Ein neuer Schumi in Fiorano

Die Ferrari-Junioren Mick Schumacher, Callum Ilott und Robert Shwartzman bekamen in Fiorano die Chance, sich auf die anstehenden Formel-1-Runs am Nürburgring und Abu Dhabi vorzubereiten. Wir haben Infos und Bilder.
Die Testkilometer, die Michael Schumacher während seiner aktiven Karriere in einem Formel-1-Renner in Fiorano abgespult hat, waren einfach zu viele, um sie zu zählen. Bei seinem Sohn Mick Schumacher fällt das Rechnen noch etwas einfacher. Am Mittwoch (30.9.) drehte der 21-Jährige nämlich seine allerersten Runden auf der Ferrari-Hausstrecke in einem Auto der Königsklasse.
Wie viele Umläufe auf der knapp drei Kilometer lange Piste mit dem markanten Achterlayout zustande kamen, wollte Ferrari nicht verraten. Was man aber erkennen konnte: Im Gegensatz zu seinem berühmten Vater, für den jahrelang die Startnummer 1 reserviert war, ließ sich Mick für den Probelauf die 47 auf die rote Nase kleben.
Als Testfahrzeug kam ein Ferrari SF71-H aus der Saison 2018 zum Einsatz. Das Reglement verbietet Probefahrten mit aktuellen Autos außerhalb der offiziellen Testtage. Das war bei Michael Schumacher noch anders. Zu dessen aktiver Zeit saßen die Piloten unter der Woche regelmäßig im Auto, um intensiv am Setup zu feilen und die Zuverlässigkeit zu überprüfen.
Schumacher mit Vettel-Ingenieur
Bevor es für Mick Schumacher am Mittwoch endlich losging mit der Action, stand in der Früh erst einmal der Streckenrundgang auf dem Programm. Tipps zu den zwölf meist engen Kurven in Fioriano gab es für Schumacher von niemand geringerem als Riccardo Adami, der im Hauptjob Renningenieur von Sebastian Vettel ist.
Als der V6-Turbo-Hybrid dann um 9.03 Uhr erstmals zum Leben erweckt wurde, saß allerdings nicht Schumacher im Auto sondern Robert Shwartzman. Der Russe fährt in der Formel 2 wie Schumacher für den Prema-Rennstall, liegt aber aktuell mit 51 Punkten Rückstand nur auf Position fünf der Gesamtwertung.
Im Gegensatz zu seinem deutschen Teamkollegen hatte Shwartzman zuvor noch gar keine Testkilometer in einem Formel-1-Renner abgespult. Deshalb ließ ihm Ferrari am Mittwoch auch den Vortritt. Was das Debüt im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes angeht, muss sich der Youngster aus Sankt Petersburg noch etwas gedulden. Erst in Abu Dhabi hat Ferrari für ihn ein Cockpit reserviert.
Kein Ausscheidungsfahren
Callum Ilott, der dritte hochtalentierte Nachwuchsmann im Ferrari-Stall, darf wie Schumacher schon am Nürburgring ins Geschehen eingreifen. Während Mick den Alfa Romeo von Antonio Giovinazzi übernimmt, greift Ilott bei Haas für Romain Grosjean ins Lenkrad. In Fiorano bekam der Brite den mittleren Slot zwischen seinen anderen beiden Junior-Kollegen.
Um Punkt 15 Uhr, als der Asphalt ordentlich sauber gefahren war, durfte dann auch endlich Schumacher sein Talent unter Beweis stellen. "Das war sehr nützlich, um sich an die komplexen Abläufe im Cockpit zu gewöhnen. Und natürlich um zu erfahren, wie ein Team auf dem höchsten Level arbeitet", erklärte der Pilot anschließend.
"Vor ein paar Wochen durfte ich in Mugello schon den F2004 fahren, ein tolles Auto – aber etwas antiquiert. Die Erfahrung eines 2018er Hybrid-Autos hat mich nun gelehrt, wie wichtig die Elektronik für den Antrieb ist und wie viel Fortschritt die Formel 1 in Sachen Aerodynamik gemacht hat."
"Ich kann es kaum erwarten in Deutschland wieder ins Cockpit zu springen. Es wird toll sein, an einer Trainingssitzung vor meinem Heimpublikum teilnehmen zu können – und das bei einem Team, bei dem einige Mechaniker schon mit meinem Vater gearbeitet haben. Das wird den Tag zu etwas ganz Besonderem machen."
Kein Ausscheidungsfahren
Marco Matassa, der Technikchef der Ferrari Driver Academy sprach dem Trio anschließend ein Lob aus: "Das Auto hat viel mehr Power und ein deutlich komplizierteres Bremssystem als sie es aus der Formel 2 gewohnt sind. Dazu noch eine Servolenkung, die Gefühl und Präzision verlangt. Trotzdem waren alle drei schnell bei der Musik. Die Runden werden vor allem Mick und Callum helfen, wenn sie Freitags am Nürburgring fahren."
Über Rundenzeiten und zurückgelegte Diszanzen machte Ferrari keine Angaben. Die Verantwortlichen betonten auch, dass es sich nicht um ein Ausscheidungsfahren um mögliche Formel-1-Cockpit für das kommende Jahr handelte. Sinn und Zweck der Übung war hauptsächlich, die drei Talente auf ihre anstehenden Einsätze im Formel-1-Auto auf der großen Bühne vorzubereiten. Entsprechend akribisch ging es anschließend auch in die Datenanalyse mit den Ingenieuren.
In der Galerie zeigen wir Ihnen einige Impressionen von Schumacher, Shwartzman und Ilott aus Fiorano.