Lauren Graham: "Ich war wieder dort, wo ich hingehöre"
Heute veröffentlicht Netflix die vier neuen Folgen der "Gilmore Girls". Lauren Graham erzählt im Interview, wie glücklich sie ist, wieder Lorelai Gilmore spielen zu dürfen und ob das nun das endgültige Ende für die Kultserie ist.
Lauren Graham (49, "Evan Allmächtig") hat in der Kultserie "Gilmore Girls" in sieben Staffeln und 153 Episoden Lorelai Gilmore gespielt. 2007 war dann Schluss. Heute, am 25. November, veröffentlicht Netflix weltweit vier weitere Folgen. "Gilmore Girls: Ein neues Jahr" setzt in etwa neun Jahre nach Staffel sieben ein. Im Interview mit spot on news hat Lauren Graham erzählt, wie es war, ans Set zurückzukehren, wie schmerzlich Edward Herrmann (1943-2014) vermisst wurde und ob es womöglich sogar weitere Episoden geben wird...
"Es hatte sich nicht mehr wie die gleiche Serie angefühlt"
Lauren Graham ist Lorelai Gilmore, daran besteht kein Zweifel, als vor dem Interview erst einmal ihr Kaffee gebracht wird und die 49-Jährige dann wie ihre Figur drauf losredet wie ein Wasserfall. Man merkt ihr an, wie dankbar, stolz und glücklich sie ist, wieder mit den "Gilmore Girls" auf Pressetour zu sein. Graham sagt gleich zu Beginn auf die Frage, wie es war, zurück an diesem Set zu sein, schnell hintereinander: "Ich war die ganze Zeit voller Freude. Ich war wieder dort, wo ich hingehöre. Ich war wirklich sehr glücklich, wieder an diesem Set zu sein."
Es sei ein langer Prozess gewesen, ehe das Revival unter Dach und Fach war. "Das letzte Jahr war hart, da es sich nicht mehr wie die gleiche Serie angefühlt hatte. Und wir waren traurig, dass die Serie abgesetzt wurde, ohne dass wir es wussten", erinnert sich Graham. Erst einige Zeit nach Drehschluss wurden die Darsteller über das Serien-Aus informiert. Die 49-Jährige erzählt weiter, dass unmittelbar nach dem Ende der siebten Staffel aber bereits Gespräche über einen Film aufkamen, da zu der Zeit die "Sex and the City"-Filme so erfolgreich waren.
Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino wollte einen Film auch an den Mann bringen, doch es klappte nicht. Was laut Graham daran lag, dass die Serie etwas unterschätzt wurde. Viele Studios glaubten offenbar, dass die Geschichte zweier Frauen sich nicht so gut verkaufen lasse wie Action-Filme mit durch die Luft fliegenden Autos. Dann wurde Netflix ins Leben gerufen und Streaming kam auf. Das alles habe dazu beigetragen, dass die Fortsetzung immer mehr Gestalt annahm. Richtig konkret wurden die Revival-Gespräche aber erst rund ein Jahr vor Drehbeginn.
"Ich habe diese Figur vermisst"
Bei einem Mittagessen mit Amy Sherman-Palladino habe Graham gemerkt, dass die Drehbuchautorin an einer Story bastele. Relativ schnell sei dann auch klar gewesen, dass das neue Material nicht die übliche Struktur einer TV-Serie haben sollte, sondern im Stil von "Sherlock" und "Downton Abbey" angelegt sein würde. Um dieses neue Format umsetzen zu können, mussten jedoch unzählige Verträge abgeschlossen werden. Denn die "Gilmore Girls" waren ursprünglich bei Warner Brothers angesiedelt. Diese Verhandlungen zogen sich hin. Graham selbst habe es schon erlebt, dass Projekte dann in letzter Minute doch platzten.
