDF heute journal" musste sich Sprenger am vergangenen Mittwoch einem rhetorisch bestens ausgerüsteten Claus Kleber stellen. Wer als klarer Punktsieger aus der Diskussion hervorging, darüber war sich das Netz schnell einig.
Journalistische Glanzleistung
"Claus Kleber hat in dem Interview mit dem Kollegen nun wirklich einen hervorragenden Job gemacht", fasst eine Twitter-Nutzerin nach dem Gespräch den Netz-Tenor zusammen. "Was ein Interview! Klaus Kleber gegen Erdogans Anwalt, der übrigens schon Holocaustleugner vertrat", stimmt eine andere Userin in den Lobgesang mit ein. Als "großartig und entlarvend" bezeichnet ein weiterer Twitter-Nutzer das rund sechs-minütige Interview.
Was war geschehen? Kleber stellte im "ZDF heute journal" exakt die Fragen, die offenbar auch ein Großteil der Deutschen derzeit brennend interessiert und deren Beantwortung von Sprenger alles andere als leicht fiel. Ob die Aufmerksamkeit, die Präsident Erdogan durch sein Vorgehen auf die ZDF-Sendung gelenkt hat, nicht kontraproduktiv für ihn gewesen sei, wollte Kleber wissen. Sprengers Antwort: "Nun war es ja Herr Böhmermann, der Herrn Erdogan dazu aufgefordert hat, einen Anwalt zu konsultieren und gegen ihn vorzugehen. Also das müssen Sie Herrn Böhmermann fragen." Kleber erwiderte trocken: "Das ist ja doch recht selten, dass sich ein türkischer Staatspräsident nach dem Rat eines deutschen Satirikers und Kabarettisten richtet."
Die Suche nach dem rechten Weg
Auch auf die Frage, welche Bestrafung er für Jan Böhmermann wegen des "Schmähgedichtes" erwarte, lässt sich von Sprenger zu einer, sagen wir, ungewöhnlichen Formulierung hinreißen: "Er wird sicherlich keine erhebliche Strafe bekommen, sondern es wird eine Strafe sein, die erforderlich ist, um ihn auf den rechten Weg wieder zurückzuführen, Satire zu machen und nicht mehr plumpe Beleidigungen." Eine Nutzerin schrieb daraufhin: "Erdogan, der deutsche Anwalt und der deutsche Satiriker, (der "auf den rechten Weg" gebracht werden muss). Kleber 1a!"