Tatort-Diskussion: Ein Hoch auf Experimente!

Tatort Frankfurt: Anna Janneke (Margarita Broich) fragt sich, was das alles soll. © HR/Benjamin Dernbecher
"Großartig, endlich mal was Neues!" oder "So ein Quatsch, das ist doch kein Tatort mehr!" - zu welcher Fraktion gehört Ihr? "Fürchte Dich", der gestrige Tatort aus Frankfurt, hat mal wieder die uralte Diskussion losgetreten, wie weit ein Tatort vom Standard-Krimi-Schema abweichen darf. Und wie immer gibt es die Stimmen, die lauthals ihre Rundfunkgebühren zurückfordern, genauso wie verkannte Cineasten, die hellauf begeistert sind.
Was dabei aber allzu oft vergessen wird: Niemand hat den Anspruch auf "seinen" Tatort, sondern alles unterliegt dem persönlichen Geschmack. Dieses Mal geht die Debatte sogar so weit, dass von einer Obergrenze von zwei "Experimental-Tatorten" die Rede ist. Nicht nur in der Politik, auch beim Tatort wollen sich einige also offenbar gegen alles Neue und Fremde abschotten. Blicken wir zurück: Ohne Experimente hätte es keinen Schimanski gegeben, keinen Tatort Münster, keine Kleinode mit Felix Murot, keinen Nick Tschiller, keinen Kommissar Faber und, und, und...
"Fürchte dich" war zwar weder gruselig noch spannend, das ist aber dem Drehbuch und der Umsetzung anzulasten und nicht der grundsätzlichen Idee, einen Horror-Tatort zu machen. Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) wären in einem stinknormalen Fall vermutlich völlig fehl am Platze. Vielmehr ist der Mut des Hessischen Rundfunks zu loben, Kritik (aus den bekannten Ecken) zu provozieren und eben nicht allen gefallen zu wollen.
Mit 6,9 Millionen Zuschauern (19,3 %) ist " Fürchte Dich" auch in Sachen Quote eher ein Nischen-Produkt, trotz Konkurrenz der Formel-1-Entscheidung. Bei Twitter und Facebook war die Diskussion jedoch so lebhaft wie immer bei Hessen-Tatorten.
Das sagt Twitter zum Horror- Tatort aus Frankfurt
Der Tatort-Twitteraccount hat jedenfalls mehr Selbstironie als die Obergrenzen-Forderer.
Und los gehts...
Unabhängig von dem Konzept war "Fürchte dich" aber vor allem eines: Seeeeeeeeehr langsam.
Wer einen Horror-Tatort dreht, muss sich wohl oder übel mit den Großen und ganz Großen des Genres vergleichen lassen.