Volvo V70 XC AWD (1998) im Fahrbericht: Alter Schwede!
Volvo Cross Country drei Generationen im Fahrbericht
Schon vor dem Audi allroad quattro hatte Volvo einen höhergelegten Kombi im Programm
Gefühlt waren die späten 1990er-Jahre erst gestern und doch kommen Sie einem weit weg vor. Auch in Sachen Automobil: SUVs waren noch nicht das beherrschende Thema, wer Platz suchte, griff zu Kombi oder Van. Gleichzeitig schuf Volvo einen Fahrzeugtyp, der Modelle wie den VW Golf Alltrack inspirierte.
Die Rede ist von einem höhergelegten Kombi mit Beplankung aus unlackiertem Kunststoff plus Höherlegung. Dazu Allradantrieb, also quasi eine Art "Geländewagen Light". Volvo nannte das Ergebnis "Cross Country" respektive V70 XC.
Eine erfolgreiche Mischung, die auf Märkten wie den USA prima ankam: 319.832 Exemplare des ersten V70 baute Volvo zwischen 1996 und 2000, zudem 53.857 Cross Country. Einen frühen V70 XC konnten wir jetzt fahren.
Aber der Reihe nach: Der Ende 1996 vorgestellte Kombi V70 und dessen Stufenheck-Pendant S70 waren eine Weiterentwicklung des beliebten Volvo 850, der im Februar 1993 erschienen war. Von insgesamt über 1.800 Änderungen sprachen die Schweden. So wurde die Frontpartie ein wenig rundlicher, innen gab es ein neues Armaturenbrett. Zudem wanderten noch mehr Sicherheitssysteme unter das Blech.
Der V70 XC (XC für Cross Country. Logisch, oder?) wurde im September 1997 auf den Markt gebracht. Äußerliche Unterschiede waren der gröbere Kühlergrill, teillackierte Stoßfänger, wahlweise Zweifarblackierung sowie stets eine Dachreling. Innen gab es dickere Fußmatten, Teilleder und optional Leder.
Technische Unterschiede waren ein hochgelegtes Fahrwerk mit automatischer Niveauregulierung an der Hinterachse und der serienmäßige Allradantrieb mit Antischlupfregelung für die Vorder- und Sperrdifferential für die Hinterachse.
Zur Wahl standen zwei Benziner: Ein 2,4-Liter-Softturbo mit 193 PS und 5-Gang-Schaltung oder Automatikgetriebe respektive ein 2,0-Liter-Hochdruckturbo mit 225 PS und Schaltgetriebe. Der 2,4-Liter mit Automatik war der einzige Antrieb auf dem US-Markt, der den V70 XC begeistert aufnahm. Die Zweiliter-Maschine war für Märkte mit besonderer Hubraumsteuer gedacht.
Unser Testfahrzeug war ein V70 XC mit 2,4 Liter und Schaltgetriebe aus dem Fundus des Volvo-Museums. Trotz über 200.000 Kilometer auf der Uhr macht der Kombi noch einen überaus soliden Eindruck. Klar, hier und da knarzt es mal gemütlich, auch das Fahrwerk ist nicht mehr taufrisch.
Aber der beige Innenraum mit Leder und Kunstleder (sogar zwischen den Instrumenten) wirkt immer noch hochwertig. Die schon erwähnten dicken Fußmatten verströmen Luxus, ebenso Velours-Einsätze und die Klimaautomatik. Typisch für Volvo-Kombis jener Zeit ist der enorm große Kofferraum. Zur Not funktioniert der V70 XC auch als Hotelzimmer-Ersatz.
Wie fährt er sich? Angenehm, mit laufruhiger Fünfzylinder-Note. Erst beim Hochdrehen dringt der markante Klang, wie ihn ähnlich auch viele Audis haben, stärker in die Gehörgange. Und gerade an Steigungen ist das auch nötig, denn allzu durchzugskräftig ist der 2,4-Liter-Benziner trotz Turbo nicht. Immerhin, die Schaltung präsentiert sich überraschend knackig.
Aber der US-Touch des V70 XC ist spürbar, eine Automatik würde zum entspannten Gleiten besser passen. Unabhängig davon fragt man sich während der Fahrt im Volvo, welchen Fortschritt uns mehr als 20 Jahre eigentlich automobiltechnisch gebracht haben.
Mit einem Volvo V70 XC ist man auch heute noch prima angezogen. Sofern man einen findet. Tipp: Wenn es nicht zwingend ein Kombi und/oder Cross Country sein muss, ist die Limousinen-Variante S70 ein Geheimtipp für kleines Geld. Und nur keine Angst vor hohen Kilometerständen. Alte Schweden sind hart im Nehmen.