Wolfgang Rademann ist tot: Trauer um den "großen Unterhalter"

"Die Schwarzwaldklinik" und "Das Traumschiff" sorgten für Sensationsquoten. Mit dem Tod von Wolfgang Rademann verliert Deutschland "einen großen Unterhalter". Es bleibt die Erinnerung an einen Autodidakt, der mit seinem einzigartigen Charakter das deutsche Fernsehen geprägt hat wie kein Zweiter.
Fernseh-Deutschland trauert: Produzent Wolfgang Rademann ist tot. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Mann, der durch sein Schaffen die deutsche Fernseh-Kultur geprägt hat: Mit Formaten wie "Das Traumschiff" oder der 1980er-Kultserie "Schwarzwaldklinik" begeisterte er die Zuschauer. "Wolfgang Rademann kannte und liebte sein Millionenpublikum und hatte ein untrügliches Gefühl für neue Unterhaltungsshows und Fernsehserien. Seine Produktionen im ZDF-Programm haben Fernsehgesichte geschrieben", ehrte ZDF-Intendant Thomas Bellut den Verstorbenen. "Wir trauern um einen großen Unterhalter."
Der Autodidakt
Rademann wurde nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer aus Leidenschaft für den Journalismus Reporter. Jahrelang schrieb er für das Magazin "Stern" und die Zeitung "B.Z." Die nächsten Stationen des fleißigen Sympathieträgers gingen in eine andere Richtung: Er wurde Pressechef von Schauspieler Pierre Brice (1929-2015) und Entertainer Peter Alexander (1926-2011). 1969 folgte sein Durchbruch als Fernsehmacher mit der "Peter Alexander Show". Fernsehgeschichte schrieb er im Nachgang mit Serien wie "Schöne Ferien", "Die Schwarzwaldklinik" und "Das Traumschiff".
Gerade weil er selbst ein Autodidakt in der Fernsehbranche war, hatte Rademann immer ein Herz für Macher. "Ob jünger oder älter, Mann oder Frau, das ist mir sowas von egal", sagte er einmal im Interview mit spot on news. "Wenn die Person gut ist, passt es." Seiner Meinung nach sei die Filmbranche ohnehin die letzte Branche, in der die Vorbildung keine Rolle spiele. "Abitur oder nicht ist unwichtig, entweder kann ein Autor schreiben oder er kann es nicht", so Rademann.
Um dies zu untermauern, griff er gerne auf sein Lieblingsbeispiel zurück: "Bei der 'Schwarzwaldklinik' hatten wir mal einen Fahrer, der heute mein Produktionsleiter ist." Rademann war stets der Überzeugung, dass jeder die Chance habe, alles zu werden - frei nach dem alten amerikanischen Motto: vom Tellerwäscher zum Millionär.
Ein Näschen für Themen
Doch nicht nur seine Sympathie für Autodidakten, sondern auch sein zielsicheres Gespür für Themen war stets eines seiner Markenzeichen. So hielt Rademann zu jeder Zeit Augen und Ohren offen - Zeitungen und Magazine las er täglich. In einem anderen Interview mit spot on news verriet der Mann mit der charmanten Berliner Schnauze einmal, dass er Artikel, die ihn in irgendeiner Weise berührt hätten, ausschneide und in einem Ordner abhefte. Manchmal wisse er dann noch gar nicht, was er damit anfange, "ich habe aber den Riecher, dass es etwas ist".
Dass sein Riecher oft Recht hatte, bewies der erfolgreiche Fernsehmacher im Laufe seiner langen Karriere immer wieder. Messen lässt sich der Erfolg auch nach seinem Tod an den vielen Auszeichnungen, die Rademann im Laufe seines Lebens erhalten hat. Darunter zwei Goldene Kameras sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande und insgesamt vier Bambis - einer davon für sein Lebenswerk im vergangenen November.
Eine wahrhaft treue Seele
Doch nicht nur sein Spürsinn für Themen und seine Fähigkeit, sich selbst Dinge anzueignen, machten Rademann zu einem Ausnahmefilmschaffenden. Als wahrhaft treue Seele wurde er vor allem menschlich immer hoch geschätzt. Ein Charakterzug, den seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek (84), in einem Interview einmal so beschrieb: "Das, was der Wolfgang da macht, ist tatsächlich sehr außergewöhnlich. Es ist etwas Besonderes in dieser mitunter doch recht oberflächlichen Branche."
Unter anderem meinte sie damit seiner "Witwen-Tour", auf die er sich alljährlich begab. Dabei besuchte er die Witwen der verstorbenen Menschen, die ihn jahrelang begleitet haben, erklärte er spot on news. "Ich bleibe aber auch mit denen in Kontakt, die einfach nur aufgehört haben, mir aber ans Herz gewachsen sind - und das sind eine Menge."