Ferrari braucht mehr Zeit
Wir checken die zehn Teams auf Neuigkeiten ab. Der Schatten des Todes von Niki Lauda lag noch über Monte Carlo. Ferrari hat bei dem Barcelona-Test festgestellt, dass man den Rückstand zu Mercedes nicht in 14 Tagen aufholen kann.
Mittwoch ist der PR-Tag vor dem Monaco Grand Prix. auto motor und sport stöbert für Sie im Fahrerlager Geschichten und Gerüchte auf. Wir fragen bei den Ingenieuren nach, was neu am Auto ist und bei den Fahrern, wie sie das Rennen einschätzen. Hier ist unser Streifzug durch die zehn Garagen.
Mercedes
Mercedes kann den Saisonhöhepunkt in Monte Carlo gelassen angehen. Mit fünf Doppelsiegen im Rücken kommt man jetzt auf eine Rennstrecke, die von ihrer Charakteristik her für die Silberpfeile maßgeschneidert scheint. In langsamen Kurven ist der Mercedes eine Macht. Da müsste er auf einer Rennstrecke mit überwiegend langsamen Kurven in einer eigenen Liga fahren. Doch die Ingenieure warnen: „ Monaco ist ein Spezialfall und schwer zu berechnen.“ Was kann Mercedes passieren? Zum Beispiel, dass Regen in der Qualifikation Monte Carlo zu einer noch größeren Lotterie macht, als es dieses Rennen ohnehin schon ist. Mercedes steht immer noch unter dem Eindruck der Todesnachricht ihres Chairmans Niki Lauda. Auf den Autos wird an den zweifachen Monaco-Sieger mit verschiedenen Lackierungen gedacht. Im Motorhome läuft den ganzen Tag eine Lauda-Fotoshow. Die Teammitglieder treten mit Trauerflor an. Lewis Hamilton ließ sich bei der FIA-Pressekonferenz durch Teamkollege Valtteri Bottas vertreten. Der Weltmeister fühlte sich noch nicht in der Lage, so kurz nach dem Tod seines Mentors in der Öffentlichkeit über den Verlust zu sprechen. Teamchef Toto Wolff verschob aus dem gleichen Grund eine für Mittwoch angesetzte Pressekonferenz auf Donnerstag.
Ferrari
Der GP Monaco ist das Heimrennen von Charles Leclerc. Für einen Sieg braucht der Ferrari-Pilot mehr als nur den Heim-Faktor. Ferrari hat bei den Testfahrten in Barcelona nach den Gründen gesucht, warum man in den langsamen Kurven so viel Zeit auf Mercedes verliert. „Wir haben bei dem Test einige Dinge gelernt, aber das wird nicht ausreichen, um Mercedes einzuholen. Dafür brauchen wir mehr Zeit. Die Ingenieure arbeiten arbeiten hart daran, das Problem zu verstehen.“ Einzige Hoffnung: „Monte Carlo hat seine eigenen Gesetze.“ Und die könnten noch mehr Gewicht gewinnen, wenn es am Samstag wie vorhergesagt regnet. „Monaco ist schon im Trockenen eine Lotterie. Im Regen noch viel mehr. Ich hätte nichts dagegen, wenn es in der Qualifikation regnet“, bittet Leclerc um Beistand des Wettergotts.
Red Bull
Max Verstappen macht den Red Bull-Fans wenig Hoffnung. Mercedes ist haushoher Favorit. Und Monte Carlo ist nach den Erfahrungen von Barcelona keine Red Bull-Strecke mehr: „Ich glaube nicht, dass wir hier so stark sein werden wie in den letzten Jahren.“ Der Holländer wird diesmal alles versuchen, unfallfrei durch das Wochenende zu kommen. Der Crash im dritten Training verbannte ihn 2018 in die letzte Startreihe. Verstappen musste froh sein, dass es im Rennen noch zum 9.Platz reichte. Aufholjagden sind in Monte Carlo eine mühsame Angelegenheit, weiß Verstappen: „Wenn der Vordermann in der Mitte der Straße fährt, geht gar nichts. Mit den breiten Autos ist überholen noch schwieriger geworden.“
Racing Point
Sergio Perez ist nervös: „Unser Upgrade von Barcelona hat nicht funktioniert, und wir haben immer noch keine Antworten, warum. Ich kann nur hoffen, dass uns die Rennstrecke in Monte Carlo mehr entgegenkommt als Barcelona.“ Perez will aus den Zwischenzeiten in Sektor 3 von Barcelona nicht auf Monte Carlo schließen: „In Barcelona hast du zwei schnelle Sektoren, bevor du in Sektor 3 ankommst. Da sind die Reifen in einem anderen Zustand als in Monte Carlo, wo es kaum schnelle Passagen gibt.“
Williams
