Stellen wir zur Abwechslung die zentralen E-Auto-Themen wie Reichweite und Ladezeiten mal hintan. Denn das mit der Elektromobilität beherrschen Polestar 2 und Tesla Model 3 auch auf die dynamische Art.
Das serienmäßig tiefergelegte und mit 20-Zoll-Felgen bestückte Model 3 Performance rumpelt ungenierter über Querfugen oder Frostaufbrüche. Die Lenkung übersetzt Tesla hyperdirekt, allerdings ohne das nötige Gefühl für den Belag.
Im Track-Modus verändert sich sein Charakter auf Wunsch komplett. Stabilitätskontrolle und Rekuperationsstärke lassen sich quasi stufenlos einstellen. So wird das Model 3 im Drift-Modus sogar zur Heckschleuder.
Der Rest wird über den omnipräsenten Breitbild-Touchscreen gesteuert. Im Vergleich zum App-optimierten Polestar-System erinnert die oft kleinteilige Darstellung aber eher noch an einen Desktop-PC.
Die Sprachsteuerung gibt sich deutlich begriffsstutziger, als die des Polestar. Immerhin finden auf der induktiven Ladeschale zwei Smartphones Platz, auch Ablagen gibt es reichlich.
Zutritt gewährt Tesla seinen Gästen mit einem Schlüssel im Kartenformat oder via Smartphone-App, mit der sich unter anderem auch Klimafunktionen und der Wächter-Modus steuern lassen.
Gegen die Polestar-Kofferraumklappe kann das Model 3 mit dem kleinen Limousinendeckel einpacken. Immerhin öffnet die Heckklappe seit dem Modelljahr 2021 elektrisch, und die 425 Liter Stauraum bleiben nun auch trocken.
In 4,8 Sekunden schieben die zwei permanentmagnetisch erregten E-Motoren von Valeo Siemens mit 300 kW Systemleistung den Polestar 2 aus dem Stand auf 100 km/h. E-Auto-typisch vehement, aber längst nicht so brachial wie das Model 3.
Mit neutralem Dämpfer-Set-up schwingt sich der E-Crossover über die verwinkelte Teststrecke und kontert Übermut mit Untersteuern. Dabei bleibt der 2,2-Tonner betont fahrstabil.
Die Rekuperation regelt man in zwei festen Stufen, wobei Tritte aufs Bremspedal in One-Pedal-Stellung meist überflüssig sind. Wer voll bremst, den bringen die goldenen Brembos aus Tempo 100 nach 34,9 Metern zum Stehen (Tesla 35 Meter).
Der Polestar schiebt aus jeder Geschwindigkeit an und darf – weil er ja kein Volvo ist – bis zu 205 km/h rennen. Dabei liegt er straff, federt aber trotz 20-Zoll-Rädern (Teil des Performance-Pakets) nicht gänzlich unkomfortabel.
Bestens verarbeitet und stilvoll eingerichtet, inszeniert er sich mit dunkel vertäfelten Hölzern, Verkleidungen aus veganen Stoffen und Ambiente-LED-Licht.
Die "Okay Google"-Sprachassistentin versteht Navigationsanweisungen äußerst zuverlässig und übernimmt auch Klimaeinstellungen. Noch mehr Funktionen, wie App-Steuerung und schlüssellosen Zugang, gibt es demnächst – natürlich "over the air".
Zugänglicher als die kleinen Fondtüren ist das Kofferabteil dank Fließheck. Die große Klappe schwingt elektrisch angetrieben weit auf und gibt 405 Liter plus Ladebodenfach sowie praktischen aufstellbaren Gepäckraumteiler und Durchlade frei.
Glanzpunkte des 2 sind die Google-Bedienung und die hochwertige Einrichtung. Fahrdynamisch unterlegen, fährt er sicherer und ist kaum teurer. Das Model 3 geht ebenso brachial vorwärts wie ums Eck. Top sind Reichweite und Verbrauch. Die Verarbeitung wurde besser, Bedienung und Komfort jedoch nicht.