Noch einen Tag vor Drehbeginn sei alles in der Schwebe gewesen. Und dann sei es plötzlich rasend schnell gegangen. Graham habe lediglich ein einziges Kostüm-Fitting gehabt. Es war alles "sehr gehetzt", sagt sie. Doch kaum habe sie die Drehbücher gelesen und sei zurück am Set gewesen, war es, als wäre sie niemals weg gewesen. "Ich habe diese Figur vermisst und es war sehr aufregend und emotional zurück zu sein", beschreibt die Schauspielerin ihre Gefühlswelt. Sie mag an Lorelai besonders ihre optimistische und positive Einstellung zum Leben. Diese Rolle zu spielen, habe Graham stets glücklich gemacht.
Es sei, so Graham weiter, großartig, etwas zu machen, was so vielen Menschen Freude bereite. Denn bereits im Vorfeld und auch während der Dreharbeiten sei sie mit Fragen zum Revival bombardiert worden. Sogar Grahams Freund, Schauspieler Peter Krause (51, "Parenthood"), habe sie im Auftrag seiner Kollegen stets gelöchert. "Ich soll dich fragen, ob du Schnee riechst", lautete zum Beispiel eine der Fragen. Dass sei als Schauspielerin natürlich toll, während man etwas dreht, zu wissen, dass sich so viele Leute darauf freuen.
"Ich liebe die Dynamik mit Kelly"
Bei so vielen Szenen über die Jahre, fällt es Graham schwer, einen Favoriten herauszupicken. Doch sie sagt: "Ich liebe die Dynamik mit Kelly Bishop." Die 72-Jährige spielt Lorelais Mutter Emily Gilmore und dürfte vielen auch als Mutter von Baby in "Dirty Dancing" bekannt sein. "Sie ist eine meiner engsten Freundinnen und eine Art Mutterfigur für mich. Ich liebe es, wie sie alles so kühl und leicht fies rüber bringt." Die Szenen beim Abendessen im Gilmore-Haus habe sie stets besonders genossen. Natürlich fehlte dieses Mal eine Person: Edward Herrmann. Der Darsteller des Richard Gilmore starb am 31. Dezember 2014.
"Er hätte es geliebt, zurückzukommen. Er hat diese Figur und diese Serie geliebt", sagt Graham. Am Set sei er schmerzlich vermisst worden, dennoch aber allgegenwärtig gewesen. Die vier Episoden sind auf den Tod des Familienoberhauptes aufgebaut. Es wird erzählt, wie die unterschiedlichen Charaktere mit der neuen Situation und ihren Gefühlen umgehen. Das sei auch für die Schauspieler selbst sehr treffend gewesen. Dennoch habe sie Herrmanns Präsenz am Set gespürt. Alle wollten sich für ihn noch mehr ins Zeug legen. "Aber es war natürlich sehr traurig."
Wird es mehr Folgen geben?
Trotz dieses schmerzlichen Verlustes wollen die Fans bereits wissen, ob weitere Episoden folgen werden. "Es endet in einer Weise, die für mich überraschend war. Es ist ein großartiges Finale", sagt Graham. Jetzt müsse man abwarten, wie die Leute darauf reagieren und ob alle zufriedengestellt sind. Außerdem wolle niemand die Serie bis ins Ultimo ausreizen und es übertreiben, so dass es plötzlich heißt "Rory und Lorelai sind im Weltall" oder "Rory und Lorelai leben in Frankreich".
"Ich weiß mittlerweile, wie selten es ist, eine Rolle gefunden zu haben, die man so sehr liebt. Früher wollte ich wie Meryl Streep sein und alles ausprobieren. Doch jetzt sehe ich das ein wenig anders. Es ist wie mit dem Verliebtsein. Man verliebt sich nicht 17 mal, sondern vielleicht nur ein oder zwei Mal richtig", versucht Graham ihre Empfindungen in Worte zu fassen. Dann erzählt sie, dass Amy Sherman-Palladino einiges aus den vier Episoden gestrichen habe. Es wäre also mehr Stoff vorhanden. Und wenn Sherman-Palladino noch weitermachen wolle, würde es Graham schwer fallen, nein zu sagen: "Wir werden sehen."