Autos verlieren 2021 Abtrieb
Eigentlich sollte das Technik-Reglement für 2021 unverändert bleiben. Doch nun müssen die Teams im Bereich Unterboden doch Modifikationen vornehmen. Wir erklären Ihnen, wie die Maßnahmen genau aussehen und warum sie nötig wurden.
Einfrieren und Abrüstung sind eine feine Sache. Doch in der Formel 1 hat alles seine Konsequenzen. Auf manche Dinge kommt man erst beim zweiten Nachdenken. Eigentlich kommt die Formel 1 für 2021 ganz unverdächtig daher. Die 2020er Chassis sind bis Ende 2021 homologiert. 20 weitere Komponenten, vom Getriebe bis zur Crashstruktur, werden auf eine Liste gesetzt, von der man sich maximal zwei Elemente zur individuellen Weiterentwicklung aussuchen darf. Der Rest wird wie das Chassis festgeschrieben.
Nur die Aerodynamik bleibt frei. Und genau da liegt das Problem. Pirelli sendete plötzlich Alarm. Die Italiener wollen logischerweise für die Übergangssaison 2021 keine neuen Reifen konstruieren. Sie haben genug Arbeit, die 18-Zoll-Reifen für 2022 zu entwickeln. Doch wenn die Fahrzeug-Ingenieure weiter ungebremst die Aerodynamik ihrer Autos aufrüsten dürfen, dann drohen die Rundenzeiten noch schneller zu werden als für diese Saison prognostiziert. Und dabei könnten vor allem die Hinterreifen in die Knie gehen.
FIA reagiert für Pirelli
Die Techniker der FIA wollen deshalb reagieren. Um Pirelli die Entwicklung eines neuen Reifens für die letzte Saison eines auslaufenden Reglements zu ersparen, muss jetzt doch die Aerodynamik der Autos dran glauben. Neue Bestimmungen für den Unterboden sind bereits in Planung.
Es kursiert bereits ein Vorschlag der Sportbehörde, der von den Technikdirektoren der Teams nur noch abgesegnet werden muss. Die Änderungen betreffen Paragraf 3.7. des Technischen Reglements. Dort soll nach Artikel 3.7.1. ein zusätzlicher Unterpunkt eingeschoben werden.
In diesem Zusatz wird der Boden rund um die Hinterräder neu definiert. Das ist ein äußerst sensibler Bereich. Die Konstrukteure versuchen mit viel Aufwand, den Boden dort gegen die Turbulenzen der sich drehenden und walkenden Hinterräder abzudichten. Sie sind einer der größten Störfaktoren im Strömungsbild.
Deshalb wird die Bodenplatte so nah wie möglich an die Räder herangeführt, und deshalb sieht man bei den aktuellen Autos in den Böden so viele Slots und vertikale Finnen. Damit werden "gute" Luftwirbel generiert, die die "bösen" Turbulenzen abwehren sollen. Das wiederum garantiert eine saubere Strömung unter und auf dem Diffusor, was in der Konsequenz mehr Abtrieb bedeutet.
Rote Zone am Unterboden
Um diese Suche nach mehr Anpressdruck zu stoppen, erklärt die FIA einen bestimmten Bereich rund um die Hinterräder zur roten Zone. Die Längsachse ist eine Linie von 800 Millimetern parallel zur Fahrzeugmitte. Also der äußere Rand des Bodens. Der Rest des verbotenen Bereiches ist durch die Diagonale zwischen einem Punkt 535 Millimeter hinter der C-C-Linie (Cockpitrückwand) und 800 Millimeter von der Fahrzeugmitte, sowie der Mittellinie der Hinterachse und 650 von der Fahrzeugmitte begrenzt.
Wenn man aus der Vogelperspektive auf das Auto schaut, fällt damit an der Hinterkante des Bodens ein entscheidender Teil weg, der aktuell mit allerlei Strömungsausrichtern bestückt ist. Außerdem wird in einer weiteren Zone zwischen einer gedachten Linie von 450 Millimeter vor der Cockpitrückwand und 175 Millimeter vor der Mittellinie der Hinterachse Kontinuität von der Bodenplatte gefordert. Das heißt keine Slots, keine Aufbauten.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal, wie die Teams künftig abrüsten müssen.