Kölner Tatort: "Einarbeiten dauert natürlich"

Tatort Köln: Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) sind sich in "Mitgehangen" nicht immer einig, in welche Richtung es gehen soll. © WDR/Thomas Kost
"Mitgehangen" entpuppte sich im Verlauf des Kölner Tatorts als treffender und gleichzeitig zynischer Titel: Matthes Grevel und seine Familie geraten in einen Mordfall hinein, am Ende ist ihre Familie zerstört und Grevel selber hat sich in der U-Haft erhängt. Die Story um den Reifenhandel und die dunklen Geschäfte des Teilhabers Florin Baciu, der zu Beginn tot aus einem Tümpel geborgen wird, war eine typische Köln-Tatort-Geschichte, an der Grenze zur Verworrenheit, aber durchaus solide und einigermaßen logisch zu Ende gebracht.
Was "Mitgehangen" aus der Masse des Leiche-Ermittlungen-Verhöre-Verhaftung-Alltags von Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) heraushebt, war das Team-interne Duell der Kommissare. Während Ballauf sich auf den erstbesten Verdächtigen einschießt und ohne zu reflektieren sein Ziel verfolgt, bleibt Schenk cool und ermittelt besonnen in alle Richtungen. Ballaufs Monolog am Ende fördert ein Hadern mit sich und seinem Job zutage, das in plötzlichem Schwimmtraining ertränkt werden soll. Wenn der Kölner Tatort es ernst meint, sollte diese Entwicklung auf in den nächsten Fällen zumindest präsent sein.
Präsent, jedenfalls körperlich, wird dabei der neue Assistent "Jütte" (Roland Riebeling) sein, der vor allem Freddy mit seiner tranquilizerartigen Unbekümmertheit in den Wahnsinn treibt ("Einarbeiten dauert natürlich"). Eine sehr unterhaltsame Abwechslung zu all denn dienstbeflissenen fleißigen Bienchen, die vorher auf seinem Platz saßen. Auch bei Twitter hat Jütte viele Freunde gefunden.
Was " Mitgehangen" auch stark machte: Dass weder der Zwist zwischen Freddy und Max noch Jütte den eigentlichen Fall in den Hintergrund drängten. Dieser Tatort wird sicherlich nicht so sehr in Erinnerung blieben wie seine Vorgänger aus Bremen oder Berlin, aber er zeigt wieder mal, dass Köln immer für einen grundsoliden, unaufgeregten Standard-Tatort gut ist. 10,42 Millionen Zuschauer (27,8% Marktanteil) sprechen dabei eine deutliche Sprache.
Das sagt Twitter zum Tatort aus Köln
Wie erwartet empfängt Twitter den neuen Assistenten Jütte größtenteils sehr herzlich.
In Sachen Musik hingegen gelang den Kölnern mal wieder ein erstklassiger Griff ins Klo. Nach dem schwülstigen Dolodinger-Gedudel im letzten Fall erinnerte die Hintergrundmusik dieses Mal an misslungene Ton-Experimente.