Dreher beendet Strolls Debüt
Lance Stroll stand am zweiten Testtag in Barcelona unter besonderer Beobachtung. Der 18-Jährige gab sein Formel 1-Debüt. Nach 12 Runden war allerdings schon Feierabend: Bei einem Dreher beschädigte er den Frontflügel des Williams FW40.
Entweder dieser junge Mann verfügt über ein so großes Selbstbewusstsein, dass ihn nichts aus der Bahn werfen kann oder er ist ein ziemlich guter Schauspieler, der seinen Frust geschickt zu überspielen weiß. So genau kennen wir den jungen Kanadier noch nicht. Aber es überraschte schon, wie gelassen Lance Stroll in seiner Medienrunde wirkte, als er den zahlreichen Journalisten erklären musste, wie es zu seinem Dreher kam. Sein Lieblingssatz, den er mehrmals wiederholte: “So ist es eben.”
Der Williams-Pilot, der zur Vorbereitung auf sein Debüt schon zahlreiche Testeinsätze in einem zwei Jahre alten Williams absolvierte und dessen Vater angeblich zwischen 70 und 80 Millionen Dollar für den Sprössling auf dem Weg in die Formel 1 ausgegeben hat, wirkte erstaunlich abgeklärt nach seinem Fauxpas. Den erklärte er folgendermaßen:
"Das passiert bei Testfahrten"
“Im zweiten Run hatte ich keinen Grip und einfach das Auto verloren”, sagt der Kanadier über den Zwischenfall in Kurve 9. “Ich habe mich gedreht und bin im Kies gelandet. Dabei wurde das Winglet am Frontflügel beschädigt. Wir haben nur einen. Das war etwas unglücklich, aber es ist wie es ist. Solche Sachen passieren bei Testfahrten.”
Damit hat er natürlich Recht. Es dürfte als Rookie aber schon äußerst unangenehm sein, wenn das Team dadurch fast einen ganzen Testtag verliert. Zumal mit den neuen Autos jeder Kilometer wichtige Erkenntnisse liefert. Williams-Chefingenieur Rob Smedley sprach sogar von mehreren Kohlefaser-Teilen, die in die Fabrik zurückgeschickt wurden. Erst wenn am Mittwoch wieder Nachschub eintrifft, kann man die Arbeit auf der Strecke fortsetzen.
Wenn Stroll darüber spricht, klingt es aber fast wie das normalste der Welt. “Unerwartete Dinge passieren und du musst damit klarkommen”, meint er. “Es ist sowohl für das Team als auch für mich unglücklich. Das ist Teil des Spiels. Es ist nur ein kleines Winglet, aber die Autos sind komplex. Da gibt es keinen Spielraum für Fehler.”
Ob Stroll sich schon ein dickes Fell zugelegt hat, weil er immer wieder damit konfrontiert wird, er habe es ja nur durch seinen reichen Vater so weit gebracht? Oder ist dieser Mann durch die oft so professionelle PR-Schulungen, die schon in den Nachwuchsklassen beginnt, so abgeklärt? Es mag ihm nutzen, Rückschläge so schnell abhaken zu können – wenn es tatsächlich keine Fassade ist. So richtig happy wirkte er beim Anblick der Journalisten-Menge jedenfalls nicht.
Druck in jeder Kategorie./strong>
“Druck hast du immer, egal in welcher Serie oder Kategorie. Es ist einfach ein weiterer Tag im Auto”, sagt er. Zur Erinnerung: Es ist sein erster offizieller Arbeitstag in der Formel 1, der Königsklasse des Motorsports. Auch sein Selbstvertrauen sei wegen des Zwischenfalls nicht angeknackst, gibt er zu Protokoll. “Mit der neuen Ersatzteilsituation ändert sich die Herangehensweise etwas. Aber morgen ist ein neuer Tag. Wir müssen einfach weitermachen, es gibt keinen Grund zur Panik.” Ob das die Williams-Ingenieure genauso sehen?