Tatort München: Senta, die Mörder-Puppe
Tatort München: In "Wir kriegen euch alle" steht eine Smart-Puppe im Mittelpunkt. ©BR/Tellux-Film GmbH/Hendrik Heiden
Ob beim Münchener Tatort inzwischen die Zeigefinger weh tun? Die sind im neuen Fall "Wir kriegen euch alle" wieder mahnend in die Luft gereckt, wie schon beim Vorgänger "KI". Was damals die künstliche Intelligenz Maria war, ist jetzt die Smart-Puppe "Senta". Wir stellen fest: In Sachen Namensgebung orientiert man sich beim BR offenbar an einer Herde Zucht-Kühe.
Wie dem auch sei: Puppe Senta kann sprechen, kommunizieren und Daten senden. Der kleinen Lena hat die Puppe erzählt, bald komme der Weihnachtsmann - am nächsten Morgen sind die Eltern brutal ermordet worden, an der Wand steht mit Blut geschrieben "Wir kriegen euch alle". Das kleine Mädchen wurde betäubt und hat überlebt, das chinesische Au-Pair Chi Ling (Jing Xiang) war die ganze Nacht tanzen. Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) stehen wieder mal den weißgelockten Kopf schüttelnd vor den Möglichkeiten "moderner Technik" und suchen nach Ansätzen, den Fall aufzuklären.
Offenbar hat eine alte Dame Senta und andere Puppen an Kinder verschenkt, doch auch diese alte Dame ist inzwischen tot - ohne offensichtliche Fremdeinwirkung. Als die Kommissare vom Tatort München herausfinden, dass sie sich für Opfer von Kindesmissbrauch engagiert hatte, mischt sich Batic anonym in eine Selbsthilfegruppe des Vereins.
Tatort mal wieder mit Digital-Bashing
Die Wende hin von der Technik-Skepsis hin zu Kindesmissbrauch kommt recht plötzlich, verleiht dem Tatort aber ein bisschen mehr Drive und Glaubwürdigkeit. Ansonsten wäre "Wir kriegen euch alle" komplett in Digital-Pessimismus ertrunken (fürs Protokoll: Smart-Toys sind inzwischen verboten).
Wie fast immer souverän beim Tatort München: Die Kommissare und die Rollen um sie herum. Für den 80. Fall der Münchner Ermittler hat der Sender einen beeindruckenden Cast zusammengestellt. Neben den regelmäßig wiederkehrenden Schauspielern sind diesmal unter anderem Thomas Limpinsel als Leiter einer Selbsthilfegruppe zu sehen sowie Martin Feifel als Mitglied in der Selbsthilfegruppe, Jannik Schümann als Millionärssohn und Michael Kranz als dauerkiffender Nachbar - der Part für die heiteren Momente.
Alles in allem ist " Wir kriegen euch alle" ein solider Tatort mit didaktischen Schwächen, aber guten Darstellern. Am Ende wünscht man sich ein wenig, den weiteren Weg der Figuren verfolgen zu können.
(mit Material von Spot On News)