"Barbenheimer": Ungleiches Leinwand-Duo erobert gemeinsam das Heimkino
Vom krisseligen Schwarzweiß zum grellen Pink, vom Kampf für den Frieden zum Kampf gegen das Patriarchat: Mit "Oppenheimer" und "Barbie" kamen im vergangenen Jahr zwei Filme zeitgleich ins Kino, die optisch und thematisch kaum weiter auseinanderliegen könnten. Wohl gerade deshalb eroberte das ungleiche Leinwand-Duo als Kofferwort "Barbenheimer" gleichermaßen das Kino und die Meme-Kultur. In gemeinschaftlicher Windeseile wollen die Werke von Christopher Nolan (53) und Greta Gerwig (40) nun auch die deutschen Wohnzimmer stürmen - ähnlich wie in Bezug auf die Kinokassen mit deutlichem Vorsprung für die Plastikpuppe.
So kommt "Barbie", mit über 1,4 Milliarden Dollar Einspielergebnis der kommerziell erfolgreichste Film von 2023, über einen Monat früher als "Oppenheimer" ins Heimkino: Ab dem 14. Februar, also pünktlich zum Valentinstag, wird Margot Robbie (33) bei Sky und dessen Streamingdienst Wow aus ihrer kunterbunten Barbie-Welt ausbrechen. Ab dem 20. März folgt ebenfalls via Sky und Wow dann Cillian Murphy (47) als innerlich zerrissener Robert Oppenheimer.
Zwei potenzielle Oscar-Abräumer
Zu diesem Zeitpunkt wird bereits feststehen, welcher der beiden Streifen bei der diesjährigen Oscarverleihung die Nase vorne hatte. In der Nacht zum 11. März geht das Drama um den Bau der ersten Atombombe dank satten 13 Nominierungen als klarer Favorit ins Rennen - mit acht Nominierungen befindet sich "Barbie" hinter "Poor Things" (11) und "Killers of the Flower Moon (10) "nur" auf Platz vier.
Für Fans der Sozialsatire mindestens zwei zu wenig und ein handfester Skandal: Denn weder Robbie als Hauptdarstellerin noch Gerwig als Regisseurin wurden mit einer Nominierung bedacht. Angesichts der Tatsache, dass sich der Film mit gesellschaftlich ignorierten Leistungen von Frauen beschäftigt, für viele die blanke Ironie. Immerhin: Unter anderem in der Königsdisziplin "Bester Film" treten "Oppenheimer" und "Barbie" gegeneinander an.
Darum geht es in "Oppenheimer"
Der Zweck heiligt die Mittel, heißt es. Je länger der theoretische Physiker J. Robert Oppenheimer (Murphy) während des Zweiten Weltkriegs als Leiter am streng geheimen Manhattan-Projekt arbeitet, desto vehementer lernt er dieser Redewendung jedoch zu widersprechen. Auf keinen Fall dürfen die Nazis die ersten sein, denen es gelingt, eine einsatzfähige Nuklearwaffe zu entwickeln, da sind sich alle einig. Doch würde nicht auch eine auf US-Boden erschaffene Atombombe zwangsläufig zum Ende der Welt führen?
Darum geht es in "Barbie"
Für die Barbies ist jeder Tag der beste Tag aller Zeiten. Und wenn allabendlich die Girls' Night im pinken Traumhaus ansteht, dann müssen die Kens zusehen, was sie mit sich anfangen. Denn im "Barbieland" regiert das Matriarchat: Barbie ist Präsidentin, Barbie ist Bundesrichterin, Barbie ist Ärztin. Und Ken? Der ist eigentlich nur zur Belustigung da. Doch dann stellen sich kleine Imperfektionen in Barbies (Robbie) zuvor so perfekter Spielzeugwelt ein. Nicht nur wird ihre morgendliche Milch schlecht und die Frühstückswaffel verbrennt im Toaster, die Puppe denkt auch plötzlich ans Sterben und entwickelt bei den übrigen Barbies für Würgereiz sorgende Plattfüße. Es bleibt nur ein Weg, die Probleme wieder in den Griff zu kriegen - eine Reise in die echte Welt. In Los Angeles wird sowohl Barbie als auch Ken rasch klar: Hier haben Männer das Sagen.
Welcher Film ist für wen geeignet?
Im Fall von "Oppenheimer" ist die Ausgangslage klar: Interessierte bekommen in Form des bis dato erfolgreichsten Biopics der Filmgeschichte eine ernste wie kunstvoll eingefangene Charakterstudie präsentiert, die das Leben und Wirken ihres Protagonisten zuweilen geradezu dokumentarisch einfängt.
Bei "Barbie" ist die Situation eine andere: Wer 2023 vom Kauf einer Kinokarte absah - im Glauben, es handele sich dabei um schrillen, seichten Klamauk - sollte "Barbie" beim Heimkinostart unbedingt eine zweite Chance geben. Denn Greta Gerwig nutzte die allseits bekannte Mattel-Puppe auch, um in ihrem Namen tiefschürfende Kritik an überholten sozialen Strukturen zu äußern. Aus feministischer Sicht schrieben Gerwig und "Barbie" gar Geschichte: Kein Film einer Regisseurin spielte mehr Geld ein.