Tatort Dortmund: Große Erwartungen, voll erfüllt
Tatort Dortmund: Das Team um Kommissar Faber (Jörg Hartmann) steht vor einem Umbruch. © WDR/Thomas Kost
Ein Dortmund-Tatort, den Jürgen Werner geschrieben hat, kann gar nicht schlecht sein, zeigt die Erfahrung. Und in "Tollwut" inszeniert der geistige Vater und Entwickler von Faber und Co. nicht nur einen kleinen Neuanfang nach dem verheerenden Bombenanschlag und dem Ausstieg von Daniel Kossik im letzten Fall, sondern bewgt sich auch in bekannter Umgebung. Der elfte Fall aus Dortmund spielt größtenteils im Gefängnis, dort schuf Jürgen Werner schon mit dem Kölner Fall "Franziska" ein absolutes Highlight. Die Erwartungen an "Tollwut" sind also groß.
"Auf ewig dein" steht auf dem Briefumschlag, den Kommissar
Peter Faber (Jörg
Hartmann) auf seinem Schreibtisch findet. Wir erinnern uns: In der
Folge mit diesem Titel (Februar 2014) lieferte sich der Ermittler
ein Psychoduell mit dem Serienmörder Markus Graf (Florian
Bartholomäi) und brachte ihn schließlich hinter Gitter. Vor 15
Jahren hatte der Kommissar Grafs Vater, einen Vergewaltiger und
Mörder, hinter Gitter gebracht, wo er sich erhängte. Graf wiederum
quält den Kommissar mit dessen schlimmster Erinnerung: Dem Tod
seiner Frau und Tochter, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben
kamen. Doch Faber vermutet noch immer in Graf den wahren Mörder
seiner Familie. Nun schickt Graf dem Kommissar eine krude Zeichnung
seiner toten Familie.
Quasi nebenbei gibt es auch noch einen Todesfall, in dem das
Dortmunder Team ermitteln muss. In einem Gefängnis stirbt ein
Häftling an Tollwut, alleine das ist ungewöhnlich und ruft Faber,
Martina Bönsich
(Anna Schudt) und
Nora Dalay (Aylin
Tezel) auf den Plan. Der Tote saß noch dazu seit vier Jahren in
Haft, eine Ansteckung ist nahezu unmöglich. Steckt ein Mord
dahinter? Als Faber und sein Team mit ihren Ermittlungen beginnen,
gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Kollegen: Der ehemalige
Rechtsmediziner Jonas Zander (Thomas Arnold) arbeitet mittlerweile
als Gefängnisarzt und meint zu wissen, wie das Virus hinter Gitter
gelangen konnte.
Die Ermittlungen führen Faber in eben jene JVA, in die vor
neun Monaten auch Markus Graf verlegt wurde. In dessen Beuteschema
passt der aktuelle Fall nun gar nicht. Dennoch bietet er für beide
Männer den perfekten Vorwand für ein Wiedersehen.
Duell Faber-Graf steht im Mittelpunkt
Das unbarmherzige "quid pro quo", auf das sich Faber mit Graf
einlässt, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Auf der
einen Seite der eiskalte Hannibal-Lecter-Verschnitt, auf der
anderen der unberechenbare Ermittler, der sich von den
meta-psychologischen Provokationen, mit denen Graf am gesunden
Weltbild rütteln will ("Ich liebe es, junge Frauen zu töten und zu
vergewaltigen. Was ist daran verrückt?"), unbeeindruckt zeigt. Doch
Graf hat ganz andere Mittel und Wege, Faber aus der Fassung zu
bringen, so sehr wie es kein anderer vermag.
Auch für die Ermittlerkolleginnen Bönisch und Dalay gibt es
eine schwierige, emotional aufgeladene Begegnung mit der
Vergangenheit, und ganz nebenbei erfährt der Zuschauer auch noch
das Schicksal von Stefan Konarskes Figur Daniel Kossik, der in
"Sturm" (April 2017) seinen letzten Fall hatte, dessen Überleben
darin aber offen blieb. Dazwischen gibt es Spannungen zwischen den
Ermittlern, eine drohende Massenpanik im Gefängnis, und dann wäre
da ja auch noch ein Fall aufzuklären...
Start der zweiten Staffel "Tatort Dortmund"
Dieser Tatort hat sich viel vorgenommen. Doch die vielen Puzzle-Stücke fügen sich zu einem spannenden Gesamtbild zusammen, die Emotionen kommen beim Zuschauer an, und am Ende hofft man tatsächlich, das Monster Graf nicht zum letzten Mal gesehen zu haben. Nach dem Ausstieg von Stefan Konarske werden außerdem neue lineare Erzählstränge aufgenommen, wir sehen quasi den Start der zweiten Staffel. Regisseur Dror Zahavi und Jürgen Werner gelang mit " Tollwut" (einmal mehr) ein emotional aufgeladener, klamm bebilderter Film, der über 90 Minuten keinen Moment der Langeweile aufkommen lässt. Und wenn Faber und Graf sich wieder gegenüber sitzen, spielt der Tatort seinen größten Trumpf.
(mit Material von Spot On News)