Falke-Tatort "Böser Boden": Schon wieder Horror?

Tatort Norddeutschland: Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) ermittelt mit seiner neuen Partnerin Julia Grosz (Franziska Weisz). © NDR/Christine Schroeder
Welcome back Falke! Mehr als eineinhalb Jahre nach seinem letzten Auftritt gibt es endlich einen neuen Tatort mit dem Bundespolizisten aus Hamburg. Wer sich nicht mehr erinnert: Nach dem Ausstieg von Petra Schmidt-Schaller als Katharina Lorenz hatte der Ex-Punk am Ende seines letzten Einsatzes am Flughafen Hannover eine neue Partnerin gefunden. Die traumatisierte Afghanistan-Veteranin Julia Grosz bleibt auch im neuen Tatort "Böser Boden" ein verschlossener Charakter mit Potential.
Im ländlichen Niedersachsen wird ein Mann brutal ermordet aufgefunden: Arash Naderi (Hadi Khanjanpour) ist erst vor einigen Monaten aus dem Iran nach Deutschland zu seinem Bruder und dessen Familie gezogen. Für Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) deutet einiges darauf hin, dass es sich um einen politisch motivierten Mord handeln könnte. Tatsächlich wurde Naderi vor seinem Tod von Bauern aus der Gegend bedrängt.
Figuren mit brachialer Ambivalenz
Deren Rädelsführer, Jan Kielsperg (Rainer Furch), veranstaltet zudem regelmäßig konspirative Treffen in seiner Scheune. Denn die Bauern entpuppen sich als militante Umweltschützer, die Kampagnen gegen Fracking und Erdgasförderung planen. Immer stärker kristallisiert sich heraus, dass nicht seine Herkunft das Opfer zur Zielscheibe gemacht hat, sondern sein Job. Arash Naderi war als Fahrer für ein ortsansässiges Erdgasunternehmen tätig - und einem handfesten Umweltskandal auf der Spur...
In "Böser Boden" werden verschiedene Dinge miteinander verwoben: Vor dem Hintergrund eines Öko-Skandals bekommt eine eigentlich bestens integrierte Familie aus dem Iran Probleme in einem norddeutschen Dorf. Ein Öko-Thriller oder ein Integrations-Drama? So richtig kann sich der Tatort nicht entscheiden, viele Figuren werden mit einer nahezu brachialen Ambivalenz ausgestattet.
Schon wieder Zombies im Tatort
Und dann wären da noch die Zombies. Gerade einmal vier Wochen
nach dem abgewatschten Horror-Fall aus Frankfurt tauchen nun wieder
Untote im Tatort auf. Ein Fall für die Obergrenzen-Polizei? Nunja.
Klassik-Krimi-Fans sollten sich nicht abschrecken lassen. Es geht
nicht wirklich um Paranormales, Mystery oder ähnliches. Regisseurin
Sabine Bernardi hat die Genre-Elemente der Drehbuchautoren Marvin
Kren und Georg Lippert nur ganz zart in den "Tatort" eingewoben. Um
nicht zu tief ins Horror-Genre abzutauchen, sieht nur Kommissarin
Grosz, wie die Menschen sich in Zombies verwandeln, Kommissar Falke
bemerkt es dagegen nicht. Die Zuschauer haben also die Möglichkeit,
entweder dem faktischen Blick von Falke zu folgen, oder das
Geschehen mit den einfühlsamen Augen von Grosz zu sehen.
Interessant ist an diesem
Tatort aus
Norddeutschland aber auch, dass die Grenzen zwischen Gut und
Böse erheblich verwischen. Sogar der zweifelhafte Erdgaskonzern
bekommt eine kleine Chance, um für Verständnis zu werben: "Früher
haben die Leute Wale geschlachtet, um Öl für ihre Lampen zu
bekommen. Meinen Sie, das wäre ihnen lieber?", fragt die Chefin an
einer Stelle.
Weder die Integrations-, noch die
Umweltverschmutzungsthematik werden mit erhobenem Zeigefinger
erzählt. Dennoch wird das Geschehen vor allem durch Falke
("Öko-Nazis!") bisweilen treffend kommentiert. Es geht um
verzweifelte Menschen, die sich nicht mehr anders zu helfen wissen,
als zu kriminellen Mitteln zu greifen. Ein bisschen "Erin
Brockovich" (2000), aber ohne Erin Brockovich. Dafür mit einem
mobilen Bodenexperten, Henry Fohlen (Christian Hockenbrink), dem
man in diesem
Tatort fast so gern bei der Entnahme von
Proben zusieht, wie damals Julia Roberts (50)... na ja fast.
(mit Material von Spot On News)