Vettel im Kies und mit Bestzeit

Ferrari hat am vorletzten Testtag in Barcelona ein erstes Lebenszeichen abgegeben. Sebastian Vettel sicherte seinem Team die erste Bestzeit. Eine Rennsimulation am Nachmittag sollte den Tifosi aber Sorgen machen.
Lange hat es danach ausgesehen, als wolle Ferrari dieses Jahr die Karten gar nicht aufdecken. Doch dann bekam Sebastian Vettel bei seinem letzten Auftritt in diesem Winter doch noch die Gelegenheit, seinen neuen SF1000 mit frischen weichen Reifen und wenig Sprit kennenzulernen. Kurz vor der Mittagspause wurde der Heppenheimer auf eine Qualifying-Simulation geschickt.
Dabei absolvierte Vettel gleich mehrere kurze Runs, was für eine geringe Spritmenge spricht. Dazu gab es die superklebrigen C5-Gummis von Pirelli. Diese Kombination führte am Ende zur Tagesbestzeit von 1:16.841 Minuten. Die Vettel-Runde war die drittschnellste in diesem Testwinter. Nur Valtteri Bottas und Lewis Hamilton waren in der Vorwoche deutlich schneller unterwegs.
Ferrari hatte das Auto nach unseren Informationen zwar mit relativ wenig Sprit betankt. Dafür durfte Vettel nicht in einen kräftigeren Motor-Modus schalten. Mit begrenzter Power blieb der Deutsche an der Messstelle am Ende der Zielgerade 14 km/h langsamer als Lance Stroll im Racing Point, der die Top-Speed-Wertung am Donnerstag gewann.
Einen kleinen Schreckmoment gab es für Vettel auch noch. In der Früh, als noch ein paar feuchte Stellen von den Regenschauern in der Nacht zuvor auf dem Asphalt lauerten, rödelte der Deutsche in Kurve fünf kurz durchs Kiesbett. Die Offroad-Einlage blieb aber ohne größere Schäden. Das Programm konnte nach einer kurzen Reinigung fortgesetzt werden.
Schwache Rennpace von Ferrari
Auch Alpha Tauri, Racing Point und Williams gaben einen kleinen Vorgeschmack auf das Potenzial, das in ihren Autos steckt. Pierre Gasly fuhr kurz vor dem Ende der Sitzung mit den ganz weichen C5-Reifen auf Rang zwei. Der Rückstand auf Vettel betrug lediglich zwei Zehntel.
Lance Stroll sicherte sich ein weiteres Zehntel dahinter mit den mittelharten C3-Reifen die dritte Position. Rookie Nicholas Latifi ließ sich auf den weichen C5-Gummis die viertschnellste Zeit (+ 0,472s) notieren. Fünfter wurde Lando Norris im McLaren mit sieben Zehnteln Rückstand auf den C3-Reifen.
Die Ferrari-Fans sollten sich trotz der Vettel-Bestzeit noch nicht zu früh freuen. Der vierfache Weltmeister absolvierte nach seinen schnellen Runs am Vormittag nach der Pause auch noch eine Rennsimulation. Die Dauerlauf-Übung dürfte die Konkurrenz aber nicht sonderlich beeindruckt haben. Der roten Göttin fehlten mehr als einer Sekunde auf die Zeiten, die Mercedes in der Vorwoche vorgelegt hatte von Mercedes.
Vettel zeigte sich darüber aber nicht besorgt: „Heute war wohl der schlechteste Tag der gesamten bisherigen Wintertests. Der Wind wehte vor allem am Nachmittag sehr böig. Das ließ keine konstanten Runden zu. Außerdem bot die Strecke nach dem Regen in der Nacht nicht viel Grip. Ich hoffe, dass wir am letzten Tag mit Charles (Leclerc) im Auto bessere Bedingungen haben und mehr lernen. Er wird das gleiche Programm fahren wie ich heute.“
Motorschaden bei Mercedes./strong>
Das Silberpfeil-Team verzichtete am vorletzten Testtag komplett auf die Bestzeitenjagd. Sein Potenzial hatte der W11 schließlich in der Vorwoche schon längst bewiesen. Trotzdem zeichneten sich auf den Gesichtern der Ingenieure leichte Sorgenfalten ab. Grund dafür war ein drohender Motorschaden am Nachmittag, der Lewis Hamilton vor Kurve sieben zum Notstopp zwang. Nach dem Blick in die Daten machten die Techniker eine Unregelmäßigkeit beim Öldruck für den Ausfall des Triebwerks verantwortlich.
Mercedes hatte schon in der vergangenen Woche mit Ärger im Antriebsbereich zu kämpfen. Das Kundenteam Williams musste gleich zweimal unplanmäßig die Power Unit wechseln. Der erneute Defekt sorgte dafür, dass Hamilton sein Testprogramm zweieinhalb Stunden vor dem offiziellen Abpfiff unfreiwillig beenden musste.
Auch bei Red Bull lief der fünfte von sechs Testtagen nicht nach Plan ab. Wegen der feuchten Bedingungen in der Früh verzichtete Max Verstappen in der ersten Stunde freiwillig auf Testrunden. Kaum hatte der Niederländer die Box dann doch einmal verlassen, buddelte er sich auch schon in Kurve 5 im Kiesbett ein. Statistiker zählten bereits den fünften Dreher des Youngsters in diesem Testwinter.
Nach der Bergung konnte Red Bull sein Programm aber relativ schnell wieder aufnehmen. Die Mechaniker hatten wie zuvor angekündigt am Donnerstag einige neue Teile an den RB16 geschraubt. Modifiziert wurden unter anderem der Frontflügel, die Bargeboards, die Leitbleche am Seitenkasten und der Unterboden.
Weil Verstappen – und am Nachmittag dann auch Teamkollege Alexander Albon – die Session über mehrheitlich auf den härteren Reifen unterwegs war, spiegelte sich das Technik-Upgrade am Ende noch nicht in guten Platzierungen in der Tabelle wieder. Für Verstappen reichte es lediglich zu Rang sechs in der Endabrechnung. Albon landete gar nur auf Position zehn.
Giovinazzi demoliert Heckflügel
Neben Verstappen und Vettel leistete sich noch ein dritter Pilot einen spektakulären Ausflug ins Kiesbett. Antonio Giovinazzi wurde ebenfalls ein Opfer der halbfeuchten Bedingungen in der Frühphase des Testtages. Den Alfa-Romeo-Piloten erwischte es in Kurve 4, wo der Alfa Romeo C39 rückwärts durchs Kies und mit dem Heckflügel in die Bande rutschte.
Giovinazzi konnte sich zwar aus eigener Kraft aus dem Sandkasten befreien, der Heckflügel hing nach der halben Pirouette aber aber nur noch in Fetzen am Auto. Dummerweise hatte die Mechaniker kurz zuvor ein brandneues Leitwerk installiert. Nach dem Crash musste Giovinazzi wieder auf eine alte Version zurückrüsten.
In der Galerie zeigen wir noch einmal die Highlights eines unterhaltsamen Testtages.