Rainhard Fendrich vermisst die Zeitreflexion in der Musik

Drei Jahre nach seinem letzten Studio-Album meldet sich Rainhard Fendrich nun mit "Schwarzoderweiß" zurück. Was man von seinen neuen Liedern erwarten kann, hat er im Interview erzählt.
Rainhard Fendrich (61) ist ein kritischer Musiker. Mit seinen Liedern reflektiert er stets das aktuelle Zeitgeschehen. Echte Inhalte sind ihm dabei schon immer wichtig gewesen - und in krisengeschüttelten Zeiten wie heute sind sie ihm wichtiger denn je. Das spiegelt sich auch auf seinem neuen Album "Schwarzoderweiß" wider, das am 7. Oktober erscheint.
Fendrich setzt sich mit Rassismus, Krieg und Flüchtlingskrise auseinander, blickt kritisch auf die Weltmacht USA, sinniert aber auch über das Älterwerden und die Generation Facebook. Auch teilt er humorvolle Seitenhiebe an allzu korrupte Geschäftsleute und Funktionäre aus. Dass aus diesen Gründen sicher nicht gerade eines seiner fröhlichsten Alben entstanden ist, nimmt Fendrich wohlwollend in Kauf. Schließlich vermisse er in der heutigen Musik die "Zeitreflexion". Die einzige Musikrichtung, die das wirklich mache, so der Wiener im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news, sei der Rap.
"Das sind zwar düstere Texte, aber die kommen an. Sido-Texte sind nicht lustig. Aber sie haben ihr Publikum. Und ich finde es wichtig, dass es Menschen gibt, die ganz einfach darüber singen oder rappen." Mit seinem Album wolle Fendrich aber "niemanden bekehren". Auch sei er kein Protestsänger. Solche würde es heute ohnehin nicht mehr geben, weil das Publikum dafür fehle. "Es ist heute kein Interesse mehr da für politische Themen", resümiert Fendrich.
Gefährliche Entwicklung in der Musik
Deswegen erlebe der Schlager gerade auch eine ungemeine Renaissance, so Fendrich. Schließlich wollten die Leute "von verschiedenen Dingen einfach nichts mehr hören, weil sie ohnehin zugepflastert werden". Dafür habe er zwar auf der einen Seite Verständnis, auf der anderen Seite empfinde er diese Entwicklung aber auch ein bisschen gefährlich. "Weil wer sich nicht für Politik interessiert, darf sich nicht wundern, wenn seine Interessen irgendwann nicht mehr vertreten werden."
Mit "Schwarzoderweiß" ist es Fendrich einmal mehr eindrucksvoll gelungen, unserer Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, ohne dabei den Oberlehrer oder Weltverbesserer zu spielen. Und wer genau hinhört, der wird feststellen, dass auf diesem ernsten Album auch die Hoffnung leise mitschwingt.