Robert Kubica ist zuletzt 2010 in Monte Carlo gefahren. Damals stand der Pole mit seinem Renault in der ersten Startreihe und wurde im Rennen Dritter. Das ist lange her. „Monte Carlo wird für mich diesmal eine andere Strecke sein als damals. Im Vergleich zu 2010 sind die Autos breiter und schneller geworden. Das verschiebt die Perspektiven.“ Kubica fürchtet, dass sich die Schwächen seines Williams auf einem extremen Kurs wie Monte Carlo auch extrem auswirken. „Wir müssen wohl auf eine dieser Überraschungen hoffen, für die Monaco so berühmt ist.“
Renault
Monte Carlo sollte für Renault ein guter Boden sein. In langsamen Kurven hat der Renault R.S.19 bisher am besten funktioniert. Der französische Nationalrennstall könnte ein starkes Rennen gut gebrauchen. „Die Saison war so ein bisschen verkorkst, auch wenn es vielleicht das falsche Wort dafür ist“, zieht Nico Hülkenberg Bilanz. „Immer kam irgendwas dazwischen. Wir konnten unser Potenzial fast nie voll ausschöpfen, für mich höchstens in Melbourne. Wir müssen jetzt unbedingt raus aus diesem Rhythmus.“ Hätte es die Defekte und Fehler nicht gegeben, wäre Renault locker die Nummer vier im Feld, behauptet der Rheinländer. Selbst in Barcelona, wo die gelbschwarze Streitmacht punktelos blieb. „Vom Speed waren wir bei der Musik. Aber wenn du hinten startest, kommst du einfach nicht nach vorne.“ Der Druck ist größer geworden, gibt Hülkenberg zu, aber noch nicht so groß, dass einem die Luft zum Atmen wegbleibt. „Wir wollen es alle besser machen als bisher, aber wir können auch nicht mit der bloßen Hand Eisen biegen. Es wird bei uns unter Hochdruck gearbeitet, ein besseres Paket auf die Beine zu stellen.“ Renault brachte neue Flügel vorne und hinten und modifizierte Leitbleche nach Monte Carlo.
Toro Rosso
Alexander Albon kennt Monte Carlo nur von der Formel 2. Der Thailänder erwartet aber mit Autos, die doppelt so viel PS und deutlich mehr Abtrieb haben als die Nachwuchsklasse ein völlig anderes Bild. „Das wichtigste für mich wird sein, Vertrauen in mein Auto aufzubauen. Vertrauen ist in Monte Carlo Rundenzeit. Daniil Kvyat ist vorsichtig optimistisch: “Unser Auto war bis jetzt auf allen Rennstrecken konkurrenzfähig. Es kann auch langsame Kurven, doch wir dürfen nicht daraus schließen, dass wir deshalb auch in Monte Carlo automatisch schnell sind. Diese Strecke ist ein Einzelfall.„ Für das Wochenende wünscht sich der Russe nur eines: “ Ich will endlich mal einen sauberen und problemlosen Sonntag.
HaasF1
HaasF1 geht mit gemischten Gefühlen in sein Angstrennen. Teamchef Guenther Steiner zieht Bilanz: „Barcelona hat gezeigt, dass wir ein gutes Auto haben. Das hat dem Team Selbstvertrauen zurückgegeben. Ich will aber nicht zu optimistisch in das Rennen gehen. Wenn wir die Reifen nicht in ihr Fenster bringen, wird es schwierig. Ich hoffe, dass uns der C5-Reifen von Pirelli hilft. Wenn nicht, müssen wir überleben und uns auf die Strecken konzentrieren, auf denen wir diese Probleme nicht haben. Zum Beispiel Frankreich und Österreich.
McLaren
Für McLaren läuft die Saison besser als gedacht. Das Team führt mit 22 Punkten das Mittelfeld an. Trotzdem hat McLaren etwas gutzumachen. Ein gutes Ergebnis in Monte Carlo soll die Schande von Indianapolis vergessen machen, wo sich Fernando Alonso nicht für das Rennen qualifizieren konnte. Carlos Sainz kennt Monaco besser als sein junger Teamkollegen Lando Norris. Sein Etappenziel für Donnerstag: “Mit Geduld und Methodik am Setup arbeiten, damit ich Vertrauen in das Auto finde. Ich konnte mich in der Vergangenheit hier immer für das Q3 qualifizieren und Punkte holen. Diesen Rekord will ich fortschreiben.„ Lando Norris hat ebenfalls gute Erfahrungen mit dem Stadtkurs gemacht: “Letztes Jahr habe ich es in der Formel 2 auf das Podium geschafft.„
Alfa Sauber
Kimi Räikkönen ist nicht der größte Fan von Monte Carlo. Der Finne fährt zum 17. Mal im Fürstentum. Und er findet es immer schwieriger als Fahrer einen Unterschied zu machen. “Als ich 2001 das erste Mal nach Monaco kam, konnte man als Fahrer noch mehr rausholen. Inzwischen ist Monaco mehr eine normale Rennstrecke geworden. Und da macht das Auto den Unterschied.„