Wien-Tatort: Oversmoked & underfucked
Tatort "Sternschnuppe": Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und der neue Assi Schimpf (Thomas Stipsits) werden aus Witwe Angie (Aglaia Szyszkowitz) nicht schlau. © ARD Degeto/ORF/Petro Domenigg
Wenn der Boom zu Ende ist und das Phänomen nur noch mehr schlecht als recht vor sich hin siecht, nimmt sich auch der Tatort diesem Thema an. Jetzt hat es die Casting-Shows erwischt. Zum Glück hat man weder die Betroffenheits-Profis aus Ludwigshafen oder die Klamauk-Truppe aus Münster rangelassen, sondern Bibi (Adele Neuhauser) und Moritz (Harald Krassnitzer) aus Wien. Die haben ohnehin schon eine gesunde, ironische Distanz und reichlich Schmäh, um die Welt der Träume und Talente zu kommentieren.
Weil das alleine aber nicht über 90 Minuten trägt und selbst ein diabolischer Bohlen-Klon noch ein persönliches Drama braucht, gibt es dazu Fetisch, Sex, Abtreibung, Selbstmord und Streit ums Geld. Und mittendrin die Wiener Kommissare, die fröhlich kabbelnd eher die eigene Libido im Kopf haben als die Aufklärung des Mordes.
Der Tatort " Sternschnuppe" war demnach auch keine Sternstunde, sondern - um im Bilde zu bleiben - nett anzusehen, aber schnell verglüht. Ein paar gute Dialoge, ungelenkes Herumgeflirte in fortgeschrittenem Alter und ein paar kaum kaschierte Seitenhiebe aufs Privatfernsehen. Die Kommissare freuts, endlich mal nicht die Welt retten, sondern entspannt vor sich hin ermitteln und den Mörder einen guten Mann sein lassen. Auch mal schön. Beim nächsten Mal aber gerne wieder mehr Substanz.
Die Quote war einmal mehr sehr gut, nur bei den Jüngeren kam das Castingshow-Bashing wohl nicht so gut an: 9,4 Millionen und 25,2% (14-49: 2,72 Mio.; 20,3%). Bei Twitter standen auch eher diverse Nebenschauplätze im Mittelpunkt. Was sagt das Auto über das Sex-Leben aus? Wer hat die Musik verbrochen? Und warum wird hier so viel geraucht?
Das sagt Twitter zum Wien-Tatort "Sternschnuppe"
"Man wählt sein Fahrzeug immer so, wie man sich seinen Sexualpartner wünscht" sagt Pontiac-Fahrerin Bibi zu Golf-Pilot Moritz. Und was denkt die Timeline?
Der Castingshow-Sender im Tatort war als "Kanal 7" nur dürftig getarnt, da fühlte sich wohl jemand angesprochen...
An anderer Stelle ein ordentlicher Griff ins Klo: Der "große Hit" von Joschi Graf trug den gleichen Namen wie real existierendes, rechtes Liedgut. Peinlich.
Es wurde geraucht. Viel geraucht.
Ach ja, die Handlung haben alle verstanden, oder?