So kaputt war der Red Bull
Max Verstappen schien nach seinem Crash bei der Fahrt in die Startaufstellung schon aus dem Rennen. Teamchef Christian Horner berichtet von den bangen Minuten vor dem Anpfiff und der Aufholjagd in den Runden danach.
Toto Wolff hatte den Mercedes nach ein paar wechselhaften Leistungen vor ein paar Jahren mal als Diva bezeichnet. Diesen Titel hat sich diese Saison offenbar der Red Bull RB16 verdient. Das Auto gibt den Fahrern und den Ingenieuren immer wieder Rätsel auf. Und dann läuft es ab und zu wieder plötzlich wie geschmiert.
Am Ungarn-Wochenende bekam das Team beide Seiten des Rennwagens zu Gesicht. Im Qualifying bockte der Bulle noch heftig. Wegen Problemen mit der Balance und dem DRS war für Max Verstappen nicht mehr als der siebte Startplatz drin. Alexander Albon im Schwesterauto fiel dagegen schon in der zweiten K.O.-Runde durch den Rost.
Und auch der Rennsonntag begann für Red Bull nicht nach Plan. Schon auf dem Weg in die Startaufstellung schmiss Verstappen seinen Dienstwagen auf feuchter Strecke in die Bande. "Er hat alles dafür getan, dass es zu diesem Crash kam. Schon vorher hatte er das Auto drei Mal beinahe verloren", scherzte Teamchef Christian Horner nach dem Rennen.
Erfolgreiche Last-Minute-Reparatur
Dass der Brite überhaupt zu Scherzen aufgelegt war, lag vor allem an der Leistung seiner Mechaniker. Die schafften es in einer Schnellreparatur sowohl den demolierten Frontflügel zu wechseln als auch die Lenkstange und die Schubstrebe auszutauschen.
"Die große Frage lautete, ob auch die Querlenker etwas abbekommen haben. Das hätte dann Game Over bedeutet", berichtet Horner von den angespannten Minuten vor dem Rennen. Anstatt die Reparatur in der Garage vorzunehmen, entschieden die Ingenieure Verstappen in die Startaufstellung zu schicken, um den Platz nicht zu verlieren.
"Die Mechaniker haben eine unglaubliche Leistung abgeliefert. Was normalerweise anderthalb Stunden dauert, haben sie in 20 Minuten geschafft. Fünf Minuten vor Ablauf der Uhr, waren sie fertig. Ohne sie wäre dieses Ergebnis heute nicht möglich gewesen", lobte Horner seine Truppe.
Nach dem Zusammenbau der Frontpartie war aber noch längst nicht klar, ob die Reparatur auch erfolgreich war: "Das Auto hat bei dem Aufprall einen heftigen Schlag abbekommen. Um sicher zu gehen, dass es keine internen Schäden gibt, haben wir die Teile mit einem mobilen Röntgengerät untersucht. Zum Glück war alles in Ordnung."
Verstappen rast auf Rang zwei nach vorne
Red Bull schickte das Auto mit der Startnummer 33 dennoch mit einem etwas mulmigen Gefühl ins Rennen. Doch Verstappen gab schon nach den ersten Runden Entwarnung. "Alles fühlte sich normal an", so der Holländer. "Auch was die Pace angeht, war es heute viel besser als gestern."
Die Diva zeigte sich von ihrem besten Gesicht. Und der Pilot zeigte bei wechselhaften Bedingungen sein ganzes Talent. Schon am Start schob sich Verstappen von Rang sieben auf die dritte Position nach vorne. Im Gegensatz zu anderen Teams fanden die Red-Bull-Strategen beim Wechsel auf Slicks eine gute Lücke im Feld, wodurch es einen weiteren Platz nach vorne ging.
Zwar konnte Verstappen die Pace von Hamilton an der Spitze nicht mitgehen. Aber immerhin gelang es, Rang zwei gegen den zweiten Mercedes bis ins Ziel zu verteidigen. "Wir wissen, dass Mercedes einen großen Pace-Vorteil hat. Das wir zwischen sie fahren konnten, haben wir der Strategie und der ersten Runde von Max zu verdanken", lobte Horner.
Verstappen selbst fand aber auch ein seltenes Lob für sein Auto: "Wir waren heute sicher konkurrenzfähiger als gestern. Der zweite Platz fühlt sich für uns aber dennoch wie ein Sieg an. Es ist wichtig, dass wir auch an einem schlechten Wochenende das Beste rausholen."
Basis des Autos stimmt
Die Frage lautet nun, wann es endlich wieder besser wird. Noch immer verstehen die Ingenieure nicht, warum der RB16 immer wieder Zicken macht: "Es gibt im Auto einige Anomalien. Die Aerodynamik verhält sich nicht so, wie wir es erwarten", verrät Horner. "Wir arbeiten hart dran, dass zu verstehen und in den nächsten Rennen abzuschalten."
Immerhin konnten die Ingenieure in Budapest jede Menge Daten sammeln. Die Piloten wurden mit verschiedenen Aerodynamik-Konfigurationen losgeschickt. Jetzt müssen daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden. Horner gibt die Saison noch nicht auf: "Ich glaube die Basis unseres Autos stimmt. Wir müssen die Pace nur irgendwie extrahieren, die uns die Simulationen versprechen. Dann sollten wir deutlich näher dran sein."